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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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wenn Sam es nicht aussprach, so war uns beiden doch klar, dass er vermutlich niemals wieder in die Menschenwelt, wie er sie nannte, zurückgekehrt wäre, wenn es mich nicht gäbe. Ich war unendlich glücklich über die Stärke seiner Gefühle für mich, gleichzeitig machte unsere schwierige Lage mich aber auch traurig.
    »Es ist nicht so, als wenn ich dich nicht verstehen könnte«, setzte ich vorsichtig an. »Aber das kann zu einer echten Zerreißprobe für mich werden. Ich bin ein Familienmensch, meine Eltern vertrauen mir, und ich habe einen Bruder und eine Freundin, die mir sehr viel bedeuten. Wenn du offiziell vermisst bleibst, werde ich sie alle anlügen müssen.«
    »Das hältst du nicht lange aus, so gut kenne ich dich, Mila.« Sam sah so verzweifelt aus, wie ich mich fühlte. »Wenn ich dich zu oft zum Lügen zwinge, wirst du dich eines Tages gegen mich entscheiden.«
    Seine Worte trafen mich wie eine Anschuldigung. »Wie kannst du so etwas sagen! Ich will ganz bestimmt nicht lügen, aber dich deshalb verlassen? Glaubst du wirklich, dass mir meine Liebe zu dir so wenig wert ist, dass ich sie einfach beim ersten Widerstand in den Wind schreibe? Glaubst du, nur du bist zu tiefen Gefühlen fähig?«
    Sam blinzelte, seine Lippen bewegten sich stumm, aber es kam nichts heraus. Er trat auf mich zu, doch ich stieß ihn weg. Für einen Moment leuchtete sein Strahlen auf wie ein Flutscheinwerfer, ehe er es wieder in den Griff bekam. Ich wankte einen Schritt zurück, halb geblendet.
    »Wenn ich dich jemals verlassen sollte, dann nicht, weil ich nicht stark genug empfinde. Wie denkst du eigentlich von mir?«
    »Ich wollte dir doch nichts Gemeines unterstellen«, brachte Sam endlich hervor. »Sondern nur klarstellen, dass ich Verständnis dafür habe, wenn dir das alles zu kompliziert ist. Du musst mir glauben, dass ich absolut nicht an deinen Gefühlen zweifle, nicht nach allem, was du durchgemacht hast. Ich will doch nur das Richtige tun … für dich.«
    Ich glaubte ihm. Trotz des Schmerzes, der immer noch in mir tobte, zog ich ihn an mich heran und küsste ihn mit einer ruppigen Leidenschaft, als wolle ich ihn doch noch ein wenig bestrafen. Sam zuckte nicht zurück, sondern ließ mich gewähren, bis dem Spiel unserer Lippen nichts Rücksichtsloses mehr innewohnte, sondern nur noch Zärtlichkeit. Ehe ich mich versah, hatte sich das Chaos meiner Gefühle in Begierde verwandelt. Das Einzige, was ich noch wahrnahm, fühlte und schmeckte, war Sams Mund. Bis das mit einem Mal nicht mehr reichte - ich wollte mehr von ihm, wollte ihn an mich binden, mit ihm verschmelzen. Angespornt von einer Leidenschaft, die mich von Kopf bis Fuß in Brand setzte, ließ ich meine Lippen zu Sams Hals hinabwandern und kitzelte seine raue Haut mit der Zungenspitze, bevor ich ihr einen Kuss aufdrückte. Sam stieß einen schwachen Laut aus. Ich konnte nicht widerstehen und sah mir sein Gesicht an, dessen vor Erwartung angespannte Züge sich im Dämmerlicht des anbrechenden Morgens klar abzeichneten. Seine geschlossenen Augenlider bebten leicht, während seine Lippen einladend offen standen und glänzten. Doch bevor ich sie wieder in Besitz nehmen konnte, schaltete sich meine Vernunft ein: Der Morgen war angebrochen. Ich wollte den Gedanken wieder beiseiteschieben, ihn weiterküssen - doch es war zu spät.
    »Gott, ich hasse es, das jetzt sagen zu müssen, aber ich muss zurück, Sam. Hoffentlich hat Lena noch nicht den ganzen Strand nach mir abgesucht. Das wird ein Drama geben.«
    Es brauchte einen Augenblick, bis Sam sich regte. Und selbst dann sah er noch aus wie jemand, den man aus einem süßen Traum gerissen hatte. Er räusperte sich und nahm seine Hände von meinem Rücken. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sie einen Weg bis unter meine Kapuzenjacke samt T-Shirt gefunden hatten.
    »Ja, klar«, sagte er und wischte sich ein wenig hilflos über das Gesicht.
    Obwohl mir angesichts seiner offensichtlichen Orientierungslosigkeit nach einem Lächeln zumute war, riss ich mich zusammen. Ich hatte zwar noch nicht sonderlich viel Übung darin, aber anscheinend gelang es mir ohne Weiteres, Sam mit einigen Küssen um den Verstand zu bringen. Das gefiel mir, auch wenn ich zugleich erleichtert darüber war, dass wir keine Chance gehabt hatten, weiterzugehen. Ansonsten, das spürte ich, wäre ich bis ans Ende mit ihm gegangen. Zu groß war das Auf und Ab der Gefühle in dieser Nacht gewesen.
    Während mir bei dieser Erkenntnis etwas schummerig wurde,

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