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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zeigte.
    Es fiel mir schwer, mich auf die Zeichen zu konzentrieren, obwohl sie durch meine Stiftführung entstanden waren. Zumindest hoffte ich das, auch wenn ich beim Malen nicht die geringste Ahnung davon gehabt hatte, was ich da tat.
    »Meinst du: lesen wie in einem Buch? Vielleicht irgendwann, im Moment jedenfalls nicht. Allerdings bin ich mir gar nicht sicher, ob ich das überhaupt möchte.« Zu widersprüchlich waren die Eindrücke, die mir mein Bauchgefühl beim Anblick dieser geprägten Aura zuspielte. Zwang und
Dominanz, aber auch tiefe, mitreißende Gefühle und ein Verlangen, von dem man nie geheilt wurde. Dieser letzte Eindruck machte mir besonders zu schaffen. Zu sehr erinnerte er mich an meine Gefühle für Sam, nur mit einem bitteren Beigeschmack. Sam auf diese Weise zu wollen, wäre wie eine Sucht, ein dunkler Strudel, in dem man mit Haut und Haaren versank. Also genau das Gegenteil der wunderbaren Empfindungen, die ich bislang kennengelernt hatte.
    »Diese Zeichen… das ist irgendwie deine Sache. Mir kommt es vor, als würdest du nackt vor mir stehen. Bei meiner Zeichnung ging es mir nicht darum, dir deine Geheimnisse zu rauben.«
    Shirin beobachtete mich eindringlich, dann streichelte sie mir über die Wange. Im ersten Moment wäre ich beinahe zurückgeschreckt. Zärtlichkeiten passten so gar nicht zu Shririn, doch fühlte sich die Berührung sehr liebevoll an, als ich sie erst einmal zuließ. Vielleicht waren Shirin und ich zu unterschiedlich, um echte Freundinnen zu werden, aber als große Schwester hätte ich sie jederzeit genommen.
    »In der Liebe verbirgt sich auch eine dunkle Seite, das ist ein offenes Geheimnis«, sagte Shirin. »Nicht alles, was die Liebe berührt, verwandelt sich in einen Rosengarten, sie macht uns nicht unbedingt zu einer besseren Person. Wer liebt, ist imstande, Grenzen zu überqueren – selbst wenn man dazu über andere hinwegschreiten muss. Du siehst einzig deine Liebe und es ist dir gleichgültig, dass der Weg zu ihr voller Dornen ist. Dornen, die nicht nur dich, sondern auch andere verletzen. Doch du bist so geblendet von dem Verlangen nach dem einen, dass alle anderen plötzlich völlig bedeutungslos erscheinen.«
    »Wie war sein Name? Verrätst du ihn mir?«
    In Shirins ausdrucksvollen Augen sammelten sich Tränen, doch sie senkte die Lider, bevor sie hervorbrechen
konnten. Als sie mich wieder ansah, waren da nicht länger Tränen, sondern nur kalte Wut. »Er hat ihn abgelegt auf seinem Weg zur Herrschaft, warum sollte ich ihn also noch einmal in den Mund nehmen? Du kannst ihn Verführer und Zerstörer nennen, denn genau das war er.«
    Eine Frage dröhnte durch meinen Kopf, die mir beim Anblick von Shirins gezeichneter Aura immer wieder in den Sinn kam. Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um sie zu stellen, weil ich mich vor der Antwort fürchtete. »Aber du hast ihn geliebt und zugelassen, dass er dir sein Zeichen einbrennt und dir Ketten anlegt.«
    Shirin nickte.
    »Liebst du ihn immer noch?«
    »Ja.«
    In diesem Moment begriff ich, dass die Wut, die tief in Shirin brannte, nicht nur dem Schatten galt, der sich über die Sphäre gelegt hatte, sondern vor allem ihr selbst. Weil sie nicht imstande war, eine Liebe abzutöten, die ihr nichts als Kummer und Schande eingebracht hatte.
    »Ich kann vielleicht nicht aufhören, ihn zu lieben«, bestätigte sie meine Vermutung. »Aber ich kann das Richtige tun. Darauf kommt es an. Man darf die Liebe nicht über alles stellen, denn dann kann sie sich als Gefängnis entpuppen. «
    »Das lag an ihm und nicht an deiner Liebe«, hielt ich entschlossen dagegen.
    »Liebes, du verstehst nicht, worum es mir geht. Er war, wer er war. Aber ich muss akzeptieren, aus Liebe die falschen Entscheidungen getroffen zu haben, weil sie wie eine Droge auf mich gewirkt hat, die mir den Blick auf die Realität verstellte. Es gibt nur zwei Dinge, die uns bis zum Äußersten gehen lassen: Hass und Liebe. Allerdings gibt es eine Grenze, und wenn du die überschritten hast, dann kannst du
diese beiden extremen Gefühle nicht mehr auseinanderhalten. «
    »Nicht alle Liebenden sind so.«
    »Das stimmt. Nicht alle sind so blind wie ich. Und sogar mir ist es zum Schluss gelungen, mich abzuwenden und den richtigen Weg einzuschlagen.«
    Unvermittelt setzte Shirin sich auf und umfasste mein Kinn, um zu verhindern, dass ich mich abwendete. Mein Herz schlug mir bis zur Kehle, aber ich rührte mich nicht. Aus ihrem Griff wurde eine federleichte

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