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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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sein. Niemals, nicht einmal in den kühnsten Träumen von Mabs großartigen Thaumaturgen würde sich ihnen Hy Pezhos Lösung offenbaren.
    Und das war es, was ihn über alle anderen erhob: Er hatte gewagt, was niemand anders wagen würde.
    O ja, Rachegedanken vermochten jemanden eine lange, sehr lange Zeit aufrechtzuerhalten.
    Im Bruchteil einer Sekunde nichts, dann ... etwas. Alles. Schmerz, Blut, Klang. Scharfe Gerüche. Der widerliche Gestank der Zauberkunst. Dunkelheit, doch nur jene der alltäglichen Art. Nicht mehr als das Fehlen von Licht. Besäße er Augen, würde er von der Strahlkraft dieser Schwärze geblendet werden.
    Aber er besaß Augen. Sie rollten in ihren Höhlen.
    Seine Brust schmerzte. Seine Brust?!
    Etwas Vertrautes stieß ihn an.
    Atme. Ein. Aus. Ja.
    Finger, Beine, Arme, ein Hals. Bewegung, eingeschränkt. Zurückgehalten? Verletzt? Wo war er?
    Geräusche. Musik. Ein vertrautes Trällern. Klimpern. Ein klirrendes Lachen. Gelächter.
    Mab. Königin. Geliebte. Kaiserin.
    Nemesis.
    Ihre Stimme. All diese Geräusche waren ihre Stimme, und in ihrer Stimme lagen Worte. Worte, die er nun mit seinen eigenen Ohren vernahm.
    »Aufwachen, Hy Pezho«, sagte sie. Jedenfalls glaubte er, dass sie das sagte. »Erwache jetzt und diene deiner Kaiserin so, wie du einst vorgabst, ihr zu dienen.«
    Er war auf einen Tisch geschnallt. Hilflos.
    Ein Schauder, freudige Erregung.
    Er bepisste sich.
    Glückseligkeit.
    Hy Pezho setzte sich auf, betrachtete seinen neuen Körper. Er fühlte sich anders an als sein alter. Hagerer, stärker. Er befand sich in einem kleinen Raum, es war die Werkstatt eines Thaumaturgen. Es war Mabs Werkstatt. Welche Grauen mochten sich in diesem Raum schon abgespielt haben?
    Mab lächelte ihn an. Sie trug kein Blendwerk, und der Anblick ihres wahren Gesichts jagte selbst ihm einen Schauer über den Rücken.
    »Schlau«, sagte sie. »Du bist ein wirklich schlauer Bursche, Hy Pezho.«
    »Darum sind wir auch so gute Freunde geworden«, antwortete er, nicht zuletzt, um seine neue Stimme auszuprobieren. Er sprach noch ein wenig mit schwerer Zunge, vermutlich, weil er ein bisschen aus der Übung war.
    »Ich hätte wissen müssen, dass der große Hy Pezho einen Weg finden würde, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen«, sagte sie.
    »Demnach haben Eure glorreichen Thaumaturgen sich wohl eingestehen müssen, dass sie mein Meisterwerk nicht nachzubauen imstande sind?« Er kicherte. »Selbst mit Hilfe der sorgfältig angefertigten Pläne, die ich ihnen hinterlassen hatte? Oder beißen sie sich etwa immer noch die Zähne daran aus?«
    »Ich hab sie alle getötet«, sagte sie.
    »Aha.«
    »Und was diesen neuen Körper betrifft, Hy Pezho ... Nun, er wurde mit einigen Schutzvorrichtungen versehen, insofern hoffe ich, dass ich dich nicht auch töten muss. Ich meine, richtig töten.«
    »Ich lebe, um zu dienen«, sagte Hy Pezho. Und zu seinem größten Erschrecken meinte er es auch so. Er wollte nichts weiter, als ihr dienen. Würde sterben, um ihr zu dienen.
    »Was habt Ihr mit mir angestellt?«, fragte er.
    »Dir wurde eine große Ehre zuteil«, sagte sie. »Ich habe dich nicht etwa in den Körper eines schwächlichen Fae zurückgebracht, sondern in den eines meiner loyalsten und mächtigsten Diener.«
    Hy Pezho sah an sich herab. Seine Arme waren lang und dünn und stark. Nein.
    Nein.
    »Du bist jetzt ein Bel Zheret, Hy Pezho«, sagte Mab, und ihr glockenklares Lachen traf ihn wie Nadelstiche. »Glückwunsch zu deiner Beförderung.«
    Sie beugte sich über ihn, nahm sein Gesicht in seine Hände. »Und jetzt sollten wir noch ein paar von diesen Einszorn-Waffen bauen, ja?«
    »Einszorn?«, fragte er und musste dem Drang widerstehen, ihr in vorauseilendem Gehorsam jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
    »So haben wir dein Meisterstück genannt«, sagte sie. »Ein entzückender Name, nicht wahr, wenngleich ein wenig zu religiös für meinen Geschmack.«
    Hy Pezho lachte laut auf. »Und passender als Ihr es Euch vorstellen könnt.«
    »Wie das?«
    In seinem brennenden Wunsch, ihr, die nicht länger seine Nemesis war, zu gefallen, erklärte er ihr genau, wie die Einszorn funktionierte. Er konnte es nicht mit Gewissheit sagen, aber er meinte zu sehen, dass sie - Mab, die alles gesehen hat - bei seinen Worten erblasste. »Du bist wahnsinnig«, sagte sie. »Ich bin kühn«, sagte er. »Das ist ein Unterschied.«

3. TEIL
    Jede Stadt in den Faelanden veranstaltet ihre eigene »Prozession der Magier«, die während der

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