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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zu beachten, den ich auf meinen Knien balancierte, sagte ich kurz entschlossen: »Du bist kein Objekt, sondern eine waschechte Muse.«
    »Deshalb weigerst du dich auch standhaft, dir dein Ergebnis anzuschauen.« Ein Lächeln erreichte Shirins Mundwinkel. »Was hast du Erschütterndes über mich herausgefunden? «
    Kurz spielte ich mit dem Gedanken, den Schatten zu erwähnen, der sich über meinen Blick gelegt hatte. Als wäre er ihrer Aura entsprungen, ein Gruß aus ihrer Vergangenheit. Aber der Eindruck war zu flüchtig gewesen, um ihn in Worte zu fassen. Außerdem hegte ich den Verdacht, dass Shirin dieses Erlebnis ihrer negativen Wirkung zuschreiben würde. »Ich habe dank meiner Zeichnung herausgefunden, dass es einen in den Wahnsinn treiben kann, diesen Höcker auf deiner Nase naturgetreu nachzubilden. Bei dir sieht er echt stark aus, aber auf meinem Bild wie ein Missgeschick.«
    »Tatsächlich? Nun, von diesem echt starken Höcker auf meiner Nase habe ich bis heute noch nie etwas gehört. Wahrscheinlich hast du dich wirklich nur vermalt und versuchst, mir jetzt was einzureden.«
    Shirin schaute amüsiert drein, was eine echte Belohnung war. So viel Leichtigkeit war ansteckend. Deshalb beschloss ich, das seltsame Erlebnis beim Malen zu ignorieren. Ich hatte schlicht überreizt reagiert, mein Unterbewusstsein vermutete einfach überall flüsternde Schatten. Bestimmt
war das bloß eine Nachwirkung des Übergriffs dieses großen Unbekannten vor ein paar Tagen gewesen. Trotzdem warf ich einen Blick auf meine Finger. Zu meiner Erleichterung sah ich, dass diese nicht einmal ansatzweise silbern schimmerten. Darum entspannte ich mich.
    Ich fühlte mich in Shirins Nähe wohl, vor allem, wenn sie lächelte, was ja eine ausgesprochene Rarität war. Andererseits durchfuhr mich auch jedes Mal ein Adrenalinrausch, sobald ihre Miene sich verfinsterte. Immer noch konnte ich mich nicht dazu durchringen, auf mein Bild zu schauen, doch ich hatte auch so etwas über uns beide herausgefunden: Shirin übte einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf mich aus. Wenn wir zusammen waren, dann war sie diejenige, die das Wetter machte. Zwar setzte sie ihre Überlegenheit keinesfalls bewusst ein, um mich nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, aber ein wenig verunsicherte mich diese Erkenntnis schon. Konnte bei einem solchen Ungleichgewicht überhaupt Freundschaft entstehen?
    »Nun mach bitte nicht so ein Gesicht, Mila. Ich zieh dich doch bloß auf!« Shirin war mein Grübeln nicht entgangen. Offenbar reagierte nicht bloß ich sensibel auf die Stimmungen der anderen. Eine echte Erleichterung. »Du hast doch gesagt, du würdest mich durchs Zeichnen besser kennenlernen. Da muss es dich nicht wundern, wenn ich auf das Ergebnis neugierig bin. Darf ich einen Blick auf die Zeichnung werfen?«
    »Sicherlich«, antwortete ich, blieb aber sitzen. Ich wollte mir mein Werk erst einmal selbst ansehen, auch wenn das meinen Atem schneller gehen ließ. Bitte kein Silber, bat ich inständig.
    Auf dem Papier zeigte sich im reinsten Bleistiftgrau eine naturgetreue Abbildung der Shirin, die vor mir lag: der Oberkörper auf einen angewinkelten Arm gestützt, während
der andere locker auf ihrer Hüfte lehnte, und die Beine seitlich leicht eingeschlagen. Nur ihr Gesicht zeigte sich nicht mehr im Seitenprofil, weil sie nicht länger zum Fenster hochschaute. Alles an der Zeichnung war so, wie ich die echte Shirin sah … Doch halt, etwas war anders. Und damit meinte ich nicht den geheimnisvollen Zug, der ihr Gesicht so umspielte, dass er Mona Lisa zur Ehre gereicht hätte.
    Nachdenklich ging ich mit meinem Zeichenblock zu Shirin und zeigte ihr das Bild.
    »Schau mal, da ist etwas in deiner Aura«, setzte ich zögerlich an. Ohne dass es mir bewusst gewesen war, hatte ich das leuchtende Energiefeld um Shirin herum mitgemalt. Allerdings nicht als strahlenförmigen Kranz, als würde ein Scheinwerfer direkt hinter ihr stehen, sondern durchsetzt mit feinen Mustern. »Sieht wie eine Art Code aus.«
    »Kein Code.« Zuerst streckte Shirin die Hand nach der Zeichnung aus, dann zog sie sie zurück, als befürchte sie, sich zu verbrennen. Ihre Miene verdüsterte sich. »Ich bin von ihm gezeichnet worden. Du weißt, von wem ich rede … du hast seine Bekanntschaft bereits gemacht. Auch wenn das niemand glauben will. Du kannst die Zeichen also sehen … Kannst du sie auch lesen?« In Shirins Stimme klang eine Hoffnung mit, die sich auch sogleich im Aufleuchten ihrer Aura

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