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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Funktionsweisen betrifft.«
    Valmin schwieg.
    Hund glitt lautlos neben Valmin und packte ihn am Handgelenk. Für Valmin kam diese Aktion völlig überraschend; ein Bel Zheret erlebte die Zeit gänzlich anders als ein Fae. Hund verdrehte ihm langsam das Handgelenk, zwang Valmin damit zu Boden. In dieser Position hätte Hund ihm den Ellbogen zurückbiegen und den Arm brechen, ihm seine ausgefahrenen Klauen ins Kreuz schlagen können, oder was auch immer. Doch Valmin körperliche Pein zu bereiten war derzeit untersagt. Ein verletzter Thaumaturg war ein unproduktiver Thaumaturg.
    »Wir kommen in sechs Monaten wieder«, sagte Hund. »Wenn ihr bis dahin keine funktionierende Einszorn zusammengebaut habt, werdet ihr beide sterben.«
    »Aber ... niemand kann einen Forschungsprozess beschleunigen. Es dauert nun mal so lange, wie es dauert!«
    »Wir verstehen«, sagte Natter. »Und wenn ebendieser Forschungsprozess länger als sechs Monate dauert, werdet ihr sterben, und wir werden eure Positionen anderweitig besetzen. Ich erinnere euch lediglich an den euch zur Verfügung stehenden Zeitrahmen.«
    Hund ließ Valmin wieder los, und der alte Meister sank zu Boden, wobei er sich seinen schmerzenden Arm hielt. Dieser Fae war widerwärtig. Hund widerstand dem Impuls, sich die Hände an der Robe abzuwischen.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Natter. Ohne ein weiteres Wort drehten sich die Bel Zheret um und verließen den Raum.
    Die beiden glitten zurück durch den Gemeinschaftsraum und hinaus aus dem Palast. Wieder draußen angekommen, schnüffelte Hund in die Luft. Dann wandte er sich zu dem Wachmann um, den er kurz zuvor auf den Gestank angesprochen hatte.
    »Es riecht noch immer schlecht hier«, sagte er. »Riechst du das denn nicht?«
    Hund studierte das Gesicht des Mannes sehr genau. Er wusste, was sein Gegenüber dachte. Soll ich zugeben, dass ich nicht riechen kann, was ein Bel Zheret zu riechen vermag, oder soll ich ihm zu Gefallen einfach zustimmen?
    Hund wartete die Antwort nicht ab. Er hielt zwei seiner Finger in die Höhe. »Deine Nase bedarf offenbar einer Reinigung.« Er packte die Wache am Nacken und rammte ihr die beiden Finger in die Nasenlöcher, stieß mit den langen Fingernägeln tief hinein ins weiche Gewebe.
    »Vielleicht befinden sich ja irgendwelche Verkrustungen darin?«, sagte Hund, während er in der Nase herumstocherte. Blut tropfte aus den Löchern. Der Wachmann begann zu schreien. Musik in den Ohren seines Peinigers.
    »Vielleicht wird sich dein Geruchssinn ja nun verbessern«, sagte Hund. »Schreib mir doch, ob es sich so verhält, ja?«
    Hund lächelte, als er sich den Wachmann beim Verfassen des Briefs vorstellte. Er konnte es kaum erwarten, ihn zu lesen.
    Der Mann fiel zu Boden, presste die Hände vors Gesicht. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
    »Nun«, sagte Hund, »dann noch einen schönen Tag.«
    Als die beiden über die enge Brücke auf das Portal zugingen, hakten sie sich wieder unter. »Das war lustig«, sagte Natter.
    Hund konnte dem nur zustimmen.

10. KAPITEL
    ... nach heftigen Beschwerden seitens der Zunftvertreter wurde ich gebeten, eine offizielle Erklärung zu der Sache abzugeben. Darin wurde zum Ausdruck gebracht, dass es »die so genannten Schatten nicht gibt und nie gegeben hat. Die Vorstellung, es könne eine geheime Organisation von Spitzeln und anderen gesellschaftlich inakzeptablen, mit schwarzkünstlerischen Gaben ausgestatteten Subjekten geben, widerstrebt Eurer Majestät zutiefst.
    Ein Gerücht, das von aufwieglerischen Elementen in ebenjenen Kreisen gestreut wird, die befürworten, dass besagte Schatten auszulöschen seien.«
    Diese Erklärung war natürlich eine glatte Lüge.
    Die Schatten existierten damals, und sie existieren auch noch heute. Ein kleiner Teil dieser Verlautbarung jedoch entspricht den Tatsachen: Allein die Erwähnung der Schatten widerstrebt der Königin zutiefst. Ein Umstand, der sie jedoch nicht davon abhält, sich ihrer zu bedienen.
    - Cereyn Ethal, Mein Leben (unzensiert)
    Die Ausbildung bei Meister Jedron bewegte sich auf einem schmalen Grat zwischen militärischem Drill und Folter, wobei die Methoden beider Disziplinen in gleicher Weise zum Einsatz kamen. Jedrons Vorstellung hinsichtlich einer typischen Übungsstunde war beispielweise, dass er Silberdun eine Weile mit der Armbrust trainieren ließ, um ihm dann plötzlich und ohne Vorwarnung ein halbes Dutzend Jagdhunde auf den Hals zu hetzen, derer sich der Schüler erwehren musste. In einer

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