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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Aufenthalt in der Unseelie-Stadt Elenth. Wir sollten dort einen Mann namens Virum treffen, aber dann kamen die Bel Zheret und ... Der Rest ist mir irgendwie entfallen.«
    »Du redest wirr, Junge. Du warst in den letzten sechs Wochen nirgendwo anders als hier auf Kastell Weißenberg. Und wenn du mit deinen Wahnvorstellungen fertig bist, würde ich dir raten, deine Ausbildung wieder aufzunehmen.«
    »Was?«
    »Ausbildung. Aus diesem Grund bist du doch hier, schon vergessen?«
    Um Silberdun herum begann sich die Welt zu drehen. »Ihr meint ...«
    Jedron kicherte, dann brach er in lauthalses Gelächter aus. »Du naiver Trottel«, sagte er grinsend. »Hab ich's doch tatsächlich wieder mal geschafft.«
    »Verflucht seid Ihr, Jedron!«, brüllte Silberdun. Er griff sich den Wasserkrug und schleuderte ihn auf seinen alten Lehrer. Jedron fing ihn lässig auf und warf ihn zurück. Er traf Silberdun hart an der Stirn.
    »Und jetzt aufstehen«, sagte der Meister. »Du musst zurück an die Arbeit.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Silberdun. »Was ist mit mir geschehen, Ihr alter Bastard.«
    Jedron, der schon an der Tür war, drehte sich noch einmal um. »Ach das meinst du. Na ja, du bist gestorben. Und jetzt komm.«
    Silberdun folgte dem Meister die Treppe hinab. Nichts auf Kastell Weißenberg hatte sich seit seinem Aufenthalt vor Monaten verändert.
    »Jedron!«, rief Silberdun. »Wovon zum Henker redet Ihr da?«
    »Halt einfach die Klappe und folge mir. Ich werde dir was zeigen.«
    Silberdun seufzte und setzte dem Alten nach. Seine Wochen auf der Insel waren nun so präsent wie lange nicht mehr. Fast hatte er vergessen, wie sehr er den Mann hasste.
    »Moment mal«, sagte Silberdun. Ein Erinnerungsblitz zuckte durch seinen Geist, gefolgt von Schmerz und Furcht. »Jetzt fällt's mir wieder ein. Ein Bel Zheret hat mich erstochen. Ich spürte die Klinge in mein Herz eindringen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Jedron. »Hab davon gehört.«
    Sie verließen die Burg, und das Sonnenlicht schmerzte in Silberduns Augen. Das sie umgebende Meer war tiefblau. Als Silberdun seinen Blick gen Osten wandte, konnte er in der Ferne schwach die Türme von Smaragdstadt erkennen.
    »Du kannst später Maulaffen feilhalten«, sagte Jedron giftig. »Ich hab noch was zu tun.« Er nahm die Stufen, die hinab zum Plateau mit der Grube führten. Flüche, Beleidigungen und Verwünschungen murmelnd, folgte ihm Silberdun.
    »Ich kann dich hören«, meinte Jedron, ohne sich umzudrehen.
    »Ich weiß«, knurrte Silberdun.
    Seite an Seite standen sie schließlich am Rand der Grube. Bleigrau lag sie da im grellen Sonnenlicht, feucht und zutiefst unerfreulich. Auch schien die Temperatur an diesem Ort um gefühlte zehn Grad gefallen zu sein.
    Erst sagte Jedron nichts, dann seufzte er. »Hier liegt die Wahrheit«, sagte er. »Perrin Alt, Lord Silberdun ist tot.«
    »Das weiß ich«, bemerkte Silberdun. »Hab schließlich gespürt, wie mich das Messer durchbohrte.«
    »Das hab ich nicht gemeint. Silberdun starb hier, in dieser Grube. Am letzten Tage seines Trainings. Eisenfuß und ich warfen ihn hinein, und das, was in der Grube war, fraß ihn auf. Silberdun ist nicht mehr.« Jedron griff in die Falten seiner Robe und holte ein kleines weißes Objekt hervor.
    »Das hier ist alles, was von ihm übrig ist. Ein Zahn. Vielleicht ein Backenzahn.«
    Silberdun nahm den Zahn in die Hand und betrachtete ihn. Er musste an den Knochen denken, den er in der Grube gefunden hatte, nachdem Eisenfuß darin gewesen war.
    »Schön und gut, da wäre nur ein klitzekleines Problem mit Eurer Theorie«, sagte Silberdun. »Ich stehe nämlich gleich neben Euch.«
    »Das stimmt, aber du bist nicht Silberdun.«
    »Nein? Wer bin ich dann?«
    »Ein Schatten. Ein Schatten seines Selbst. Du bist ein Ding, das seine Gestalt angenommen hat, seinen Geist und seine Erinnerungen. Du bist ein Sylphe, um genau zu sein.«
    »Ein Sylphe.«
    »Nie davon gehört, was?«, sagte Jedron. »Überrascht mich nicht. Die sind nämlich sehr selten, und wir gehen nicht mit ihrer Existenz hausieren.
    Es sind schwer fassbare kleine Kreaturen. Wir kriegen sie von einer Insel jenseits des Meeres. Sie gehen auf die Jagd nach Tieren - hauptsächlich Wild - und nehmen nach dem Verzehr deren Gestalt an. Dann kehren sie zurück zur Herde und töten die Freunde jener Tiere oder deren Verwandte, wie es ihnen gerade beliebt. Eine hässliche Sache.«
    »Ich für meinen Teil hege nicht den Wunsch, meine Freunde oder Angehörigen zu

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