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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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eine zynische Entgegnung auf der Zunge, doch ich sprach sie nicht aus. Sie hatte recht: Das Leben war eine komplizierte Angelegenheit und somit voller Entscheidungen, von denen man lange Zeit nicht wusste, ob sie richtig oder falsch waren. Die Dinge waren ständig in Bewegung, damit musste ich mich abfinden, auch wenn ich das Bedürfnis verspürte, endlich einmal anzukommen und zu wissen, wo ich stand. Meine Sehnsucht nach klaren Verhältnissen war eine Sache, die Realität eine andere. Sobald ich das einmal begriffen hatte, würde ich vielleicht nicht mehr so streng mit mir ins Gericht gehen, aber Shirins Zustand konnte ich mir nicht verzeihen.
    So vorsichtig wie nur irgend möglich setzte ich mich auf die Bettkante, dann streckte ich die Hand mit der Absicht aus, ihre schweißbedeckte Stirn zu berühren. Doch so weit kam ich nicht, denn sie schlug die Augen auf.
    Ich fuhr zusammen. Da war keine Sandfarbe, umgeben von leuchtendem Grün, sondern Silber.
    Shirins Augen waren zwei blank polierte Silbermünzen. »Samuel«, sagte sie heiser, als erwachte sie aus einem Albtraum, nur um festzustellen, dass er in Wirklichkeit gerade erst anfing.
    Schnell legte ich meine Hand über ihre Augen und wappnete mich gerade noch rechtzeitig gegen den Sturm, der bei der Berührung freigesetzt wurde. Wie eine Flutwelle rollte die Kraft der Klinge, die nach wie vor in ihrer Wunde steckte, über mich hinweg. Schwarz, mächtig und mit der Absicht, mich zu verschlingen, umrauschte sie mich, schnitt mich von der Welt ab. Darauf war ich jedoch gefasst, denn ich hatte sie bereits einmal berührt, im Wohnzimmer der Levanders, wo Nikolai Shirin zum Sterben zurückgelassen hatte. Meine geschwächte Aura wurde mir fast zum Verhängnis, denn sie bildete keinen nennenswerten Damm gegen diesen Ansturm, der schließlich abebbte. Viel länger hätte ich nicht standgehalten. Wie kann die Klinge so stark sein?, fragte ich mich, während ich um mein Bewusstsein rang.
    Als ich wieder aufblickte, stand Mila vor mir, kreidebleich. Kastor hielt sie fest, als habe er sie mit Gewalt davon abhalten müssen, mir zur Hilfe zu eilen. Dafür war ich ihm ausgesprochen dankbar, denn die Flutwelle wäre bestimmt auf sie übergesprungen und hätte sie zweifelsohne mit sich gerissen. Langsam ließ er Mila los, doch anstatt zu mir zu kommen, stand sie stocksteif da. Meine Reaktion auf Shirin musste sie ordentlich erschreckt haben, auch wenn ich mir nicht erklären konnte, was genau sie gesehen hatte. Ranuken klebte an der Wand, als hätte ihn einer dagegen geschleudert, und hielt verstörenderweise den Mund. Um niemanden weiter zu beunruhigen, klemmte ich meine zitternden Hände unter die Arme und bemühte mich, locker rüberzukommen.
    »Das war heftig.«
    »Heftig?« Milas Unterlippe begann zu beben. »Du bist beinah erlöscht!«
    »Entweder bin ich ernsthaft zum Waschlappen verkommen, oder diese gottverdammte Klinge ist sehr viel stärker geworden.«
    »Ich hätte dich warnen sollen.« Selbst Kastor wirkte ernsthaft beunruhigt. »Es hat einen Grund, warum es mir bislang nicht gelungen ist, sie zu ziehen. Da ich sie nicht mit einem Ruck herausbringen kann, habe ich angefangen, sie mit meiner Aura zu umhüllen, damit Shirin wenigstens etwas zu Atem kommt. Nur nimmt die Klinge meine Aura nach einer Weile in sich auf und absorbiert sie. Das, was ich tun kann, um Shirin zu schützen, richtet sich schließlich gegen sie … und gegen jeden, der sie auch nur berührt.«
    »Ich bin eine Aussätzige.« Shirins Lachen verursachte mir eine Gänsehaut. Sie war zu sich gekommen und ihre Augen leuchteten wieder in den vertrauten Farben. »Aber macht euch keine Sorgen, das war ich schon immer, daran bin ich gewöhnt. Wir sollten es beenden.«
    »Ja«, stimmte ich zu. »Indem wir das letzte Unheil, das der Schatten angerichtet hat, aus der Welt schaffen.«
    Shirin murmelte einen Widerspruch, doch ich achtete nicht darauf. Stattdessen wendete ich mich Kastor zu.
    »Ich muss meine Aura stärken und zwar sofort. Im Augenblick reicht sie nicht einmal dafür aus, Shirin ein zweites Mal unbeschadet zu berühren. Es ist nur so, dass ich meine ganze Kraft darauf verwendet habe, den Schatten zu richten.« Sorgfältig vermied ich es, den Namen »Nikolai« zu verwenden, obwohl ich das ansonsten stets tat. Auch Kastor hatte eine Wunde davongetragen und ich wollte nicht unnötig an ihr rühren, indem ich den Namen seines alten Freundes benutzte. »Meine Aura ist seitdem zwar von Tag zu Tag

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