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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Silberdun fest.
    »Nein«, erwiderte der bloß.
    »Ihr seid Jedron.«
    Der andere Mann klatschte, lächelte. »Sehr gut, Silberdun. Da kommt so schnell nicht jeder drauf.«
    Der echte Jedron zog zwei Stühle heran und bedeutete Silberdun, Platz zu nehmen. »Und wann habt Ihr's herausgefunden?«, fragte er.
    Silberdun setzte sich und legte die Armbrust - wenn auch nicht gern - auf seinem Schoß ab. »Ich war mir nicht völlig sicher, bis Ilian eben diese Bemerkung erwähnte, die er am Dock gemacht haben wollte. Aber nicht Ilian hatte damals zu mir gesprochen, sondern Ihr. Ilian war zu diesem Zeitpunkt nicht mal in der Nähe.« Silberdun seufzte. »Aber geahnt hatte ich's ehrlich gesagt schon früher.«
    »Gut, gut. Dieser vermeintliche Lapsus war nämlich mein letzter Versuch, Euch daran zu hindern, mich zu erschießen. Doch sagt, wann habt Ihr zum ersten Mal Verdacht geschöpft?«
    »Nachdem ich Euch in der Zelle überwältigte und dann nach oben ging. Ich fand Jedron schlafend vor. Doch er schlief nicht wirklich, er war nur inaktiv, so wie diese Automaten auf der Treibholz .«
    Der wahre Jedron nickte lächelnd. »Hm. Nun, ich gebe es nicht gern zu, aber Ihr habt mich wirklich einiges an Nerven gekostet. In der Nacht, in der Eisenfuß eingeweiht wurde, da hättet Ihr eigentlich gar nicht aufwachen sollen. Da waren meine Kreativität und mein Improvisationsgeschick gefragt, das kann ich Euch versichern.«
    »Dann gehörte das also gar nicht zu meiner Prüfung?«, fragte Silberdun. »Oder wie immer Ihr es nennt.«
    »Nein, Ihr solltet Jedron über einen längeren Zeitraum misstrauen. Das Ganze sollte dann in einer alles entscheidenden Zerreißprobe gipfeln, in der Ihr Euren Meister tötet, um Euch selbst zu retten. Den Lehrer zu töten ist ein sehr wichtiger Teil der Ausbildung.«
    »Warum das?«, fragte Silberdun. Der Schmerz in seinem Bein ging allmählich zurück. Endlich.
    »Wie ich Euch schon sagte - und mit ›ich‹ meine ich den Burschen dort am Boden -, ist es wichtig zu lernen, dass man niemandem vertrauen darf. Niemandem. Niemals wieder. Es mag abgedroschen klingen, doch man muss es am eigenen Leibe erfahren, damit man es begreift. Und da ist's doch am besten, wenn Ihr diesen Grundsatz hier verinnerlicht. Hier, wo Euch falsches Vertrauen nicht das Leben kosten kann.«
    »Und wenn ich Euch getötet hätte und nicht ... ihn?«, fragte Silberdun.
    Jedron winkte nur ab. »Es braucht mehr als ein kleines Scharmützel, um mich außer Gefecht zu setzen. Das werdet Ihr schon sehr bald feststellen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ihr wollt wissen, was in jener Nacht wirklich geschah? Als, wie Ihr glaubtet, dieser Mann getötet wurde?«
    »Ja, das wäre meine nächste Frage gewesen.«
    »Dann will ich's Euch zeigen. Ich glaube, Ihr seid bereit.«
    Jedron stand auf und forderte Silberdun auf, ihm zu folgen. Die Gedanken in Silberduns Kopf überschlugen sich. Und einmal mehr fragte er sich: Worauf um alles in der Welt hab ich mich da bloß eingelassen?
    Am Fuß der Steinstufen brannten bereits die Fackeln. Jedron führte Silberdun die Treppe hinab und auf die Felsenplattform. Vor der Grube stand ein Mann. Er trug eine schwarze Robe und hielt eine weitere schwarze Robe in Händen.
    Silberdun begann zu schwitzen. Der Schmerz in seinem Körper wurde durch unsagbare Furcht abgelöst. Was ging hier vor?
    Der Mann in der Robe drehte sich um, und Silberdun erkannte das Gesicht sofort wieder. Es war der Mann, den Ilian in jener Nacht ermordet hatte.
    »Hallo«, sagte der Fremde. »Ich heiße Styg Falores. Aber Ihr könnte mich Eisenfuß nennen.«
    »Ich weiß nicht, wie man sich bei solcher Gelegenheit angemessen begrüßt, daher sage ich Euch ebenfalls Hallo«, erwiderte Silberdun, der sich allmählich wieder fasste.
    »Zieht Euch aus und legt dies an.« Eisenfuß reichte Silberdun die dunkle Robe. Silberdun sah Jedron an, und Jedron nickte.
    Warum nicht? Was konnte nach diesem Tag noch groß passieren? Doch was auch immer jetzt passierte, dieser Eisenfuß schien das alles schon durchgemacht zu haben. Eine Art Initiationsritual vielleicht? Silberdun musste an das Knöchelchen und die feuchte Asche denken.
    Er warf einen Blick in die Grube, konnte aber nur bodenlose Dunkelheit erkennen.
    Zögernd streifte er sich seine Kleider ab und warf sich die Robe über. Sie war aus schwarzer Seide. Sofort fühlte sich Silberdun, als verschmelze er in ihr mit der Nacht.
    »Geht zum Rand der Grube«, sagte Jedron. Silberdun gehorchte. Er

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