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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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legte ich meine Arme um Sams Nacken und er breitete seine Schwingen aus. Dieses Mal traf mich der Wechsel nicht unvorbereitet, was jedoch nichts daran änderte, dass es mir den Atem verschlug, schlimmer als bei einem Sprung in kaltes Wasser. Dieses Mal wechselten wir allerdings im flachen Wasser ein Stück entfernt von den Klippen. Sam hatte einen Arm um mich geschlungen, während er den anderen unter meinen Knien hielt, damit mich das Wasser, das ihm bis zu den Oberschenkeln reichte, nicht erwischte.
    »Das macht garantiert keinen guten Eindruck, wenn du die halbe Nacht verschwunden warst und dann klatschnass wiederauftauchst«, sagte Sam, nachdem er mich am Strand abgesetzt hatte und nun unglücklich in Richtung Sonne blickte, die bereits ihre ersten blassen Schimmer über den Horizont schickte. Glücklicherweise war die Nacht hier im Verhältnis zur Sphäre finster, sodass es noch etwas dauern würde, bis es wirklich hell war. Die Party hatte mittlerweile ihren Höhepunkt überschritten, vom Wasser her scholl betrunkenes Lachen von einigen späten Nachtschwimmern und im Sand konnte man das eine oder andere Pärchen erahnen. Doch bis zu den Klippen hatte es außer uns niemanden verschlagen.
    »Wenn ich Glück habe, war Lena zu beschäftigt, um meine Abwesenheit überhaupt zu bemerken. Ich kann mir gut vorstellen, dass Julius das eine oder andere Kunststück auf Lager hat.«
    Leider ging Sam nicht auf meine Faxen ein, sondern begann an dem Baseballshirt herumzuzupfen, das die Zeichen auf seinem Arm bedeckte. Einer Eingebung folgend zog ich meine Kapuzenjacke aus und hielt sie ihm hin. »Die Jacke hat mehr Stoff, um die Zeichen zu bedecken«, begründete ich meinen Vorschlag. »Im Tausch kannst du mir ja dein Shirt überlassen.« Dabei wollte ich in Wirklichkeit etwas von ihm behalten, selbst wenn es lediglich ein arg zerknittertes Oberteil war. Glücklicherweise erriet Sam diesen Hintergedanken nicht.
    »Meinst du wirklich? Das olle Ding …«
    Fordernd streckte ich meine Hand aus und Sam reichte mir leicht verschämt sein Shirt.
    »Wo wirst du heute Nacht schlafen?«, fragte ich, während Sam sich die Jacke um den Unterarm wickelte, ein Zeichen dafür, dass er sofort aufbrechen wollte. Wider besseren Wissens spielte ich mit dem Gedanken, ihn zu fragen, ob er nicht bei mir übernachten wollte. Wenigstens dieses eine Mal. Es fiel mir unendlich schwer, mich gleich wieder von ihm trennen zu müssen, selbst wenn es nur für eine kurze Dauer sein sollte. »Rufus’ Zimmer steht leer«, schob ich rasch hinterher. »Wenn wir es richtig anstellen, würde niemand es mitbekommen.«
    Sam dachte einen Moment nach, schüttelte dann den Kopf. »Tut mir leid, aber ich halte das für keine gute Idee. Außerdem möchte ich noch ein paar Dinge erledigen, bevor wir beide uns wiedersehen. Ich hab da eine Idee, wie ich die Sphäre ein wenig heimischer für dich machen könnte.«
    Ich zuckte ergeben mit den Schultern. »Was hältst du davon, wenn wir uns morgen Nachmittag auf dem Segelschiff meines Vaters treffen? Lena will zu Artemis und meine Eltern sind ebenfalls unterwegs. Dann bringe ich dir auch ein paar Klamotten von Rufus mit.«
    Sam setzte zu einer Antwort an, hielt aber inne. Angestrengt lauschte er in den Nachtwind. »Lena sucht dich und sie klingt aufgeregt.«
    »Tatsächlich?« Ich war überrascht, denn ich hatte nichts gehört.
    Sam lächelte und gab mir einen leichten Kuss auf die Lippen. »Sie kommt geradewegs auf dich zu. Also, bis morgen Mittag - falls du es dir nicht anders überlegen solltest. Ich würde es dir nicht übelnehmen.«
    »Keine Chance, ich werde da sein«, erwiderte ich und versuchte, Sam einen weiteren Abschiedskuss zu entlocken. Aber da hörte ich ebenfalls Lenas Rufe. Mit einem Seufzen trennte ich mich von Sam, der ohne zu zögern ins schwarze Wasser hineinlief, das zwischen den Klippen hochspritzte. Er warf mir noch einen Blick über die Schulter zu, dann war er verschwunden. Im nächsten Augenblick riss Lena mich in ihre Arme und stierte mich entgeistert an.
    »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht! Wo hast du dich nur die ganze Zeit versteckt?« Ihre grünen Haare standen wirr zu Berge und sie wirkte etwas neben der Spur.
    »Ach, zuerst habe ich mal nachgeschaut, was sonst noch so auf der Party los war, und irgendwann wollte ich mal einen Moment für mich allein sein. War scheinbar ein Schluck Wein zuviel, ich bin jedenfalls eingeschlafen. Tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast, aber als

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