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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Wahrheit - meine Mutter hatte durchaus an den Korb gedacht, nur hatte der eben ausschließlich Cracker und zum Vitaminausgleich Selleriestangen enthalten.
    Sam dachte kurz nach. »Wie wäre es mit Burritos?«
    »Großartige Idee!«
    Ohne zu zögern, nahm er meine Hand und wir suchten uns gemächlich den Weg zum Burrito-Stand. Obwohl mein Magen mittlerweile laut und deutlich knurrte, ärgerte ich mich nicht im Geringsten über die lange Schlange. Dazu fühlte es sich viel zu gut an, neben Sam zu stehen und das warme Prickeln zu spüren, das von seiner Handfläche ausging. Als wir an der Reihe waren und er meine Hand losließ, überkam mich ein Anflug von Traurigkeit, der mich an Julia denken ließ. Mit einem Mal verstand ich ihr hysterisches Verhalten, wenn Rufus sie zurückwies, etwas besser. Wenn es einen schon fast um den Verstand brachte, nicht die Hand des Jungen halten zu können, in den man verliebt war, wie musste sich dann erst dieses ständige Katz-und-Maus-Spiel anfühlen, dem Rufus sie aussetzte?
    Sam reichte mir etwas umständlich mit der linken Hand meinen Burrito und zog beim Blick in mein Gesicht die Augenbrauen zusammen. Als wir uns auf einen der Granitbrocken gesetzt hatten, die den Deich säumten, und schweigend aßen, musterte er mich von der Seite. »Was stimmt denn nicht?«, fragte er nach einer Weile.
    Ich gab auf. »Rufus hat sich letzte Nacht sonstwo rumgetrieben und heute Morgen hat es deshalb ordentlich Ärger mit unseren Eltern gegeben.«
    »Es ist doch nicht ungewöhnlich für Rufus, dass er ab und an mal Vollgas gibt.«
    »Das weiß ich ja, nur denke ich mittlerweile, dass sein Verhalten wirklich nicht okay ist. Er zieht los, macht sich mit ein paar Bier locker und blendet die Frauen dann mit seinem guten Aussehen. Zack, kriegt er sie rum und das war es dann auch schon wieder.«
    Sam biss in seinen Burrito und ließ seinen Blick über die Promenade schweifen. »Diese Nummern sprechen zwar nicht unbedingt für Rufus, aber eigentlich richtet er damit doch auch keinen Schaden an. Ich meine, die Mädchen, die sich auf ihn einlassen, wissen schließlich, woran sie sind. Rufus macht ja nicht gerade einen Hehl aus seiner Einstellung.«
    »Vernunft und Gefühl sind doch zwei ganz verschiedene Sachen«, erwiderte ich hitzig. »Schau dir Julia an: Man sollte meinen, dass ihr eigentlich glasklar sein müsste, dass Rufus sich nach tausendmal Fremdgehen wohl kaum auf eine echte Beziehung mit ihr einlassen wird. Trotzdem läuft sie ihm hinterher und ignoriert, dass die halbe Schule über sie lacht. Wenn ich mich von jemandem angezogen fühle, bin ich gar nicht mehr richtig in der Lage, die Situation vernünftig einzuschätzen. Ich möchte dem Menschen nah sein und sobald er mir ein wenig entgegenkommt, halte ich mich an dem Glauben fest, dass er dasselbe für mich empfindet. Und bevor man sich versieht, ist es zu spät.« Unvermittelt hielt ich inne.
    »Reden wir immer noch über Rufus und Julia?« Entgegen meiner Erwartung klang Sam kein bisschen belustigt. »Mila, machst du dir Sorgen, dass ich mich nur amüsieren will und dann am nächsten Tag nicht mehr weiß, wie du heißt?«
    »Nein«, sagte ich ehrlich. »Aber genau das meine ich ja. Manchmal sieht man die Dinge nicht, wie sie sind, sondern, wie man sie sich wünscht.«
    Mit einer geschmeidigen Bewegung wendete Sam sich mir zu. Da ich mich nicht traute, seinen Blick zu erwidern, umfasste er sanft mein Kinn. »Du kannst doch die Wahrheit hinter den Erscheinungen erkennen. Also, was siehst du in mir?«
    Ich tat, was Sam vorgeschlagen hatte. Ich nahm all meine Konzentration zusammen und sah ihm tief in die Augen, mit dem speziellen Blick, der mir einen Teil der Welt überdeutlich zeigte. Ich sah meerfarbene Augen und darin verborgen eine Ernsthaftigkeit, die jeden Zweifel fortwischte. Was Sam tat, geschah aus Überzeugung, er würde niemals mit mir spielen oder mich bewusst verletzen. Wenn er meine Hand nahm, dann war es das, was er wollte. Deshalb versteckte er seine Zuneigung auch nicht, selbst wenn dadurch alles etwas überstürzt wirken mochte. Ich war diejenige, die Zweifel und Ängste hatte. Immer noch, auch wenn ich sie mir nicht erklären konnte. Und Sam spürte meine Zurückhaltung. All das erkannte ich in diesem Augenblick, doch es gelang mir nicht, es auszusprechen.
    Trotzdem lächelte Sam mich an, als hätte er meine Empfindungen von meinem Gesicht ablesen können. Die silbrige Narbe neben seinem Auge bog sich zu einem Halbmond. »Wir

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