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Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen

Titel: Schattenschwingen Bd. 1 Schattenschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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die Augen verdeckten. »Schon besser, aber nicht richtig«, sagte er leise. »Eigentlich müsste ich den Bannspruch brechen, damit ich meine volle Stärke entfalten kann. Ich weiß allerdings nicht wie.«
    »Volle Stärke, das klingt doch gut. Vielleicht könntest du dann sogar übers Wasser wandeln oder mit deinen Augen Blitze abschießen.«
    »Sehr witzig.« Sam zupfte mich an einer meiner Haarsträhnen. »Aber jetzt im Ernst: Wäre es besser gewesen, wenn ich dir das alles gar nicht erzählt hätte?«
    Ich hörte die Sorge in Sams Stimme und musste wider Willen lächeln. Er glaubte, dass ich von dem eben Gehörten überfordert war, dabei war ich schon längst einen Schritt weiter. So verrückt es klingen mochte, ich fühlte mich keineswegs überfordert, nachdem ich erst einmal akzeptiert hatte, was Sam war. Mir ging es jetzt vielmehr darum, ihm etwas zurückzugeben, mich seiner Liebe ebenbürtig zu erweisen, indem ich die Sphäre, seine eigentliche Heimat, akzeptierte. »Das fragst du doch nur, weil ich so behütet aufgewachsen bin«, neckte ich ihn. »Nun, vielleicht bin ich in mancher Hinsicht ein ahnungsloses Schaf. Aber wenn mir meine Vorzeigefamilie eins mit auf den Lebensweg mitgegeben hat, dann Stärke und Vertrauen. Du brauchst dir also keine Sorgen um mich machen, ich lande ganz bestimmt nicht auf der Couch eines Psychologen.«
    »Ich weiß nicht …«
    Ich konnte die Zweifel direkt von seinem Gesicht ablesen. »Hör mal, Sam: Wenn nicht ich damit klarkomme, wer dann? Du hast doch selbst gesagt, dass ich die Dinge anders sehe als die meisten Menschen. Damit hast du recht gehabt. Ich habe es von Anfang an als gegeben hingenommen, dass du dich auf eine grundlegende Art von uns allen unterscheidest. So gesehen hast du mir bloß etwas bestätigt, was ich tief in mir drinnen eh immer gewusst habe.«
    Was auch immer ihn an meinen Worten überzeugt hatte, ich konnte regelrecht spüren, wie sich etwas in Sam löste und seine Sorgen wie eine Flut wegspülte. Eine besonders prickelnde Flut offenbar, denn nun grinste er mich herausfordernd und sehr sexy an. »Das ist übrigens ein wirklich schickes T-Shirt, das du da anhast.« Sein Blick glitt über den fluoreszierenden Aufdruck auf meiner Brust und sein Grinsen wurde noch breiter. »Lass mich raten: ein Geschenk von Rufus.«
    Das bestätigte meinen unschönen Verdacht. »Das ist Spanisch und heißt ›Kleine Schwester‹.«
    »Ja, das ist Spanisch, aber es heißt definitiv nicht ›Kleine Schwester‹.«
    Automatisch schossen mir unzählige Möglichkeiten durch den Kopf, was die Aufschrift wohl bedeuten könnte. Keine davon war sonderlich beruhigend. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und schenkte Sam einen ungeduldigen Blick, sodass er gleich abwehrend die Hände hochhob.
    »Die Aufschrift bedeutete so in etwa ›Überreife Jungfrau‹. Herr Sales hat uns mit solchen lustigen Vokabeln im Spanischunterricht bei Laune gehalten. Typisch Rufus.«
    »Mann, ich hasse meinen Bruder! Und dann lässt er mich mit dem Ding auch noch an meinem Geburtstag rumlaufen, als wenn nicht die Hälfte unserer Schule Spanisch bei Sales belegt hätte. Rufus hat vielleicht ein Glück, dass er sich gerade in einer anderen Welt aufhält, dieser Mistkerl.«
    Ich hatte mich immer noch nicht wieder beruhigt, als Sam mit dem Zeigefinger die Buchstaben auf meinem T-Shirt nachzuzeichnen begann. Als würde er sich der plötzlichen Stille bewusst, sagte er: »Mir gefällt es - das T-Shirt, meine ich.«
    »Wenn du damit nicht aufhörst, verwirrst du mich wirklich noch vollkommen«, sagte ich ein wenig atemlos.
    »Sich ein wenig verwirrt fühlen, ist doch gar nicht so schlecht.« In seine Stimme hatte sich ein lasziver Ton geschlichen, der ausgesprochen gut zu seiner Stimme passte.
    Ich wollte etwas erwidern, doch im nächsten Moment hatte ich meinen Text auch schon vergessen. Denn ich war viel zu sehr mit dem Magnetismus beschäftigt, den Sams Fingerspitzen auf meinem Dekolleté auslösten. Unmöglich, auf diese Berührung zu verzichten. Ich hatte ihn so schrecklich vermisst, all die langen Wochen. Ich wollte ihn so nah bei mir haben, wie irgend möglich. Ihn spüren, ihn halten. Doch gerade, als ich meine Augen schließen wollte, um mich ganz diesem verführerischen Spiel hinzugeben, sah ich ein sanftes Aufleuchten im Dunkel zwischen den Bäumen. Wunderschön wie morgendlicher Nebel. Meine Erregung war mit einem Schlag vergessen, als wäre mein Geist von den Empfindungen meines Körpers getrennt

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