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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Kondomen, das war ihm schon wichtig. Du weißt ja, welchen Ärger wir mit deinem Bruder deswegen haben.« Nach einem Blick in unsere Gesichter beschloss Reza gnädigerweise, dass es jetzt langte. »Ich schenk dann schon mal den Kaffee ein, ihr Süßen.«
    Erst als ihre Schritte verhallt waren, gelang es mir, Mila anzusehen. »Und ich dachte schon, den peinlichsten Moment meines Lebens bereits hinter mir zu haben, damals, als Reza uns das erste Mal erwischt hat. Es muss an dem verfluchten Bett liegen, das bringt Unglück. Wir sollten es verbrennen.«
    Mila war aschfahl im Gesicht. »Sie hat es meinem Papa erzählt. Ich werde ihm nie wieder in die Augen blicken können.«
    »Dann geht es dir immerhin noch besser als mir. Mich erschlägt er bestimmt. Mindestens.«
    Der Gang zum Frühstückstisch fühlte sich an wie der Gang zum Schafott. Rufus nickte mir kurz über seinen randvollen Teller hinweg zu, dann schaufelte er weiter sein Omelett in sich hinein. Allein bei dem Anblick wurde mir schlecht.
    Herr Levander tauchte hinter seiner Morgenzeitung auf. »Guten Morgen, ihr beiden. Wenn ihr im Kampf gegen Rufus besteht, könnt ihr euch das restliche Omelett nehmen.«
    »Nur über meine Leiche«, brachte Rufus zwischen zwei Bissen hervor.
    Herr Levander deutete auf die Zeitung. »Hier solltest du mal einen Blick reinwerfen, Samuel. Nachdem dieser Schmierfink Kraachten aus dir keine Geschichte mehr rausholen kann, verlegt er sich allem Anschein nach auf Ammenmärchen. Bauscht ein Naturschauspiel zu einer unheimlichen Erscheinung auf. Dabei sind auf dem abgebildeten Foto nur jede Menge Wolken zu sehen. Eine ziemlich beeindruckende Ansammlung von Wolken, aber das ist ja wohl kaum einen ganzen Artikel wert.«
    Abwartend standen Mila und ich nebeneinander, aber da Herr Levander keinerlei Anstalten machte, mich unter wüsten Beschimpfungen aus dem Haus zu jagen, setzten wir uns an den Tisch. Während Mila an einer Toastscheibe herumnagte, musste ich an mein erstes Essen an diesem Tisch denken. Damals hatte ich mich wie ein Fremdkörper gefühlt, wie jemand, der den Kreis dieser harmonischen Familie störte. Diese Mal war es anders. Ich fühlte mich akzeptiert. Viel mehr noch: Ich gehörte dazu. Wider Erwarten musste ich lächeln.
    Als Mila mich verblüfft anblinzelte, griff ich unter dem Tisch nach ihrer Hand und flüsterte ihr ins Ohr: »Sieht ganz danach aus, als hätte ich tatsächlich ein neues Zuhause.«
    ∞∞
    »Da ist sie ja endlich wieder, die Mila-Maus – und mit ihr mein Lieblingsspielzeug. Los, rück dein Handy raus, mir ist nach Tanzen zumute!«
    Betreten schaute ich zu, wie Mila den vollkommen überdrehten Ranuken an einer verfilzten Haarsträhne zog, bis er unter viel Lamento in die Knie ging und um Gnade winselte. Nachdem sie ihm das Versprechen abgerungen hatte, dass er sie niemals wieder von hinten anspringen würde, während sie noch auf dem Fahrrad saß, ließ sie endlich von ihm ab. Sofort gingen die beiden zu einem Schlagabtausch über die richtige Farbe für Halstücher über, inspiriert durch ein neongelbes Etwas, das Ranuken sich um den Hals gewickelt hatte. Die Zuneigung, die die beiden füreinander hegten, war nicht zu übersehen. Besser gesagt: Sie lebten sie hemmungslos aus.
    Im Gegensatz zu Kastor und mir.
    Wir standen nun schon eine gefühlte Ewigkeit voreinander, ohne die Zähne auseinanderzubekommen.
    Die beiden hatten uns draußen vor der Sternwarte in Empfang genommen, die geschützt zwischen den Dünen lag. Ranuken hatte sich sofort in bester Raubvogelmanier auf Mila gestürzt und ignorierte mich seitdem konsequent. Kastor hingegen mied meinen Blick keineswegs, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er es mir dadurch leichter machte. Es war bedeutend einfacher gewesen, in die Sphäre zurückzukehren, als mich meinen gerade erst aufgegebenen Freunden zu stellen.
    »Ich bin wegen Shirin gekommen«, setzte ich ohne rechten Plan an. Den Weg zur Sternwarte hatte ich zwar mit Grübeln verbracht, wie ich mich in dieser Situation am besten verhielt, aber es war leider nichts Gescheites dabei herausgekommen. »Ich hätte nicht so lange damit warten sollen.«
    Kastor nickte, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
    »Außerdem bin ich zurück bei Plan A: Ich werde zwischen meinem Menschenleben und dem als Schattenschwinge hin und her springen. Mein Versuch, nur noch Mensch zu sein, ist somit offiziell gescheitert.«
    Kastor nickte erneut.
    »Falls du erwartest, dass ich mich entschuldige, muss ich

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