Schattenspäher
überleben?«
»Finden wir's raus«, sagte Silberdun.
Sie betraten die Kammer, und sofort wurden sie von einem starken Schwindelgefühl erfasst. Wellen von re wurden durch die Kammer geworfen, durch das sie umgebende Eisen noch verdichtet. Es war, als ginge man ins Wasser. Ein seltsames, warmes Gefühl und nicht gerade unangenehm. Es war, als badete man in warmem Licht. Silberdun brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen.
»Ich kann nichts sehen«, sagte Eisenfuß. »Sollten wir nicht ein bisschen Hexenlicht machen?«
»Erst mal nicht«, meinte Silberdun. »Es könnte nicht schaden, wenn wir denjenigen, der da drinnen ist, überrumpeln.«
Sie gingen weiter. Silberdun konnte in dem höhlenartigen Raum die seltsam gedämpften Atemgeräusche seiner Gefährten hören. Sie atmeten schnell.
Das graue Licht vor ihnen hatte aufgehört zu flackern, als sie näher kamen, doch das Brummen war lauter geworden. In Ermangelung geeigneter Alternativen führte Silberdun die Gruppe weiter. Was immer die Quelle des Lichts auch war, es wurde hinter etwas Massivem im Raum versteckt. Etwas, das er aufgrund der Weise, welchen Weg das re und die Geräusche im Raum nahmen, eher spürte denn sah.
Sie erreichten eine Art Mauer, die einen Teil der Kammer durchschnitt, und hielten davor an.
»Wartet hier«, flüsterte Silberdun den Frauen zu. »Eisenfuß, du kommst mit mir.«
»Aber ich will auch mitkommen«, zischte Faella. »Und Sela auch.«
»Eisenfuß und ich können uns völlig lautlos bewegen«, gab Silberdun zurück. »Ihr hingegen könnt das nicht.«
Silberdun und Eisenfuß gingen weiter, bogen um die Wand und machten dabei nicht das geringste Geräusch. Sie näherten sich der seltsamen Lichtquelle, und Silberdun stellte fest, dass es eine Reihe massiver Objekte in dieser Kammer gab. Tatsächlich stellte das Stück Mauer, das sie gerade hinter sich gelassen hatten, den Sockel eines dieser Objekte dar. Das Brummen wurde immer lauter, und das Licht flackerte nicht.
Sie erreichten die Kante der Blockade, hinter der sich die Lichtquelle befinden musste. Gerade, als sie um die Ecke schauen wollten, stoppte das Gedröhne, und es wurde unsagbar still. Plötzlich war eine Art Rascheln zu vernehmen, dann spürte Silberdun eine sanfte Brise auf seinem Gesicht.
In diesem Moment kam das Licht auf sie zu, sein Widerschein bewegte sich über die Wand dahinter. Silberdun und Eisenfuß zogen ihre Messer und huschten um die Mauer.
Das, was sich da auf sie zubewegte, war eine glühende silberfarbene Motte. Sie war riesig und schwebte gut drei Meter über dem Boden. Und sie war auch die Quelle für das Licht; ihr Körper und ihre Flügel strahlten reinstes Hexenlicht aus.
Die Kreatur bemerkte sie, schlug einmal kurz mit den Flügeln und schwebte dann auf der Stelle. Reglos hing sie in der Luft, und da konnte Silberdun das Ding zum ersten Mal näher betrachten.
Es war keine Riesenmotte, sondern ein Faemann, der vollständig in eine silberne Rüstung gekleidet war. Selbst sein Kopf war unter einem Helm verschwunden. Aus den Schulterplatten wuchsen ein paar riesige Flügel aus Silber, so dünn und fragil, dass sie fast durchsichtig waren.
Der schwebende Mann hob eine Hand und klappte das Visier seines Helms hoch. Er wirkte erstaunt.
Er besaß das Gesicht eines Bel Zheret, doch die Augen eines wahren Fae.
»Wer um alles in der Welt seid ihr?«, fragte er.
38. KAPITEL
Der perfekte Schlachtplan wäre einer, der besagt, dass ein solcher Plan nicht existiert.
- Heerführer Tae Filarete, Betrachtungen zur Schlacht
Endlich war das Katapult fertig zusammengebaut, wobei der Leutnant, der Feldwebel Hy-Asher beständig seinen heißen Atem in den Nacken blies, noch den geringsten Anteil daran hatte.
»Worauf sollen wir es abschießen?«, fragte er. »Mitten rein in die Hauptangriffstruppe?«
»Nein, Ihr Idiot«, bellte der Leutnant. »Damit tötet Ihr doch unsere Truppen ebenfalls. Erledigt General Mauritane, und der Krieg ist so gut wie gewonnen.«
Hy-Ashers Männer prüften die Windrichtung und schoben das Katapult an seinen Platz. Ein Gefreiter betätigte die Zugseilwinde, und der Hebelarm senkte sich. Mit zitternden Händen legte Hy-Asher die Einszorn-Bombe in die Abwurfvorrichtung. Dann nickte er.
Mauritane ritt die Attacke auf Elenth und führte die Bären-Kompanie auf das Stadttor zu. War das Tor unter ihrem Ansturm erst genommen, würden sie sich in die Stadt vorkämpfen.
Dann konnten er und der Kommandant der Annwni sich
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