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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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anderes, das Silberdun nicht in Worte fassen konnte.
    »Die wahre Gefahr geht von Leuten aus, bei denen man erst zu spät erkennt, dass man ihnen nicht trauen konnte. Vertrauen ist die womöglich tödlichste Waffe, die man gegen Euch einsetzen kann. Ich habe kein Vertrauen. Und Ihr dürft auch keines haben.
    Daher werde ich niemals Euer Freund sein. Ich möchte nicht, dass Ihr mich mögt. Vielmehr möchte ich, dass Ihr selbst mir nicht vertraut.«
    Silberdun starrte auf den Automaten, dessen Gesicht sich zu umwölken begann, als betrachte man ihn durch einen blinden Spiegel. »Ihr nehmt mich nicht gerade für Euch ein. Everess sagte -«
    Jedron lachte laut auf. »Everess! Dieser aufgeblasene Furz. Der würde doch seine Mutter verkaufen, um einen Rang aufzusteigen. Glaubt Ihr wirklich, er schart seine persönliche Truppe von Spionen um sich aus Liebe zum Herz der Seelie?«
    »Wollt Ihr damit sagen, ich soll lieber nicht für ihn arbeiten?«
    »Keineswegs. Ich sage nur, Ihr sollt ihm nicht vertrauen.«
    »Na ja, das ist etwas, was Ihr mich gewiss nicht lehren müsst. Ich hab ihm niemals über den Weg getraut.«
    »Und doch habt Ihr den langen Weg hierher unternommen, nur weil er es Euch sagte.«
    »Ich tue das hier nicht für ihn.«
    Jedron kicherte wieder. »Schön gesagt.«
    Der Nebel vor dem Gesicht des Automaten verflüchtigte sich allmählich, entblößte Haut, die sich zu einem Gesicht formte. Dunkles Haar spross aus dem kahlen Kopf.
    Silberdun zeigte auf Ilian. »Was ist mit Ilian? Dem vertraut Ihr doch sicherlich, oder?«
    Jedron verdrehte die Augen. »Den könnte ich binnen eines Herzschlags töten.«
    Ilian zog sein Messer und hielt es schon in der nächsten Sekunde Jedron an die Kehle. Mühelos und ebenso schnell schlug Jedron ihm das Messer aus der Hand und schleuderte ihn über Bord ins aufgewühlte Wasser.
    »Seht her«, sagte Jedron und zeigte mit seinem Messer auf den Automaten. Silberdun tat es und erschauderte. Der Automat sah nun aus wie er selbst, ein fast identisches Duplikat. Es sah Silberdun argwöhnisch an.
    »Das ist der Einzige auf dieser Welt, dem Ihr vertrauen könnt, Silberdun«, sagte Jedron.
    Silberdun starrte auf seinen mechanischen Doppelgänger. Ohne Frage war dies eine von Jedrons weniger subtilen Lehrstücken und ohne Frage einem Mann seines Formats nicht würdig.
    Als Silberdun näher trat, machte der Automat einen fast furchtsamen Schritt zurück. Silberdun sah ihm in die Augen, und eine Welle des Abscheus erfasste ihn: Es waren Jedrons Augen.
    »Nun, er ist nicht wirklich eine Kopie meiner selbst, nicht wahr?«, sagte Silberdun. »Etwas an ihm hat ganz und gar nichts mit mir zu tun. Ich meine die Art, wie er mich anschaut.«
    »Nein, und deshalb ist er auch nicht Ihr. Ich sagte ja auch nicht, dass Ihr selbst der Einzige seid, dem Ihr vertrauen könnt. Ihr seid schwach und verwirrt.«
    »Nun gut«, sagte Silberdun. »Wer ist er also?«
    »Derjenige, der Ihr sein werdet, wenn Ihr diese Insel verlasst. Derjenige, der Ihr sein werdet, wenn Ihr Eure Ausbildung abgeschlossen habt.«
    Silberdun runzelte die Stirn.
    »Ihr mögt ihn nicht, hab ich Recht?«, fragte Jedron grimmig.
    »Nein, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Glaubt mir, Ihr werdet es noch viel weniger mögen, er zu sein«, sagte Jedron. Er murmelte eine Silbe, und das Blendwerk des Automaten verschwand, zurück blieb lediglich eine tote Maschine. Jedron bedeckte sie wieder mit der Plane. Silberdun konnte sich nicht helfen, aber für ihn sah das Ding aus wie ein Leichentuch.
    »Ihr habt ja keine Ahnung, worauf Ihr Euch eingelassen habt, Junge«, sagte Jedron lächelnd.
    Wieder auf dem Dock stehend, sahen sie, wie Ilian gerade an Land stapfte. Er schüttelte sich das Wasser aus dem Haar.
    Jedron ging auf Silberdun zu und packte ihn an der Schulter. »Wartet einen Moment«, flüsterte er, »und hört mir gut zu.«
    Er nickte in Richtung Ilian und fuhr fort: »Ilian ist ein Verräter. Wir müssen etwas wegen ihm unternehmen.«
    Drei Wochen vergingen, in denen Silberduns Ausbildung nur allmählich dem näherkam, was er sich anfänglich vorgestellt hatte. Er lernte, sich geräuschlos zu bewegen, obwohl die Umstände, unter denen er dies tun sollte, ihm schier unmöglich erschienen. Erspüre die Bodendielen mit deinem Geist, bevor du sie betrittst? Das wäre selbst schwierig für jemanden, der über die Gabe der Innensicht verfügte. Silberdun besaß diese Gabe, hatte sie jedoch nie eingehend studiert.
    Das umschrieb im Großen und

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