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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Inbrunst.
    Nun war es so, dass diese Götter zu jener Zeit gar nicht existierten. Sie entstammten einem vorgeschichtlichen Thule-Glauben, waren die pure Erfindung abergläubischer Ureinwohner, um sich Dinge wie den Sonnenaufgang oder das Kriegsglück zu erklären. Dergleichen findet sich in vielen Welten.
    Doch die Faelande sind nicht wie andere Welten. Und während des Rauane existierte hier mehr freies re als zuvor und auch danach. Magie war allgegenwärtig und vermochte fast alles zu bewirken. Und so vollbrachten die Anhänger der Thule-Götter ungewollt eine gigantische thaumaturgische Meisterleistung, vielleicht die größte überhaupt.
    Sie kanalisierten ihre enorme Essenz in ihren Glauben, in ihre unterwürfige Verehrung. Sie priesen ihre Gottheiten so inbrünstig und ausdauernd, dass sie diese am Ende kraft ihrer Gebete ins Leben riefen.«
    »Soll das heißen, diese Leute haben mal eben ein paar Götter erschaffen?«, fragte Silberdun.
    Hy Pezho sah hinauf zu den sich grau verfärbenden Bindungen und starrte Silberdun eindringlich an. »Nicht nur das. Sie taten ihre Arbeit im Hinblick auf deren Manifestation so gut, dass die Götter tatsächlich zu dem wurden, was die Gläubigen erwarteten. Seit jenem Tage waren sie wahrlich verantwortlich für den Sonnenaufgang, das Kriegsglück und dafür, wer sich in wen verliebte. Seit dem Anbeginn der Zeit wünschten sich die Gläubigen nichts mehr, als dass ihre Götter wirklich existierten, sodass es sie plötzlich nicht nur gab, sondern fortan auch schon immer gegeben hatte. Sie erschufen unsterbliche Götter buchstäblich aus dem Nichts.«
    »Das scheint mir alles ein wenig weit hergeholt«, meinte Eisenfuß.
    »Nun, wir reden hier von jener Fae-Epoche, in der die Männer den Regen in Wein verwandelten, nur weil sie zu betrunken waren, um eine weitere Flasche ans Lagerfeuer zu holen«, sagte Hy Pezho. »Nur zum Spaß färbten sie den Himmel orange, erschufen allein aus ihrer Vorstellung heraus fürchterliche Seeungeheuer. Einer von ihnen lehrte nur zum Spaß einen ganzen Wald voller Bäume das Sprechen. Es gab nichts, was sie nicht zu vollbringen vermochten.«
    »Und wie kam es, dass die Götter am Ende hier landeten?«, fragte Sela. Sie wirkte seltsam traurig.
    »Tja«, erwiderte Hy Pezho mit zusammengebissenen Zähnen, denn er wurde zunehmend nervöser, »es stellte sich heraus, dass die Anwesenheit der Götter weit weniger lustig war, als es sich die alten Chthoniker vorgestellt hatten. Die Götter wurden erschaffen, um die Verantwortung zu übernehmen. Und das taten sie dann auch. Sie wurden erschaffen, um zu richten, also richteten sie. Man hatte die Götter über die Fae gestellt, und sie spielten die ihnen zugewiesenen Rollen mit Bravour und Genuss.
    Dumm nur, dass nicht alle Fae zu ihren glühenden Anhängern zählten. Diesen Freidenkern war es einerlei, ob sie nun von Göttern gerichtet wurden, an die sie ohnehin nicht glaubten. Also erschuf ein sehr mächtiger Zirkel von Zauberern eine sehr mächtige Bindung und zog gegen die Götter in den Krieg. Es war eine epochale Schlacht. Die Götter verloren, und die Zauberer verbannten sie für alle Ewigkeiten an diesen Ort.«
    »So weit, so gut«, meinte Silberdun.
    »Nicht ganz«, sagte Hy Pezho. »Die Chthoniker huldigten auch weiterhin ihren Gottheiten. Huldigten ihnen, obwohl diese nun machtlos und in diesem außerweltlichen Gefängnis eingeschlossen waren. Gegen Ende des Rauane -Zeitalters konstruierte dann einer ihrer begabtesten Thaumaturgen die Kynosuren. Objekte, deren einziger Zweck es ist, den Glauben der Chthoniker an diesen Ort, nach Prythme, zu leiten.«
    »Um die Götter am Leben zu erhalten«, schloss Sela.
    »Um sie am Leben zu erhalten und eines Tages zu befreien«, sagte Hy Pezho. »Diese Körper hier sind unverwüstliche Speicher für reines, undifferenziertes re. Und der Vorrat wächst mit jedem chthonischen Gottesdienst weiter an. Bis eines Tages genug re zusammengekommen ist, auf dass die Götter ihre Fesseln sprengen können. Ich schätze, dieser Tag wäre erst lange nach unser aller Tod gekommen, hättet ihr Narren nicht beschlossen, den Prozess ein wenig zu beschleunigen.«
    »Und die Kraftquelle für die Einszorn«, Eisenfuß nickte in Richtung der gefesselten Götter, »kommt demnach von ... denen da.«
    »Jede Bombe enthält einen Tropfen von Eins Blut«, sagte Hy Pezho. »Das ist er übrigens.« Er deutete den Sockel hinauf, neben dem er eben noch in der Luft geschwebt hatte. »Gott

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