Schattenspur
„Durant ist also tot?“, ve r gewisserte er sich.
Wayne nickte. „Und Kia hatte daran maßgeblichen Anteil.“
„Wer ist Kia?“
Wayne streckte die Hand nach Kia aus. Sie kam langsam näher, ergriff Waynes Hand und ließ sich an seine Seite ziehen. „Travis, ich darf dir Kianga Renard vorstellen, meine zukünftige Frau.“
„Kianga? Nicht Joy?“
„Kianga Joy Lorraine Renard – aber eigentlich Durant“, gestand sie. „Louis war mein Vater. Und es tut mir so wahnsinnig leid, dass ich nicht verhindern konnte, was er dir angetan hat.“
„Kia war an jenem Abend im Haus der Lakers, um Durant aufzuhalten“, erklärte Wayne. „Leider bin ich ihr dabei in die Quere gekommen, was ihm die Gelegenheit gab, dich anzugreifen. Genau genommen war das also meine Schuld.“
Travis schüttelte den Kopf. „War nur Durants Schuld, niemandes sonst. Schließlich hat er mich angegriffen und ich war zu dämlich, um ihn abzuwe h ren.“ Travis runzelte die Stirn. „Er hat mir irgendein Pulver ins Gesicht g e worfen, das mich bewegungsunfähig gemacht hat.“
Wayne nickte. „Das Labor testet das Zeug noch.“
Travis winkte ab und blickte Kia forschend an, dann Wayne, ehe er den Kopf schüttelte. „Euch beiden strahlt das Glück aus den Knopflöchern. W e he, ihr ladet mich nicht zur Hochzeit ein.“
Wayne lachte. „Ohne dich kann die Hochzeit gar nicht stattfinden. Du bist schließlich mein Trauzeuge.“
Bevor Travis antworten konnte, wurde die Tür geöffnet, und Dr. Singer kam herein. Sie strahlte und wirkte erleichtert, als sie sah, dass Travis aufg e wacht war und offensichtlich normal reagierte. „Agent Scott, Ms. Renard, ich muss Sie bitten, mich mit meinem Patienten allein zu lassen.“
„Unter Protest“, sagten Wayne und Travis gleichzeitig und lachten.
Aber die Ärztin war unerbittlich und deutete mit einem Blick auf Wayne und Kia zur Tür.
„Bis später, Travis.“
„Yep. Wirst sehen, dass ich dir schneller wieder im Nacken sitze, als du glaubst.“
„Das hoffe ich.“
Er verließ Hand in Hand mit Kia das Zimmer, unbeschreiblich erleichtert, dass Travis noch bei Verstand war. Auf dem Weg nach draußen ließ er seine Zurückhaltung ausnahmsweise einmal fallen und stellte einen flüchtigen Ko n takt zu Travis’ Geist her. Er spürte nicht einmal annähernd die Finsternis und erst recht nicht die Verzweiflung oder gar Angst, die Rupert Solomon befa l len hatte. Travis war erschüttert und auch traumatisiert, obwohl er sich b e mühte, sich das nach außen nicht anmerken zu lassen, aber nicht einmal a n nähernd so sehr wie Solomon. Er würde in ein paar Wochen oder Monaten wieder der Alte sein.
Wayne legte den Arm um Kia. „Du bist doch mit Travis als mein Trauze u ge einverstanden?“
Sie nickte nur.
„Was bedrückt dich?“ Er streichelte ihren Arm.
„Ich hätte gern Großmutter als meine Trauzeugin. Aber sie wird vielleicht nicht mit unserer Verbindung einverstanden sein.“ Sie sah ihn an. „Und a u ßerdem …“
Wayne verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Sie befanden sich inzw i schen im Foyer des Krankenhauses und spürten auch ohne den Einsatz ihrer Gabe, dass alle Anwesenden sie anblickten. Moderne Zeiten oder nicht, in Savannah war ein Weißer, der eine schwarze Frau in aller Öffentlichkeit küs s te, nicht die Regel. Erst recht nicht, dass Wayne vor Kia niederkniete.
„Und außerdem habe ich dich noch gar nicht offiziell gefragt. Kianga Joy Renard, willst du meine Frau werden?“
Kia lachte und zog ihn auf die Beine. „Es gibt nichts in der Welt, das ich lieber möchte.“
„Dann ist das ja geklärt.“ Er küsste sie erneut, während einige der Umst e henden Beifall klatschten. Anschließend nahm er ihre Hand. „Und jetzt arbe i ten wir eine Strategie aus, wie wir das deiner Großmutter möglichst schonend beibringen. Wo möchtest du das tun? Bei dir zu Hause?“ Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Ich brauche allerdings erst mal eine Mütze Schlaf.“
„Ich komme gern zu dir, wenn du willst.“
„Ich will“, bekräftigte er. „Sofort, wenn du einverstanden bist. Ich möchte dich an meiner Seite spüren, wenn ich einschlafe und wenn ich aufwache.“
Sie lächelte strahlend.
Sie verließen die Klinik und fuhren zum Hotel. Die Anstrengung des Tages forderte nachdrücklich ihren Tribut, ebenso das Betäubungsmittel, das Dr. Singer ihm verpasst hatte. Wayne fühlte sich so müde, dass er kaum die A u gen offen halten konnte. Er schaffte es gerade
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