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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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bedanken und verabschieden müsste, weil Mila überall hinblickte, nur nicht zu mir. Doch dann sagte sie: »Kennst du schon unseren Garten? Der ist wirklich klasse. Meine Mutter ist eine echte Dschungelkönigin, und das in einer Gegend, in der die Leute außer Heckenrosen und Sanddorn nichts zu kennen scheinen.«
    Ich nickte bloß und behielt lieber für mich, dass Rufus wegen dem berühmten Levander-Garten den Beinamen » rufus viridis« trug - der grüne Rufus. Das konnte ihn richtig fuchsig machen, denn mit Grünzeug & Co. wollte er nicht in Verbindung gebracht werden.
    Der Garten war überwältigend. Ein Kleinod, das gut vor der strengen Meeresbrise geschützt in einer Senke lag. Weich fiel der Garten ab und an seiner tiefsten Stelle war ein Schwimmteich angelegt, auf dem sich die ersten Blätter von Seerosen zeigten. Zwar hatten die meisten Bäume erst hellgrüne Triebe ausgeschickt, doch sie standen so dicht beisammen, dass man sich den Laubhimmel des Sommers gut vorstellen konnte. Die Sonne der letzten Tage hatte überdies zahlreiche Blumen hervorgelockt, sodass der ganze Boden mit einer Blütendecke überspannt war. Es war ein verträumter, wilder Ort, für Mila wie gemacht. Langsam schlenderte sie über die Pfade zwischen weißen Sternenblumen, deren Namen ich nicht kannte. Hätte sie nicht eine Strickjacke über ihr Blumenkleid gezogen, wäre sie mit dem Garten verschmolzen.
    »Wenn das eben Julia am Telefon gewesen ist, wird es bestimmt noch eine Weile dauern, bis wir Rufus wiedersehen«, sagte sie schließlich in die Stille hinein.
    »Hast du die Panik in Rufus’ Augen gesehen? Das war auf jeden Fall Julia, die vorhat, ihm die Hölle heißzumachen.«
    Julia sah sich als Rufus’ inoffizielle Freundin und Rufus sah in ihr eine Frau, mit der man sich bei Gelegenheit gut im Bett amüsieren konnte, ohne Verpflichtungen einzugehen. Zumindest wollte er das gern so sehen, und dementsprechend hatte er sich am Freitagabend, wenn man dem Flurfunk glauben durfte, mit Lucas Cousine verzogen.
    Mila lachte, wobei sie sich mit beiden Händen die Oberarme rieb, als wäre ihr trotz des Sonnenscheins kalt. »Hinter der Eibenhecke steht eine Bank. Möchtest du dich einen Moment setzen?«
    Die Bank, ein überraschend modernes Teil aus Acryl, lag versteckt zwischen hohen Heckenwänden, und trotzdem hatte man einen guten Blick auf den Garten. Auch die Sonne fand ihren Weg zu diesem Platz und hatte ihn bereits schön aufgewärmt. Während ich mich neben Mila setzte, machte ich eine kurze Bestandsaufnahme: immer noch kein Blickkontakt und wie bereits beim Spazierengehen war sie auch jetzt darauf bedacht, einen Abstand zu mir zu wahren. Aber immerhin wollte sie neben mir sitzen.
    Angestrengt dachte ich darüber nach, was ich sagen könnte, welches Thema das richtige war. Ehrlich gesagt kannte ich eine solche Situation nicht, weder mit meinen Freunden noch mit den Mädchen, die ansonsten um mich herum waren. Freundinnen von Freunden, Schulkameradinnen, irgendwelche Bekannte. Man redete eben oder ließ es bleiben. Bei Mila sah das jedoch anders aus. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als wäre das hier meine Chance, etwas zu beweisen. Doch ich wusste nicht, was. Dass ich ein netter Typ war, der absolut nicht nach seinem Vater schlug? Oder war sie wie Rufus auf ein bisschen Gefahr aus und hielt mich, ihren Erwartungen zum Trotz, bereits für einen Langweiler? Woher stammte - verflucht noch mal - die Unsicherheit, die sich plötzlich zwischen uns ausbreitete und die mich schier in den Wahnsinn trieb?
    Mila kramte in ihrer Jackentasche und holte eine Sonnenbrille hervor, die sie sich auf die Nase setzte. Eine knallrot gefasste Sonnenbrille. »Wow«, entfuhr es mir.
    Schon verzog sich ihr Mund zu einem unsicheren Strich. »Meine Mutter meinte, sie würde mir stehen.«
    »Das tut sie auch. Ich meine nur ›wow‹, weil ich noch nie etwas so Rotes gesehen habe.«
    Milas Hand wanderte zur Brille, als wolle sie sie abnehmen, zog sich dann aber zurück. »Ein wenig Farbe schadet nie. Außerdem ist das gute Stück schon was wert, weil es dich aufgetaut hat.«
    Meine Mundwinkel wollten nach oben zucken, doch stattdessen machte ich ein gespielt beleidigtes Gesicht. »Aufgetaut? Ich wusste gar nicht, dass ich wie ein Eisklotz rüberkomme.«
    »Na, ein bisschen zurückhaltend bist du ja schon gewesen, seit wir nicht mehr im sicheren Schutz meiner Familie waren.«
    Das war nun wirklich frech. »Tja, schwer zu erklären, warum ich mich so benehme.

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