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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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er brauchte und benutzte es. Die Welt um Silberdun schwankte auf übelerregende Weise, kippte seitwärts, vor und zurück. Dann ließ Ilian seine Hand los, und Silberdun taumelte rückwärts. Auf einmal überkam ihn das widerwärtige Gefühl von Höhenangst. Er sah sich um, erkannte, dass er sich jetzt in der Zelle befand und nicht mehr davor. Ilian hatte re benutzt, um dies zu vollbringen. Ilian besaß die Gabe des Raumfaltens!
    Silberduns Atem ging stoßweise. Ilian war mehr als nur ein einfacher Diener, so viel war sicher.
    Silberdun entfernte sich von den Eisenstäben, bis er mit dem Rücken an die kalte Steinwand der Zelle stieß. Er hatte sich schon einmal in einem Gefängnis aus kalten Eisenstangen befunden. Damals, in den Umfochtenen Landen, mit Mauritane und seiner unerschrockenen Narrentruppe, da waren sie ausgerechnet von Menschen eingekerkert worden. Wenn er sich nur weit genug vom Eisen aufhielt, konnte er vielleicht genug re einsaugen, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.
    Doch es war hoffnungslos. Die Zellengitter waren zu nahe, und an re war hier auch nicht ranzukommen.
    »Verdammt!«, schrie Silberdun und hämmerte mit den Fäusten gegen die Wand hinter sich. Ilian lief frei im Turm herum, und vielleicht würde Jedron diesmal nicht imstande sein, ihn zu überwältigen. Und wenn er sich erst ausmalte, wie Jedron reagieren würde, wenn er feststellte, dass Silberdun den Gefangenen hatte fliehen lassen ... Vielleicht war es unter diesen Umständen sogar besser, wenn der Meister das Zusammentreffen nicht überlebte.
    Hör auf damit, Silberdun.
    Er starrte die Eisenstäbe düster an, konnte fast spüren, wie sie ihn abstießen, selbst aus der Entfernung. Es war seltsam, wie das gedämpfte Licht im Verlies sich auf Brusthöhe in dem Metall widerspiegelte. Die Stäbe sahen aus, als betrachte man sie durch ein Prisma oder durch ein Wasserglas. Auch schienen sie sich leicht nach rechts zu biegen, um gleich darüber wieder kerzengerade zu verlaufen. Als habe der Stress ihm ordentlich zugesetzt, fand sich Silberdun auf diese optische Täuschung starrend wieder, anstatt das Problem praktisch anzugehen. Eine List seines Geistes vielleicht, damit ihn nicht die Verzweiflung übermannte.
    Silberdun machte ein paar Schritte, um die Lichttäuschung aus der Nähe zu betrachten. Seine Neugier überwog dabei sein Unbehagen. Als er sich die Sache jedoch genauer anschaute, lächelte er.
    Das war keine optische Täuschung. Tatsächlich hatten sich die Stäbe aufgrund von Ilians Raumfaltung in ihrer Position verschoben! Während Ilian seinen Platz mit Silberdun tauschte, hatte er den sie umgebenden Raum um einen halben Kreis gedreht. Doch die Zellenstäbe hatten dabei nicht ganz ihre vorgesehene Stellung eingenommen.
    Silberduns Gesicht und Schultern brannten noch immer von dem unfreiwilligen Kontakt mit den Eisenstangen. Mit Grausen rannte er auf die Stelle zu, an der die Gitterstäbe sich leicht verschoben hatten, und trat mit Wucht dagegen. Der Schmerz war unsäglich, dasselbe stechende Kribbeln wie zuvor durchlief nun sein Bein und malträtierte zur Krönung seine Hoden. Die Stäbe verbogen sich und knirschten, doch sie brachen nicht.
    Er nahm Anlauf für einen weiteren Tritt. Bei den Titten der Königin, er wollte das nicht tun, aber er tat es trotzdem.
    Unter seinem zweiten Ansturm brach ein ordentliches Stück aus der Zellentür heraus, das mit einem hässlichen metallischen Scheppern über den Boden des Verlieses flog. Leider zog Silberdun den Fuß zu schnell zurück, sodass er sich die Wade an einem der abgebrochenen Stäbe verletzte. Das kalte Eisen drang in sein Fleisch und verursachte einen bisher nie da gewesenen Schmerz, wie Splitter aus Eis, die sich durch die Blutbahn frästen. Silberdun taumelte zurück, fiel zu Boden, schrie.
    Dann war plötzlich ein Knirschen zu vernehmen. Silberdun sah auf. Das Schloss der Zellentür befand sich genau in dem Stück Eisen, das Silberdun herausgetreten hatte und jetzt am Boden lag. Das Knirschen war das Geräusch der Tür, die nun an rostigen Angeln aufschwang.
    Er erhob sich bebend, schob sich mit äußerster Vorsicht durch die Öffnung und eilte die Treppen hinauf. Mit zitternder Hand zog er das Messer aus seinem Stiefelschaft.
    Silberdun hastete die Stufen hinauf ins Erdgeschoss und hielt inne. Stille. Er schob das Messer wieder in den Stiefel zurück und nahm sich eine kleine Arbalest von der Wand im großen Saal. Er spannte sie so leise wie möglich und

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