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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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das ich nur als Zuschauer wahrnehme«, sagte er leise. »Als würde ich hier nur ein Gastspiel geben und nicht zur Stammbesetzung gehören. Immer voll dabei, aber eben mit dem Wissen, dass man nur behelfsmäßig mit von der Partie ist. Man macht alles richtig, aber eigentlich hat es keine bleibende Bedeutung. Man ist austauschbar, nicht echt. Vielleicht liegt es an meinem Vater. Du hast die Narben an meinem Arm ja gesehen und kannst dir demnach ungefähr vorstellen, wozu er fähig ist. Dass ich mich wie ein Fremdkörper fühle, könnte eine Schutzmaßnahme sein, damit er mich nicht fertigmachen kann.« Sam fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als müsse er sich vergewissern, dass er wirklich da war. »Das Interessante ist, dass mir das erst jetzt so richtig aufgefallen ist. Samuel, der Einzige, der Leben spielt, während alle anderen es wirklich tun. Vorher war das einfach mein Dauerzustand, aber nun … Du bist die Einzige, bei der ich mich echt fühle. Und mit dir ist die Welt nicht einfach nur eine Kulisse, sondern real. Das klingt vollkommen verrückt, aber du gibst mir das Gefühl, das ich hier sein will, mit allen Konsequenzen. Als hättest du eine Brücke geschlagen zwischen mir und der Welt.«
    Ich stand da und schaute gemeinsam mit Sam dem Wellenspiel zu. Gischt spritzte auf, wo das Wasser auf Felsen schlug. Dort, wo die Wellen langsam ausliefen, konnte ich unter der glänzenden Oberfläche ein in sich verschlungenes Spiel aus Blau- und Grüntönen ausmachen.
    Langsam trat ich vor Sam, wobei ich meinen Arm um seine Taille liegen ließ. Der Sand geriet in Bewegung, als ich mich auf die Zehen stellte, um ihm in die Augen sehen zu können. Ich sah darin ein tief bewegtes Meer. Diesmal hatte ich keine Angst vor seiner Berührung. Als Sam sich vorbeugte und seine Lippen meine berührten, hielt ich nur einen Herzschlag lang still, dann erwiderte ich den Kuss. Ich schmeckte eine Spur von Salz, doch ich fand keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken. Denn nachdem Sam meinen Mund zuerst nur behutsam gestreift hatte, wurden seine Liebkosungen eindringlicher. Seine Hand lag in meinem Nacken, schwer und warm, und meine eigenen Hände wanderten seinen Rücken empor, erkundeten Muskeln und Schulterblätter durch das Shirt hindurch. Ich wollte ihn dichter an mich heranziehen, doch sein verletzter Arm ließ es nicht zu. Schließlich gab ich dem Drängen von Sams Lippen nach und ließ ihn ein.
    Als Sam mich wieder freigab, war die aufkommende Flut ein ganzes Stück näher gerückt und beinahe hätte das Wasser unsere Füße umspült. Trotzdem wollte ich nicht, dass Sam sich aus meiner Umarmung löste. Doch der leicht benommene Glanz in seinen Augen entschuldigte mich dafür. Seine weich geschwungene Oberlippe war röter als sonst und ich fuhr mit der Spitze meines Zeigefingers auf ihr entlang. Sie war warm von meinen Küssen. Unwillkürlich musste ich lächeln und einen Augenblick später küsste Sam mich erneut.
    Dieses Mal gelang es der Flut tatsächlich, uns zu überraschen. Ich spürte das kalte Wasser erst, als es bereits meine Knöchel umspülte. Mit einem Schrei sprang ich zur Seite und wäre gestürzt, wenn Sam mich nicht gehalten hätte. Er lachte auf und ich stimmte mit ein, kuschelte mich an seine Seite und streichelte über seine rechte verbundene Hand, die er die ganze Zeit vor die Brust gepresst gehalten hatte, um den Arm möglichst wenig zu bewegen.
    »Dieser Wasserschwall war wohl das eindeutige Zeichen dafür, dass wir langsam zur Stadt zurückkehren sollten.«
    Obwohl ich wusste, dass er recht hatte, gefiel es mir gar nicht. Langsam wanderten meine Finger von seiner Hand über seine Brust. Ich konnte die Wärme seines Körpers durch den Stoff hindurch spüren.
    Sam hielt den Atem an, dann umschloss er meine Hand und hinderte sie daran, zum Schlüsselbein hoch zu wandern. »Es wäre keine gute Idee, wenn ich dich deinem Vater gleich bei unserem ersten Treffen zu spät zurückbringen würde. Sonst wäre das vielleicht auch gleich unser letztes.«
    »Ja, das stimmt wohl.« Trotzdem konnte ich mich nur mit Mühe von ihm losmachen. Es fühlte sich an, als würde ich damit gegen ein Naturgesetz verstoßen. Ich schlüpfte aus meinen durchweichten Sandalen und war erstaunt, wie kühl sich der Sand unter meinen Füßen anfühlte. Der Abend brach herein, es war wirklich höchste Zeit, sich auf den Rückweg zu machen.
    Sams Mundwinkel umspielte ein Lächeln, während er mich musterte, und einen Moment lang sah

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