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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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fressen«, sagte Silberdun.
    »Weil wir die Sylphen für unsere Zwecke ein wenig verändern«, erklärte Jedron. »Ein komplizierter und sauteurer Vorgang, das kann ich dir sagen. Und ein extrem geheimer. Darum haben wir dir nie davon erzählt. Je weniger von unseren Leuten davon wissen, umso besser.«
    »Für den Fall, dass man mich schnappt.«
    »Ja.«
    »Ich bin also nicht der, der ich gedacht habe zu sein?«, fragte Silberdun.
    »Ach, wer ist das schon?« Jedron zuckte die Achseln. »Die Leute machen ein viel zu großes Gewese um ihre Identität und das eigene Ich. Und das nur, weil sie sterblich sind und Angst vor dem Tod haben.
    Hör zu: Du besitzt Silberduns vollständige Erinnerungen, all seine Gefühle, seinen ganzen emotionalen Ballast. Und auch all seine Gaben. Du bist er - mehr oder weniger. Eigentlich mehr, weil du stärker, schneller und mächtiger bist als er, und weil du vom Tode zurückkehren kannst. Das soll dein altes Ich erst mal versuchen.«
    »Aber ... was ist mit meiner Seele?«, fragte Silberdun.
    »Woher zur Hölle soll ich das wissen? Hab ich jemals von mir behauptet, ein Philosoph zu sein?«
    »Nun ...« Silberdun verstand alles, was Jedron ihm offenbart hatte, doch er konnte es noch nicht akzeptieren. »Und was ist mit Eisenfuß?«
    »Das Gleiche.«
    »Und Paet?«
    »Ja, der auch. Und zahlreiche vor euch im Laufe der Jahrhunderte. Ich gebe zu, am Anfang fand ich die Sache auch ein bisschen beklemmend, aber als ich begriff, dass es nicht den geringsten Unterschied macht, hat's mich einen Scheißdreck gekümmert. Und so wird's dir auch ergehen.«
    »Was ist mit Sela?«, hakte Silberdun nach. »Sie war nie hier.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Jedron dachte nach. »Weil wir Angst davor hatten«, sagte er schließlich. »Der Mann, der sie zu dem gemacht hat, was sie ist, hat bessere Arbeit geleistet, als ich es je vermag. Das mit ihr zu machen, was wir mit dir taten, hätte katastrophale Folgen haben können.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an.« Jedron spuckte in die Grube und wandte sich dann um. »Und jetzt lass uns gehen.«
    »Wie lange seid Ihr schon hier, Jedron?«, fragte Silberdun.
    »So um die vierhundert Jahre. Hab vor langer Zeit aufgehört zu zählen. Aber ich denke, ich werde mich bald zur Ruhe setzen. Dann kaufe ich mir irgendwo ein kleines Landhaus mit Bäumen drum herum. Ich liebe Bäume.« Er hielt an und starrte in die Ferne. »Ehrlich gesagt, lassen mich die Lehrlinge, die man mir in den letzten Jahrzehnten geschickt hat, um die Zukunft der Faelande fürchten.«
    »Erschütternd.«
    »Wer weiß«, fuhr Jedron fort. »Vielleicht lehre ich dich ja eines Tages all meine Geheimnisse, und dann nimmst du meinen Platz ein.« Er strich sich über den Bart. »Wenn ich's mir recht überlege, sollte ich statt deiner lieber Eisenfuß nehmen. Der ist ein bisschen heller im Kopf.«
    »Wartet«, sagte Silberdun. »Was ist mit Paet geschehen? Wenn wir so unverwüstlich sind, warum ist er dann nicht mehr aktiv? Wozu braucht er überhaupt einen Stock?«
    »Die Bel Zheret erwischten ihn vor fünf Jahren. Haben ihm fast das ganze Rückgrat rausgerissen und auch einen Teil seines Gehirns. Wie du schon festgestellt haben dürftest, kann man eine Menge wiederherstellen, aber ihr seid nicht unbesiegbar. Also werdet nicht übermütig. Wenn ihr da draußen sterbt und nicht zurückgebracht werdet, nun ... Paet hat dich nicht hierhergeschafft, weil ich dich so vermisst hab. Und frag gar nicht erst, was ich anstellen musste, um dich wieder ins Leben zurückzuholen. Es als Schwarze Kunst zu bezeichnen, wäre noch untertrieben.«
    Er klopfte seinem ehemaligen Schüler auf die Schulter - es war das freundlichste, was Silberdun je von ihm erfahren hatte. »Und jetzt lass uns gehen. Paet erwartet dich schon am Dock.«
    Silberdun sah hinab in die Grube und dachte nach. »Ihr habt nicht den Mut dazu, stimmt's?«, sagte er. »Ihr könnt Weißenberg nicht verlassen. Nicht in Anbetracht der Dinge, die Ihr wisst.«
    Jedron sah ihn ernst an. »Nein«, sagte er. »Wenn ich's eines Tages nicht mehr ertragen kann, dann gehe ich einfach ins Wasser und ertränke mich. Und wenn Paet sich unterstehen sollte, mich wiederzubeleben, dann schlitze ich ihm die Kehle auf.«
    »Danke, Jedron«, sagte Silberdun.
    Jedron versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht.
    Silberdun hat viel Spaß im Kaffeehaus, bis er aufschaut und seine Mutter erblickt. Langsam kommt sie auf ihn zu und schaut ihn an,

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