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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Baum auf, der auf weibliche Konkurrenz scheinbar eifersüchtig reagierte. Als Ranuken sich ein weiteres Mal gegen den Stamm lehnte, sank er hinein und ich mit ihm.
    Anderes, als wenn ich mit Sam durch die Meeresoberfläche wechselte, legte sich ein feines, feuchtes Netz über mich. Einen Atemzug lang glaubte ich mich gefangen, dann zog das Netz sich von alleine zurück und offenbarte mir die schwarz-weiße Welt der Sphäre.

29
    Neue Pfade
    Sam
    Ein ums andere Mal lief ich denselben Weg zwischen den Bäumen entlang, so lange, bis ich einen ordentlichen Pfad ausgetreten hatte. Ich war nervös, das stand fest.
    Shirin hatte recht, mir blieb gar nichts anderes übrig, als die Schattenschwingen davon zu überzeugen, dass weder von mir noch von meinem Wunsch, in die Menschenwelt zu wechseln, etwas Ungutes ausging. Dennoch kam mir langsam der Verdacht, dieser Versammlung vielleicht zu schnell zugestimmt zu haben. Das merkwürdige Surren, seit ich die Schattenschwingen gerufen hatte, hatte immer noch nicht nachgelassen und brachte meine Fingerspitzen zum Kribbeln. Wen habe ich da bloß alles eingeladen?, fragte ich mich unaufhaltsam, ohne eine Antwort zu finden. Zwar hatte es nur einige direkte Antworten gegeben, aber ich war mir sicher, dass weitaus mehr Schattenschwingen meiner Einladung folgen würden, als mir lieb sein konnte. Außerdem würden sie sich mit der anbrechenden Dämmerung bei der Ruine treffen. Auch so eine dumme Idee. Diese sah nicht länger aus wie ein verfallenes Gemäuer, sondern eher wie ein gemütliches Zuhause. Derartiges schufen nur Menschen und nicht etwa Schattenschwingen, die sich an die Regeln hielten.
    Ich hörte ein Knacken im Unterholz, fuhr zusammen und ballte unwillkürlich meine Hände zu Fäusten. Doch es war nur Kastor, der mir ein wissendes Lächeln schenkte und sich auf einen halb verrotteten Baumstumpf setzte. Ich war wirklich froh darüber, ihn zu sehen. Wenn Ranuken mit Abstand die zudringlichste unter den Schattenschwingen war, dann war Kastor sein Gegenstück. Er war so ruhig und zurückhaltend, dass es mir manchmal vorkam, als würde er sich rein zufällig in meiner Nähe aufhalten und nicht etwa, weil er gern Zeit mit mir verbrachte. Seit unserem ersten Zusammentreffen hatte ich ihn zwar erst zwei oder drei Mal wiedergesehen, aber ich vertraute ihm und war mehr als froh, dass er bereits vor der Versammlung aufgetaucht war. Seine Gegenwart beruhigte mich, und das konnte ich jetzt gut gebrauchen. Auf keinen Fall durfte ich gleich irgendwas vermasseln.
    Während ich auf Kastor zuging, war irgendetwas anders an ihm - nur konnte ich nicht erkennen, was es war. Erst als ich vor ihm stand, begriff ich, was mich stutzig machte: Kastor roch nach Seife.
    »Hat unser Baumfreund dir etwa auf die andere Seite verholfen?«
    »Ich habe meine eigene Pforte benutzt. Selbst wenn Ranuken wüsste, wie man eine andere Schattenschwinge mitnimmt, würde ich mich nicht von ihm in seine eifersüchtige Birke zerren lassen. Mir wäre das Risiko zu hoch, dass mir anschließend ein paar wichtige Körperteile fehlten.«
    Trotz meiner Anspannung musste ich grinsen, während Kastor sich imaginären Schweiß von der Stirn wischte. Unwillkürlich dachte ich darüber nach, wie alt er wohl sein mochte. Es brannte mir auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er die Sphäre vor dem Krieg gekannt hatte. Allerdings machte Kastor, der meinem prüfenden Blick ohne mit der Wimper zu zucken standhielt, nicht den Eindruck, als würde er ausgerechnet mir bereitwillig Rede und Antwort stehen.
    »Hoffentlich hast du dir bei deinem Besuch drüben die Mühe gemacht, dir etwas Ordentliches überzuziehen«, zog ich ihn stattdessen auf.
    Kastor lachte, ein angenehmes Geräusch, genau wie seine Stimme, die wir viel zu selten zu hören bekamen. Dass sich die Schattenschwingen nur wenig aus Kleidung machten, war mir klar, seit ich ihm auf der Lichtung gegenübergestanden hatte, und mir seine Nacktheit unangenehm gewesen war. Mittlerweile sah ich das lockerer. Weder Wind noch Kälte machten uns etwas aus und da die Schattenschwingen nur ungern Dinge schufen, verzichteten sie mehr oder weniger darauf, sich zu bedecken. Außerdem störten Oberteile uns beim Fliegen. In Kastors Fall kam noch seine Herkunft hinzu: Im antiken Griechenland hatte man wohl ebenfalls nicht allzu viel darauf gegeben zu verstecken, was man hatte.
    »Es ist eine gute Idee, hier unter dem Laubdach zu warten, bis alle eingetroffen sind«, wechselte Kastor das Thema. »So

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