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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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er ruhig, wie wenn er ihr Erscheinen erwartet hätte. »Und die Lady ...«
    »Einfach Faella«, sagte Silberdun. Faella erhob sich und machte einen Knicks. »Nicht Lady irgendwas.«
    »Verstehe«, erwiderte Bresun, obwohl er das offensichtlich nicht tat. »Wie kann ich euch helfen?«
    Silberdun antwortete nicht sofort, wollte Bresun so lange wie möglich auf die Folter spannen. Was dachte der Mann wohl jetzt? Vermutlich hatte er diesen Tag seit zwei Jahren gefürchtet, seit aus »Lord Silberdun, dem Verräter«
    »Lord Silberdun, der Kriegsheld« geworden war. Silberdun genoss es, seinen Onkel am Haken zappeln zu lassen.
    »Nur eine kleine Formalie«, sagte Silberdun, »aber es gibt keinen Lord Silberdun mehr, ich bedaure.« Er zuckte die Achseln. »Du wirst mich von nun an einfach Perrin nennen müssen.«
    »Wie bitte?«, fragte Bresun. Silberdun sah, dass die vorgetäuschte Höflichkeit seines Onkels an ihre Grenzen zu stoßen drohte.
    »Ja, es stimmt«, sagte Silberdun. »Ich habe die Königin ersucht, meine Lordschaft zu annullieren, und sie hat meinem Ansinnen großzügigerweise stattgegeben. Friedbrück und Connach sind in den Besitz der Krone übergegangen.«
    Bresun starrte ihn an. Es war unmöglich zu sagen, was er jetzt dachte.
    »Ich sollte vielleicht noch hinzufügen, dass meine Entlassung aus dem Adelsstand bedauerlicherweise bedeutet, dass auch dir sämtliche Titel und Ländereien aberkannt wurden.«
    »Das kannst du nicht machen«, Bresun schüttelte fassungslos den Kopf. »Das kannst du einfach nicht tun. Du verlierst deinen Titel. Du stehst ohne einen Heller da. Du liebe Güte, das hatten wir doch alles schon mal durchgekaut!«
    »Oh«, sagte Silberdun. »So schlimm wird's für mich nicht werden. Ich hab nämlich eine Arbeit, weißt du.«
    »Und ich mache mir nichts aus Geld, ich liebe ihn für sein gutes Aussehen«, fügte Faella lächelnd hinzu und tätschelte Silberduns Knie.
    »Übrigens«, ergänzte Silberdun, »wird morgen ein Verwalter der Krone hier eintreffen, und der wüsste es wirklich sehr zu schätzen, wenn du dann nicht mehr hier bist. Ein bisschen kurzfristig, ich weiß, aber das lässt sich nun mal nicht mehr ändern.«
    »Du bist verrückt«, stieß Bresun hervor. »Ich hab dir mal gesagt, dass ich dich vernichten kann, und das kann ich immer noch.«
    Silberdun sah ihn abschätzig an. »Ich fürchte, ich bin seit unserem letzten Treffen ein bisschen wehrhafter geworden.« Er grinste. »Und darüber hinaus bin ich dafür jetzt auch der falsche Ansprechpartner. Das ist nun ganz eine Sache zwischen dir und Regina Titania, so leid es mir tut. Natürlich kannst du dich an den neuen Verwalter halten. Du wirst ihn mögen. Ein Arkadier. Sehr friedliebend und versöhnlich, wie diese Leute nun mal so sind.«
    Bresun kochte, doch er brachte kein Wort mehr heraus.
    Kurz vor Sonnenuntergang gingen Silberdun und Faella Hand in Hand durch den Park zum Familienfriedhof. Generationen von Silberduns waren hier bestattet worden und nun nichts weiter als Namen auf einem Grabstein.
    Seine Kinder, so erkannte Silberdun, würden nicht mehr adlig sein. Doch damit konnte er leben. Wie er seiner Mutter gegenüber ausgeführt hatte, waren ja sämtliche Fae Nachkommen von König Uvenchaud und infolgedessen auch alle von edlem Geblüt.
    Und um ehrlich zu sein waren die meisten Aristokraten sowieso ausgemachte Arschlöcher.
    Zum ersten Mal erblickte Silberdun den Grabstein seiner Mutter. Dem Anlass entsprechend suchte er bei sich nach irgendeiner sentimentalen Regung, doch da war nichts.
    Schließlich seufzte er und sagte: »Nun, Mutter, ich habe mich endlich entschieden, was für ein Mann ich sein will. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob du meinen Entschluss gutgeheißen hättest.«
    »Komm, mein Liebling.« Faella küsste ihn auf die Wange. »Wenn wir jetzt aufbrechen, können wir noch vor Morgengrauen zu Hause sein.«

ÜBER DEN AUTOR
    Matthew Sturges wurde im Oktober 1970 in Rhode Island geboren. Als Autor von Comics und Graphic Novels hat er sich in den USA einen Namen gemacht und war bereits für den begehrtesten Branchenpreis, den Will-Eisner-Award, nominiert. SCHATTENSPÄHER ist die Fortsetzung zum Roman MIDWINTER, der von den Kritikern mit Begeisterung aufgenommen wurde.
    Matthew Sturges verfasste diverse Bücher für DC Comics, darunter House of Mystery, Jack of Fables und The Justice Society of America.
    Dieses Buch ist die Fortsetzung seines ersten Romans Midwinter, der in deutscher Übersetzung

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