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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Eisenfuß.
    »Nun gut, Jungs«, meinte Faella. »Wollen wir weiter hier rumstehen und plaudern, oder gehen wir jetzt da rauf und stürmen die ferne Festung?« Sie grinste breit. Faella mochte ja vieles sein, aber feige war sie nicht.
    Die Stufen waren gerade hoch genug, um ungemein beschwerlich zu sein. Silberdun und Eisenfuß zogen sich hinauf und halfen dann Faella und Sela nach oben. Keine der beiden Frauen war groß genug, um sie aus eigener Kraft zu erklimmen. Nach etwa zwanzig Stufen tat Silberdun der Rücken weh, und da hatten sie noch nicht mal ein Viertel des Aufstiegs hinter sich.
    Je höher sie kamen, umso stärker wurde der Rückstoß, und irgendwann wurde er richtig schmerzvoll. Nicht so schmerzvoll wie das Gefühl, nachdem »Ilian« ihn in die eiserne Zelle geworfen hatte, aber es reichte.
    Nach der Hälfte des Weges war Silberdun außer Atem, und Sela und Faella hatten weiche Knie. Silberdun und Eisenfuß besaßen den Vorteil der Schatten-Stärke und -Widerstände, doch die Frauen mussten ohne das auskommen. Als er so darüber nachdachte, fiel Silberdun wieder ein, dass er laut Jedron ja eigentlich tot war. Aber das war doch verrückt. Er war Silberdun. Zumindest in jeder Beziehung, die zählte.
    Doch wenn Silberdun wirklich tot war, wo war er? War sein wahres Ich nun in Arkadien bei Mutter und Vater? Waren auch Je Wen und Timha dort, um ihn für ihren Tod zur Verantwortung zu ziehen? Und all die anderen, die er hatte gehen sehen: Honigborn, Graugänger und die ganzen Männer, die er in der Schlacht von Sylvan getötet hatte?
    War dieser Silberdun hier nichts weiter als ein Geist? War das aus ihm geworden?
    Nach einer halben Ewigkeit erreichten sie endlich den obersten Absatz der Treppe. Die Burg ragte nun direkt vor ihnen auf, verströmte Wellen reitischer Rückstöße. Es war, als stünde man am Rande eines gigantischen Signalfeuers. Es versengte die Haut und stach in den Augen. Vor ihnen lag ein großes, gut zwölf Meter breites Tor. Es stand einen kleinen Spalt weit offen.
    »Ich will ja keine schlechte Laune aufkommen lassen«, meinte Eisenfuß, »aber was zum Henker sollen wir jetzt tun?«
    Silberdun schwieg. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, diese Burg zu erklimmen, dass er sich keine Gedanken darüber gemacht hatte, was danach zu tun war. Eins nach dem anderen ...
    »Ja, gute Frage«, sagte er schließlich.
    »Darf ich Euch daran erinnern, Lord Silberdun, dass ich ein sehr talentiertes Mädchen bin«, sagte Faella in diesem Moment.
    Er sah sie an. Sie lächelte noch immer, schien tatendurstiger denn je. Er erkannte, dass er in Faella verliebt war und dass er es immer gewesen war.
    »Und was willst du tun?«, fragte Eisenfuß. »Uns alle gegen Eisen unempfindlich machen?«
    »Nein, Meister Falores«, sagte Faella. »Ich werde das Eisen entfernen.«
    »Allein mit den Gaben kann man so was nicht schaffen«, sagte Silberdun.
    »Mit der Dreizehnten Gabe schon«, gab Faella zurück. »Die Verwandlungsmagie reicht tief hinein ins Herz der Dinge. Ich weiß nicht genau, wie's funktioniert, bin ja schließlich kein Eisenfuß, aber ich denke, ich kann's schaffen.«
    »Das glaub ich erst, wenn ich's sehe«, sagte Eisenfuß.
    »Da wäre nur ein Problem«, fuhr Faella fort. »Um etwas zu verwandeln, muss ich es berühren.«
    »Nein«, protestierte Silberdun. »Das ist viel zu viel Eisen. Es wird dich umbringen.«
    »Und nicht nur das«, sagte Faella ungerührt. »Ich fürchte, ich hab nicht genug eigenes re, um es zu tun.«
    »Und das bedeutet?«, fragte Sela.
    »Das bedeutet, ich brauche dich, Sela, und deine Empathie, damit ich euch euer aller re entziehen kann.«
    »Das kann ich machen«, sagte Sela. Silberdun sah sie an. Energisch und mit hocherhobenem Kopf stand sie da. Ohne Zweifel wollte sie der Mestina die Tapferkeitsmedaille nicht kampflos überlassen.
    »Irgendwelche Gegenvorschläge, Eisenfuß?«, fragte Silberdun.
    »Nein«, sagte der Thaumaturg. »Wenngleich ich mir nur schwer vorstellen kann, dass das klappt.«
    »Dann gestattet mir, Euch zu überraschen«, sagte Faella.
    Sie reichten sich die Hände. Silberdun stand zwischen Sela und Faella, und Faella hatte Eisenfuß an der anderen Hand. Silberdun öffnete seinen Geist und spürte, wie Sela in ihn hineinglitt. Er fühlte denselben Wirbel aus Schönheit und Finsternis und Schmerz und Hoffnung, den sie immer in ihm auslöste. Doch heute schwang in diesem Gemenge auch ein heftiges Gefühl des Verlustes mit. Silberdun wusste, er allein

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