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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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sieht hier vielleicht aus. Ist euch das aufgefallen? Keine Fußspuren. Hier kann Mila also nicht gewesen sein.«
    »Doch«, erwiderte ich. »Genau an dieser Stelle.« Ich ging in die Knie und hob ein getrocknetes Ginkgoblatt auf, das im Kamin unter einer dicken Ascheschicht lag. Oder vielmehr die Hälfte eines Ginkgoblattes. Es war der Länge nach durchgerissen worden. Die zweite Hälfte war nicht auffindbar.
    Als handle es sich um ein fragiles Zeugnis aus der Vergangenheit, schwebten Kastors Fingerspitzen über dem Blatt, dann zog er sie auch schon zurück. Was kann Nikolai bloß von Mila wollen? Frauen waren für ihn immer bloß Zerstreuung. Es sieht ihm gar nicht ähnlich, Gewalt anzuwenden.
    »Ich glaubte nicht, dass wir es überhaupt noch mit Nikolai zu tun haben.«
    Was willst du damit sagen?
    »Die Narbe auf Nikolais Stirn … hatte er die schon, bevor er ins Weiße Licht gegangen ist?«
    Nein. Die Verletzung muss er sich in der Zeit danach zugezogen haben. Aber was interessiert uns jetzt die Narbe?
    »Wenn es sich bei diesem silbrigen Riss nun nicht um eine Narbe, sondern um ein Zeichen handelt?«
    Kastor brauchte einen Moment, um hinter meinen Gedankengang zu kommen. Für einen Augenblick sah er aus, als wolle er gegen die schmerzvolle Erkenntnis, die sich ihm
auftat, protestieren. Dann breiteten sich Akzeptanz und Schmerz auf seinen Zügen aus.
    »Es war nicht Nikolai allein, den wir aus dem Vernichteten Reich befreit haben. Er hat jemanden mitgebracht, jemanden, der jetzt das Ruder an sich gerissen hat«, setzte ich nach, obwohl mir bewusst war, wie sehr jedes meiner Worte Kastor verletzte. »Die Augenhöhlen des Schattens waren leer. Er hatte seinen Körper zum Sterben im Vernichteten Gebiet zurückgelassen, kurz bevor du ihn gefunden hast, nicht aber sein Bewusstsein. So muss es gewesen sein.«
    Kastor stöhnte gequält auf. Mit meinem unbedachten Handeln habe ich den Schatten befreit. Ich habe nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass ich Nikolai in der unmittelbaren Nähe der Hülle gefunden habe. Asami hatte recht: Man darf die Macht des Schattens niemals unterschätzen, selbst wenn er in Ketten liegt. Was habe ich getan, Samuel?
    »Es muss heißen: Was haben wir getan?«, erwiderte ich leise. Ich war für Nikolais Bergung genau o verantwortlich wie Kastor, auch wenn er dem vermutlich niemals zustimmen würde.
    »Hoppla, hier liegt jemand!«
    Kastors und mein Kopf flogen gleichzeitig herum. Rufus war bei seinem sinnlosen Hin- und Hergelaufe bis hinter das Sofa vorgedrungen. Mit einem Satz war ich bei ihm und starrte auf das mit zentimeterdicker Asche bedeckte Bündel, das dort auf dem Boden lag. So schnell ich konnte, wischte ich die Schicht beiseite, bis der Glanz einer vertrauten Aura mich erreichte.
    »Es ist Shirin.«
    Vorsichtig streckte ich meine Arme unter ihren leblosen Körper und hob sie hoch, woraufhin ihr Kopf in den Nacken glitt und die Asche von ihr abfiel. Ihr Gesicht war ausdruckslos, ich konnte nicht das geringste Anzeichen von Leben
entdecken. Nur der schwache Aurenschein bewies, dass sie nicht tot war. Leider konnte er mir jedoch nicht verraten, was Shirin zugestoßen war. Die Ascheschicht hatte ganze Arbeit geleistet. Vorsichtig legte ich Shirin auf das Sofa, darauf bedacht, ihr bloß nicht wehzutun, falls sich unter dem Tuch, das sie um sich geschlungen hatte, irgendwelche Verletzungen verbargen. Zu sehen war auf den ersten Blick nichts, keine Wunde und auch kein Blut auf dem Stoff.
    »Hast du eine Ahnung, was er ihr angetan hat?« Kastors Gesicht war mittlerweile so grau, als sei es ebenfalls mit Asche bestäubt. Ohne mir eine Antwort zu geben, ging er neben dem Sofa in die Knie und öffnete Shirins Gewand, das im Nacken zusammengeknotet war. Es kostete mich eine Menge Beherrschung, ihn gewähren zu lassen – schließlich wollte er ihr helfen. Da war zwar nichts an Shirin, was ich nicht zuvor schon gesehen hatte, einverstanden. Aber sie so ausgeliefert zu erleben, brachte mich fast um.
    Siehst du diesen Einschnitt unter ihrer linken Brust?
    Widerwillig blickte ich auf Shirins entblößten Oberkörper und bemerkte den schwarzen Strich oberhalb des Rippenbogens. Als hätte sie jemand mit einem Kohlestift bemalt. »Das soll ein Einschnitt sein?«
    Kastors Mund war nicht mehr als ein harter Strich. Unser Freund hat eine Waffe der besonderen Art auf sie niedergehen lassen. Es ist die vollendete Kunst dessen, was Asami dir gerade beibringt: deine Aura zu einer Waffe zu formen.

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