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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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stieß er endlich hervor: »Ja, so ist es ganz brav.«
    Das Glas splitterte.
    Evelyns Füße verloren den Halt.
    Das Letzte, woran sie sich erinnerte, waren der freie Fall und die feste Umarmung ihres Entführers.

3. Kapitel
    S itz, Akash.«
    Der Wolfshund bleckte die Zähne, gehorchte aber dem Befehl. Seine Nase bebte, die Muskeln spielten unter dem dichten Fell. Er sehnte sich die Jagd herbei, den Augenblick, wenn er geräuschlos durch die Nacht stürmen und mit den umgebenden Gerüchen eins werden würde.
    Kilian tätschelte den Kopf des Tieres. »Ruhig, Kleiner. Du wirst am Zug sein, sobald ich die Spur aufgenommen habe.« Er lief die Stufen hoch und betrat das Foyer des Krankenhauses. Hier herrschte der gewöhnliche Betrieb, der Kilian in seiner Annahme bestätigte, dass er sich verspätet hatte. Wahrscheinlich nur um wenige Minuten, aber seine Mission duldete keine Ausreden. Wer zu spät kommt, den erwartet der Abwasch. Dieser Gedanke riss seine Laune noch tiefer in den Keller.
    Er fischte eine Zigarettenpackung heraus und steckte sich einen Stängel zwischen die Lippen. Wie auf Knopfdruck kam eine Schwester angelaufen: »Hier ist Rauchen verboten! Ich möchte Sie bitten …«
    »Rauche ich etwa?«, warf er ihr über die Schulter zu und setzte seinen Weg fort.

    Kilian ignorierte den Fahrstuhl und sprintete die Treppe hoch zum achten Stock. Sobald er in den Flur trat, tastete sein geübter Blick die Umgebung ab. Mit der Zeit hatte er trotz seiner Sehschwäche, die nicht einmal eine Brille zu verbessern vermochte, die Hinweise zu registrieren gelernt.
    Vor einem zerschlagenen Fenster unterhielten sich zwei Polizisten. Eine Ärztin lehnte an der Wand, kaute nahezu selbstzerstörend an ihren Fingernägeln und beobachtete die beiden. Eine Frau in einem Bademantel mit riesigen violetten Blumen, die sogar ihm mit seiner verwaschenen Farbwahrnehmung in die Augen stachen, lugte aus einem der Krankenzimmer. Einige Schwestern bildeten eine Traube am Fahrstuhl und tuschelten, verstummten aber, als Kilian näher kam.
    Er steckte die Zigarette in die Packung zurück und steuerte auf die Polizisten zu. Bei ihnen angelangt, zückte er seinen Ausweis und hielt ihn in die Höhe. »Was ist passiert?«
    Der ältere Beamte inspizierte das Dokument. Bei seinem Misstrauen hätte es Kilian nicht gewundert, wenn der Mann es durchleuchtet hätte. Endlich gab er sich damit zufrieden und nuschelte in seinen Schnauzer: »Alles nicht weiter wild. Jemand hat das Fenster zerbrochen, das ist alles. Vielleicht ein Fall von Vandalismus, aber nichts, wofür wir die Kripo bemühen würden … Kommissar Ney.«
    Der andere Polizist, ein Milchbubi mit einer Militärfrisur, schnalzte mit der Zunge. »Alles chiko hier.«

    Kilian musterte die beiden. Er brauchte sich nicht einmal groß anzustrengen, um in deren Augen die unverwechselbaren goldenen Sprenkel zu entdecken, die aus der verschwommenen Farbsuppe, die er wahrnahm, hervorstachen. Somit konnte er den Aussagen dieser übereifrigen Ordnungshüter nicht trauen. Ihr Gedächtnis war manipuliert worden.
    »Verstehe.« Sein Blick glitt zur Hand des Älteren. »Und warum halten Sie eine entsicherte Pistole, wenn hier alles so … chiko ist?«
    Der Mann betrachtete die Waffe, als sähe er sie zum ersten Mal. Kilian ignorierte das Stammeln, mit dem der Polizist einen Erklärungsversuch startete. Er trat zum Fenster und untersuchte die Bruchkanten des Glases, dann wandte er sich dem Sims zu. Die nächtliche Brise spielte mit seinem Haar und ließ ihm die Fransen seines Ponys in die Augen fallen. Er hasste es, aber noch mehr hasste er Friseure. Deshalb sah er nur zu oft wie ein Bobtail aus.
    Kilian kniete sich auf den Boden und suchte Millimeter um Millimeter das Linoleum ab. Nichts. Keine einzige Spur. Verfluchtes Leichenpack! Er hatte ja schon geahnt, dass er sich heute Nacht den Summer Slam abschminken konnte. Stattdessen hockte er auf dem Fußboden eines Krankenhauses. Irgendeine Spur musste er finden. Unbedingt! Der Totenküsser wurde gejagt, er war in Eile, ihm musste einfach ein Fehler unterlaufen! Das spürte Kilian mit jeder Faser seines Körpers, so wie Akash es immer spürte, ob sein Herrchen
ihn auf die Jagd oder auf einen Spaziergang mitnahm.
    Im Gedächtnis hielt er sich die Bilder seiner Vision vor Augen. Übelkeit und Schwindelgefühl stiegen in ihm auf, doch er kämpfte sie hinunter und konzentrierte sich auf das, was er sah.
    Die Bilder verblassten bereits, musste er feststellen,

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