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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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rieb sich die Schläfen. »Leute wie diese Frau bringen mich fast um den Verstand.«
    »Hast du gesehen, was sie mit Timha gemacht hat?«, fragte Eisenfuß. »Ich meine, wie sie ihr re eingesetzt hat.«
    Silberdun schüttelte den Kopf. »Ich hab nicht die leiseste Ahnung, was da drinnen eigentlich passiert ist. Ich sah, wie Timha Bewegung kanalisierte, und im nächsten Moment sah er aus wie ein nasser Sack. Das Seltsamste, das ich je gesehen hab ...« Er legte sich wieder hin und schloss die Augen.
    »Schlaf auch ein bisschen, Eisenfuß«, sagte er. »Ich hab den dumpfen Verdacht, dass wir noch ein paar anstrengende Tage vor uns haben.«
    Eisenfuß streckte sich ebenfalls auf seiner Matratze aus, doch er fand keinen Schlaf. Sobald er die Lider schloss, sah er wieder diese Muster vor seinem geistigen Auge, und die farblose Farbe von Lin Vos Magie.
    Eine undefinierte Term. Die Division durch Null.
    Kurz darauf, er war gerade dabei, ins Land der Träume abzugleiten, betrat Sela das Zelt. Eisenfuß öffnete die Augen einen Spalt und sah ihren Umriss im Feuerglanz der Kochstellen draußen im Lager. Ihre Wangen glänzten feucht; sie hatte geweint, doch sie wirkte alles andere als traurig. Ganz im Gegenteil: Zum
    ersten Mal, seit er sie kannte, wirkte das Mädchen mit sich und der Welt im Reinen.
    Einen gefühlten Moment später erwachte Eisenfuß wieder, obwohl er mindestens vier Stunden geschlafen haben musste - das erste Grau des Tages fiel schon durch die Zeltklappe. Auch wenn er nicht die ruhigste Nacht verbracht hatte, fühlte er sich frisch und ausgeruht. Ein weiterer Vorteil, der mit ihrem Aufenthalt in Kastell Weißenberg zusammenhing, was auch immer ihm und Silberdun dort wirklich widerfahren war: Er brauchte neuerdings weniger Schlaf, und das bisschen, das er sich gönnte, wirkte schon Wunder.
    Zur Hölle, diese neue Kraft ließ sogar Körperteile wieder nachwachsen, falls nötig.
    »Wurde auch Zeit.« Silberdun war schon auf und zog sich gerade die Stiefel an. Er wirkte so frisch, wie Eisenfuß sich fühlte.
    »Wie geht's dir, Silberdun?«, fragte er.
    »Ganz gut.«
    »Nach nur vier Stunden Schlaf?«
    »Ich werde das heute nicht hinterfragen«, sagte Silberdun. »Ich bin nur dankbar dafür. Ich erwachte in guter Verfassung und hab nicht vor, mich heute niedermachen zu lassen.«
    »Dieser Optimismus ist nicht gerade typisch für dich«, bemerkte Eisenfuß.
    »Meine vormalige Lebenseinstellung ist mir bekanntlich nicht gut bekommen«, erwiderte Silberdun trocken.
    »Ist es schon Morgen?« Sela setzte sich auf der Matratze auf und sah sich müde um. »Ich bin doch eben erst eingeschlafen ...«
    Draußen vor dem Zelt war der Arami-Stamm schon auf den Beinen, und das Lager brummte vor Aktivität. Die zentrale Feuerstelle war mit Sand gelöscht worden, die Zelte größtenteils schon abgebaut. Timha spazierte durch das Lager, betrachtete das Treiben aus zusammengekniffenen Augen, nahm aber Kaffee und eine Morgenpfeife an, als man sie ihm anbot. Je Wen rollte gerade eine Zeltleinwand zusammen, als sie zu ihm stießen.
    »Guten Morgen«, begrüßte Je Wen die Gruppe. »Ich vermute, Ihr habt gut geschlafen?«
    »Eure Vermutung ist falsch«, sagte Silberdun. »Wir haben alle sehr schlecht geschlafen. Doch wir sind bereit zum Aufbruch.«
    Sie trafen ihre Vorbereitungen zur Abreise, während um sie herum weiterhin das Lager abgebaut wurde.
    »Kommt die ganze Gruppe mit?«, fragte Eisenfuß.
    »Nein«, sagte Je Wen. »Es ist an der Zeit, das Lager zu verlegen. Es wird heute noch ein Beben geben; danach wird dieses Tal auseinanderklaffen wie eine Wunde.«
    Die Zelte wurden auf die Ziegenkarren verladen, doch die ganzen Möbel und der größte Teil des Schnickschnacks aus den Behausungen blieben einfach liegen.
    »Um die gebundenen Götter zu besänftigen.« Je Wen lächelte verschmitzt.
    Sie waren alle bereit zum Aufbruch, nur Lin Vos Zelt stand noch da, und bisher hatte sie an diesem Morgen auch niemand draußen gesichtet.
    »Werden wir sie nicht mehr sehen?«, fragte Sela bestürzt.
    »Sie hat alles gesagt, was zu sagen war.« Je Wen zuckte die Achseln. »Lasst uns gehen.«
    In diesem Moment kam eine schwangere Frau auf Je Wen zu und reichte ihm eine Schultertasche, die offenbar mit Proviant gefüllt war.
    »Das ist meine Frau«, sagte Je Wen. Er berührte sanft ihren Bauch. »Und mein Sohn.« Er lächelte. Dann küsste er seine Frau zärtlich auf die Wange. Sie wandte sie um und ging zurück zu ihrem Zelt, doch sie

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