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Schattenspieler (German Edition)

Schattenspieler (German Edition)

Titel: Schattenspieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Michael Römling
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Jungen und zielte auf den
Rollstuhlfahrer. Dann rannte er mit den anderen über einen
Trümmerhaufen davon.
    Um den Belle-Alliance-Platz kreisten Lastwagen und einige
Autos wie die Gondeln eines Karussells, gelbe Fächer aus
Scheinwerferlicht vor sich herschiebend.
    Auf der Saarlandstraße, kurz vor dem Potsdamer Platz, löste
sich ein junger Mann mit einem bleistiftdünnen Schnurrbart
aus einer Gruppe von Leuten, die wie zufällig um einen
Handkarren geschart herumstanden.
    »Hätten Sie eine Zigarette für mich?«
    Sommerbier lächelte kühl. »Was haben Sie denn für mich?«,
fragte er.
    Der andere warf einen Blick auf Sommerbiers Koffer.
    »Alles eine Frage des Preises.«
    Sommerbier angelte eine Lucky Strike aus der Brusttasche
seines Anzugs und reichte sie dem Fremden. Der kramte
umständlich eine Weile in seinen Taschen herum und fand
schließlich eine Schachtel Streichhölzer. Im Licht der kleinen
Flamme sah er noch jünger aus. Er trug einen Soldatenmantel,
an dem alle Knöpfe fehlten. Nach ein paar Zügen schlug er in
einer fast obszönen Geste die Mantelsäume zurück. Auf das
Innenfutter waren beutelartige Taschen aufgenäht, aus denen
Flaschen ragten, Cognac, Whisky und ein paar andere. Während
er seine Ware zeigte, blickte er zur Seite, als wollte er Sommerbier
in aller Verschwiegenheit das Angebot prüfen lassen.
    »Ich brauche etwas anderes«, sagte Sommerbier und blickte
ebenfalls an seinem Gegenüber vorbei.
    »Wir können alles beschaffen«, sagte der knapp und geschäftsmäßig.
    »Dann zeigen Sie mal, was Sie können«, sagte Sommerbier.
»Ich will eine Pistole.«
    Der andere pfiff leise durch die Zähne. »Das wird nicht einfach.«
    »Hören Sie auf«, sagte Sommerbier. »Unter jedem Gullydeckel
liegen mindestens drei davon.«
    Der andere nickte nur leicht. Dann drehte er sich wortlos
um und begann, die Straße hinabzuschlendern. Sommerbier
wartete kurz ab, dann folgte er ihm.
    Beim Potsdamer Bahnhof bog der Mann mit dem Mantel
links in eine Seitenstraße ab. Nach wenigen Schritten blieb er
stehen, wandte sich kurz um und klopfte an eine Tür, die bald
darauf einen Spaltbreit geöffnet wurde. Ein kurzes Tuscheln
war zu hören, dann schwang die Tür ganz auf und warf einen
Lichtstrahl auf die inzwischen fast völlig dunkle Straße.
    Der Mann schlüpfte durch den Spalt und Sommerbier
folgte ihm mit etwas Abstand.
    Hinter der Tür führte ein Gang zu einer Kellertreppe. Von
unten drang Musik herauf. Seichtes Geklimper von einem
Klavier, begleitet von einer Trompete und einem Kontrabass.
    Sommerbier war erstaunt, wie viele Menschen sich in dem
unterirdischen Lokal tummelten, das mit seinen nackten Ziegelwänden
einem Gewölbe glich. Das Publikum war sehr gemischt:
Amerikaner lehnten in lässiger Pose an Pfeilern oder an
der Bar, ein paar runde Tische waren von Herren mit Anzügen
und Krawatten besetzt, zwischen denen junge und stark geschminkte
Frauen saßen. Russische Offiziere standen in einer
Ecke und kippten Whisky in sich hinein. Die Kapelle saß
auf einem erhöhten Podest am Ende des Raums und spielte
etwas lustlos vor sich hin. Zum Publikum gewandt stand eine
Frau mit blondierten, zu einer Tolle aufgetürmten Haaren in
einem mit Pailletten bedeckten Badeanzug und wedelte mit
einer hellblauen Federboa herum. Über allem schwebte ein
suppiger Rauchschleier.
    Der Mann, der Sommerbier hergeführt hatte, stand jetzt
an der Theke und redete auf einen Kellner ein, der ein paar
Mal ungehalten zu Sommerbier herüberblickte. Schließlich
nickte der Kellner und verschwand in einer Tür hinter der Bar.
Der junge Mann mit dem Schnurrbart gab Sommerbier einen
Wink, dem anderen zu folgen.
    Sommerbier schlängelte sich zwischen den Leuten hindurch
und schlüpfte durch einen schmalen Durchlass hinter die Bar.
Ein betrunkener amerikanischer Leutnant rief Sommerbier
etwas zu. Er achtete nicht darauf, sondern trat ebenfalls durch
die Tür in einen karg möblierten Nebenraum.
    Der Kellner war neben der von innen mit Polstern abgedichteten
Tür stehen geblieben und schloss sie hinter Sommerbier.
Augenblicklich erstarb die Musik zu einem gedämpften
Gedudel. Müder Applaus kroch herein.
    Hinter einem gedrungenen Schreibtisch, der von einer grünen
Bibliothekslampe erleuchtet wurde, saß ein ziemlich junger,
magerer und braun gebrannter Kerl mit schwarzen Haaren
und katzenhaftem, fast weiblichem Gesicht. Unter den
hochgekrempelten Hemdsärmeln kamen dünne Arme hervor.
Irgendwie passte er nicht in diesen Raum mit

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