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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Allein die Vorstellung, sie müssten sich ihm ein weiteres Mal entgegenstellen, lässt sie jegliche Vernunft vergessen.«
    Kastors Vermutung klang schlüssig, wie ich mir enttäuscht eingestand. »Dann legen also auch Schattenschwingen typisch menschliches Fehlverhalten an den Tag: Das Offensichtliche wird ignoriert, stattdessen reibt man sich an Nebensächlichkeiten auf und ist dann überrascht, wenn das Elend über einen hereinbricht. So ist es ja schon immer gewesen. Denk nur an diese antike Stadt Troja, da hat die Hellseherin Kassandra …«
    Kastor winkte ab. »Komm mir jetzt bloß nicht mit Troja.«
    Unter gesenkten Lidern blinzelte ich in die Sonne, die hoch oben am dunstigen Himmel stand. War etwa schon Mittag? »Lass es uns zuerst einmal zu zweit ausprobieren. Wenn das misslingt, werde ich mit Asami sprechen.«
    »Du willst dich also tatsächlich lieber noch einmal ins Weiße Licht wagen, als Druck auf Asami auszuüben?«

    Ich nickte zögernd. Denn bei der Erinnerung an das Weiße Licht zog sich mein Brustkorb gequält zusammen.
    Obwohl sich niemand in dem von Magie verbrannten Gebiet so gut auskannte wie Kastor, wäre es mir ganz lieb gewesen, jemanden wie Asami mit von der Partie zu haben. Einem Frischling wie mir konnte der Sog des Weißen Lichts gefährlich werden, aber einem Sturkopf wie Asami bestimmt nicht. Die Einbahnstraße in seinem Schädel war viel zu breit, als dass ihn jemand von einem einmal gefassten Plan abbringen konnte. Trotzdem stellte ich mich lieber meinen Ängsten, als einem anderen meinen Willen aufzuzwingen.
    »Wann wollen wir aufbrechen?«
    Kastor zuckte mit den Schultern. »Warum nicht gleich, wenn wir ohnehin auf uns allein gestellt sind?«
    Tja, warum nicht gleich? Das Wasser glitzerte wirklich einladend und unter der Haut auf meinem Rücken kribbelte es, weil meine Schwingen sich danach sehnten, endlich geöffnet zu werden und den Widerstand der Luft zu spüren. Was sprach da schon gegen einen Ausflug, von dem der Rat erwartete, dass er lediglich die leere Hülle eines alten Feindes zum Vorschein bringen würde? Nichts leichter als das.
    »Gut, dann mal los. Bewegung ist vermutlich eh das Beste für meine verspannten Muskeln. Wir müssen uns aber beeilen, ich wollte Mila heute Abend einen Überraschungsbesuch abstatten«, sagte ich schnell, ehe meine Selbstmotivation verpuffte.
    Zu meiner Überraschung begann Kastor zu lachen. »Wenn ich dich das nächste Mal für eine Heulsuse halte, dann brauchst du mich nur an diesen Moment zu erinnern. Aber glaubst du wirklich, dass du Mila nach diesem Ausflug noch gewachsen sein wirst?«
    Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Warst du
denn noch nie verliebt? Ich würde mich selbst auf allen vieren und mit raushängender Zunge über den gesamten Strand schleppen, wenn am Ende ein Treffen mit Mila dabei herausspringen würde.«
    »So ist das also mit verliebten Kerlen. Klingt irgendwie nicht danach, als ob ich was verpassen würde.«
    Ich schnaufte abfällig durch die Nase. »Du solltest es wirklich einmal probieren. Was du machst, ist wie aufs Fliegen verzichten, weil du keine Lust auf Gegenwind hast.«
    »Wenn du es sagst«, erwiderte Kastor wenig überzeugt. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er meine Verliebtheit für eine Art Geisteskrankheit hielt. Und zwar von der ganz üblen Sorte. Zugegeben, mir kam es auch manchmal so vor. Aber das änderte nichts daran, dass ich das Gefühlschaos, das Mila mir bescherte, selbst in den dunkelsten Momenten genoss. Nichts reichte an die Empfindungen heran, die sie in mir weckte. Nicht einmal das Fliegen.

    So grau wie der Tag begonnen hatte, so mild zeigte er sich mittlerweile. Ein herrlicher Herbsttag, an dem man sich am Strand fläzte oder auf der Terrasse eines Cafés saß. Zumindest wenn man Mitglied im Verein der Menschenwelt war. Für mich als Schattenschwinge bedeutete es, mit raschem Schlag in Richtung Süden zu fliegen, wo es deutlich heller und wärmer war, als man es ansonsten von der Sphäre kannte. Als würde die Luft von einer unsichtbaren Energiequelle aufgeheizt … was vermutlich auch stimmte. Der Flug über dem Meer, das so weit draußen hohe Wellenkämme bildete, war zweifelsfrei eine schöne Sache. Nur leider machte mir das mulmige Gefühl in meiner Magengegend einen Strich durch die Rechnung.
    Der Flug zu den Rändern des vom Krieg zerstörten Südens
dauerte länger, als ich ihn in Erinnerung hatte. Das konnte allerdings auch daran liegen, dass die Aussicht auf unser

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