Schattenspäher
respektieren.
Du wirst es mir nicht glauben, aber ich weiß, dass Aba noch viel mit dir vorhat. Du hast jetzt vielleicht einen großen Umweg vor dir, aber es ist nicht das Ende der Straße. Wisse das.
Du hast eine dickköpfige, törichte Entscheidung getroffen, als du beschlossen hast, dich gegen deinen Onkel zu stellen, doch ich muss sagen, dass ich niemals stolzer auf dich war.
Perrin, ich prophezeie dir, dass dein Leben erst begonnen hat.
In Liebe,
Mutter
Als Silberdun per Kutsche beim Gefängnis von Crere Sulace eintrifft, erwartet ihn bereits eine leicht gereizte Botenfee, um ihm mitzuteilen, dass seine Mutter gestorben ist.
Silberduns Ankunft ist wochenlang das Thema unter den Mitgefangenen, doch sein zweifelhafter Ruhm hinter Gittern ist nur von kurzer Dauer. Ein paar Monate später wird Mauritane, der Hauptmann der Königlichen Wache, ebenfalls des Hochverrats angeklagt und nach Crere Sulace verfrachtet.
Lange Zeit passiert nicht viel. Doch dann kommt der Midwinter über das Land, und Mutters Prophezeiung bewahrheitet sich in höchst spektakulärer Weise.
Als Silberdun und Paet die Schattenhöhle betraten, sprangen Eisenfuß und Sela von ihren Stühlen auf.
»Silberdun!«, jubelte Sela. Sie rannte auf ihn zu und umarmte ihn, und er ließ es nur allzu gern geschehen.
»Du lebst?«, fragte Eisenfuß.
»Wie man's nimmt«, erwiderte Silberdun. »Ist wohl 'ne eher philosophische Frage. Aber ich bin hier, und allein das zählt.«
»Was ist geschehen?«, wollte Eisenfuß wissen. »Wie ist denn das möglich?«
»Glaub mir, das willst du gar nicht wissen.« Silberdun sah zu Paet, doch der schüttelte den Kopf. »Ist offensichtlich so was wie ein Geschäftsgeheimnis.«
»Wir können später feiern«, sagte Paet. »Im Moment liegt noch viel Arbeit vor uns.«
»Aber -«, begann Sela.
»Ein anderes Mal«, sagte Paet. »Silberduns verfrühtes Ableben hat uns wertvolle Zeit gekostet. Die müssen wir wiedergutmachen. Also zur Sache. Irgendwelche Fortschritte hinsichtlich der Einszorn?«
Eisenfuß machte ein langes Gesicht. »Leider ja.« Er unterrichtete die Anwesenden über seine Entdeckung bezüglich der Pläne, die Timha bei sich gehabt hatte. »Es tut mir leid«, schloss er. »Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten für uns.«
»Wovon redest du, Mann?«, sagte Paet. »Das sind doch ausgezeichnete Neuigkeiten!«
»Und wieso?«, fragte Eisenfuß.
»Wenn die Unseelie nie im Besitz der richtigen Pläne waren«, sagte Paet, »dann können sie ihrerseits auch keine weitere Einszorn bauen.«
Eisenfuß' Augen weiteten sich. »Also haben wir doch noch eine Chance?«
»Wir müssen Everess sofort davon erzählen«, sagte Paet. »Wenn das stimmt, ist es vielleicht möglich, den Krieg noch abzuwenden. Mab hat sich voll und ganz auf die Einszorn verlassen, um ihren Angriff auf uns zu unterstützen. Möglicherweise denkt sie jetzt noch mal darüber nach.«
»Warum sollte sie?«, fragte Silberdun.
»Erinnere dich an Timhas Worte«, sagte Eisenfuß. »Mabs Thaumaturgen mussten Tag und Nacht an dem Ding arbeiten. Sie hatten strikte Zeitvorgaben. Mabs Kriegsvorbereitungen haben sich also voll und ganz darauf gestützt, die Einszorn zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt einsatzbereit zu haben.«
»Das vermuten und hoffen wir«, sagte Silberdun.
»Wenn schon sonst nichts«, sagte Paet, »so sollten wir Mab auf diplomatischem Wege wissen lassen, dass wir im Bilde sind. Vielleicht zieht sie sich ja zurück und es käme gar nicht erst zu einem Krieg, den wir höchstwahrscheinlich sowieso nicht gewinnen könnten.«
»Selbst ohne die Einszorn nicht?«, fragte Sela.
»Als ich das letzte Mal mit Mauritane sprach«, sagte Silberdun, »musste er zugeben, dass die Seelie-Armee dem Gegner hoffnungslos unterlegen ist. Wir wissen jetzt, dass Mab ihre Soldaten aus den ganzen Unseelie-Gebieten zusammenzieht, und wenn man dann noch die Annwni-Armee dazunimmt, beläuft sich das Verhältnis auf nahezu zwei zu eins. Die Einszorn war dabei nur der Schuss Whiskey im Bier.«
»Ich rede mit Everess«, sagte Paet.
Paet saß im Außenministerium an einem Tisch mit Everess und Baron Glennet und berichtete den beiden, was Eisenfuß entdeckt hatte.
»Wunderbare Neuigkeiten«, bemerkte Everess.
»Wenn wir diese Information durch Botschafter Jem-Aleth in der Stadt Mab verbreiten, wird sich Mab ihre Invasion vielleicht zweimal überlegen. So könnten wir dieser scheußlichen Sache doch noch aus dem Wege gehen.«
»Vielleicht«,
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