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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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sitzen.
    Perrin Alt, inzwischen Lord Silberdun, ist verlobt und soll bald heiraten. Gleia ist nicht besonders klug. Oder interessant. Aber sie sieht fantastisch aus und ist bei Hofe sehr beliebt. Und ein jeder billigt diese Verbindung. Silberdun ist in Gleia nicht verliebt, und Gleia ist nicht in Silberdun verliebt. Doch bei solchen Beziehungen geht es nur selten um Liebe, dafür umso mehr um Etikette und Status.
    Und um ehrlich zu sein, würde Silberdun am liebsten überhaupt nicht heiraten wollen. Doch seine Freunde bei Hof haben unaufhörlich auf ihn eingeredet; ein unverheirateter Lord wirft ab einem bestimmten Alter unweigerlich Fragen auf. Da brachte man es besser hinter sich und richtete sich eben auf ein Leben voll glühender heimlicher Affären ein - die, wie seine Freunde ihm versichern, als verheirateter Mann sowieso viel aufregender sind.
    Gleia besteht auf einer großen, extravaganten Hochzeit. Silberdun hat keine Einwände, eine tolle Feier ist ihm jederzeit recht. Und so schickt er Onkel Bresun eine Nachricht und bittet ihn um eine ziemlich große Summe Bargeld. Immerhin muss er sich auf Gleias Anschlag auf Friedbrück vorbereiten, auf ihre luxuriösen Umbauten, die kostspieligen Dekorationen, das neue Personal, die Musiker und so weiter.
    Doch statt Geld und warmer Worte erhält Silberdun nur eine knappe Aufforderung zu einer Unterredung in Friedbrück. Allein.
    Bei seinem Eintreffen auf dem Familiensitz stellt Silberdun fest, dass der Onkel das Herrenhaus kostspieliger umgebaut hat, als seine Mutter es jemals gutgeheißen hätte. Bresun allerdings ist gar nicht da; er hat geschäftlich am Ort zu tun.
    »Wo ist meine Mutter?«, fragt Silberdun das Hausmädchen, und ihre Antwort überrascht ihn.
    Die Quartiere der Dienerschaft sind schmucklos, aber sauber. Er findet seine Mutter in einem Zimmer am Ende des Ganges im ersten Stock. Im Raum findet sich nur das Nötigste neben einigen Bildnissen von Silberdun und seinem Vater.
    »Perrin.« Mutter legt den Band mit den arkadischen Gedichten beiseite und umarmt ihn. »Wie schön dich zu sehen.«
    Silberdun hat seine Mutter seit Jahren nicht gesehen, hatte nach dem Debakel, das auf Vaters Tod folgte, eine Begegnung mit ihr gar vermieden. Und sie schien in der Zwischenzeit ganz offenbar verrückt geworden zu sein.
    »Mutter, ist dir klar, dass du hier im Dienstbotentrakt logierst?«
    »Es ist mir egal, was dein Onkel mit dem Herrenhaus anstellt.« Mutter zuckt die Achseln. »Und ich hab hier alles, was ich brauche.«
    Silberdun seufzt und setzt sich aufs Bett. »Du bist wild entschlossen, die Sache mit dem Arkadiertum bis zum bitteren Ende durchzuziehen, richtig?«
    »Erzähl mir von dir.« Mutter nimmt neben ihm Platz, geht nicht auf seine Worte ein. »Ich hab dich doch so lang nicht mehr gesehen.«
    »Ich weiß. Ich sollte öfter schreiben«, sagt er reuevoll.
    »Wie geht es dir?«, fragt sie und wischt seine Entschuldigung mit einer Handbewegung beiseite. »Bist du verliebt?«
    »Lustig, dass du das fragst«, sagt er. »Ich werde heiraten. Dachte, ich sollte dir die frohe Nachricht persönlich überbringen.«
    »Aber bist du auch verliebt?«
    »Sie heißt Gleia und ist bei Hofe in aller Munde.«
    »Ach, Perrin ...«
    »Also wirklich, Mutter, jetzt mach mal halblang. Waren Vater und du denn verliebt, als ihr geheiratet habt?«
    »Nein«, gibt sie zu, »aber ich wollte, dass es dir mal besser ergeht. Ich habe so sehr versucht ...« Sie bricht ab, fängt an zu weinen.
    »Mutter ...« Silberdun berührt sie am Arm. »Du musst doch wegen mir keine Tränen vergießen.«
    »Ich habe mich so bemüht, dir ein anderes Leben nahezubringen. Ein besseres Leben. Ich habe schon früh erkannt, dass du Aba für dich nicht akzeptieren würdest, aber ich hatte gehofft, du würdest begreifen, dass das Leben mehr zu bieten hat als Trinkgelage und sich bei Hofe beliebt zu machen.«
    »Gräm dich nicht, Mutter«, erwidert Silberdun mit einem Lächeln. »Ich kann dir versichern, dass ich rundum glücklich bin.«
    »Und dass du das bist oder glaubst zu sein, ist das Traurigste daran. Du warst so ein kluger Junge, Perrin. So süß und unschuldig. So gut. Wann nur hab ich dich verloren? Was hab ich falsch gemacht?« Jetzt schluchzt sie hemmungslos. Nie zuvor hat Silberdun einen Ort dringender verlassen wollen als in diesem Moment.
    »Du hast nichts falsch gemacht. Ich bin eben eine verschwenderische, oberflächliche Natur. Wenn ich als Kind anständig und bescheiden gewesen bin, dann

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