Schattenspur
Kerlchen“, meinte Travis. „Wissen wir, wo er steckt?“
„Bedauerlicherweise nicht. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Das Letzte, was wir von ihm feststellen konnten, ist, dass er die Abfert i gung am Flughafen Savannah passiert hat. Von dem Moment an, als er das Gebäude verlassen hat und aus dem Erfassungsbereich der dortigen Kameras verschwunden ist, verliert sich jede Spur. Unsere Spezialisten durchforsten die gesamten Aufzeichnungen der Savannah-Verkehrskameras und fragen bei sämtlichen Taxiunternehmen nach, aber bis jetzt ohne Ergebnis. Le i der ist Savannah nur sehr mäßig verkehrsüberwacht.“
„Gibt es ein Motiv für den Mord an dem Detektiv?“
„Keins, das die Kollegen vor Ort bisher haben ermitteln können. Drake starb an einer durch ein Kontaktgift verursachten Atemlähmung. Durant war nach den Aufzeichnungen der Überwachungskameras im Gebäude der Let z te, den Drake empfangen hat. Eine gute Stunde später hat ihn der nächste Klient gefunden, der einen Termin bei ihm hatte. Die Obduktion hat erg e ben, dass er am Gift eines Pfeilgiftfrosches gestorben ist, das er offenbar durch einen Handschlag aufgenommen hat. Durant hat ihm mit einem vergi f teten Handschuh die Hand geben. Es wurden Lederpartikel an der rechten Hand gefunden, die mit dem Gift getränkt waren.“
Wayne schüttelte den Kopf. „Lassen Sie mich raten, Ma’am. Die Akte D u rant ist aus Mr. Drakes Büro verschwunden.“
„Exakt. Es gibt auch in seinem Computer keine Aufzeichnungen über die Ermittlungen, die er für Durant durchgeführt hat.“
Travis nickte. „Das ergibt Sinn. Drake hat rausgefunden, was Durant wi s sen will. Der hat seine Akte mitgenommen und den Ermittler umgebracht, damit er niemandem verraten kann, hinter wem oder was er her ist.“
„Und das, was er sucht, befindet sich offenbar hier in Savannah“, ergänzte Wayne. Er fühlte sich wie elektrisiert, als er den Gedanken fortführte. „Ich wette, Joy und Alma Renard wissen, wen Durant sucht.“
Travis schüttelte den Kopf. „Warum sollte er dann gerade Alma Renard in diesen Zustand versetzen, in dem sie nicht mehr ansprechbar ist? Von den anderen ganz zu schweigen.“
Wayne nickte nachdrücklich. „Überleg doch mal. Durant glaubt wah r scheinlich, dass jeder von denen ihn ans Ziel bringen könnte. Nachdem sie sich geweigert haben, ihm zu sagen, was er wissen will, hat er sie in diesen Zustand versetzt. Ich vermute, er plant, den irgendwann wieder aufzuheben und die Opfer danach noch mal zu befragen. Ich könnte mir denken, dass sie dann nur allzu gern bereit sind, ihm alles zu sagen, was sie wissen, nur um nicht wieder in diesen Zustand versetzt oder sogar getötet zu werden. Und demnach wäre die Nachricht, die er bei Alma Renard hinterlassen und die ihre Enkelin gefunden hat, wahrscheinlich eine Art Erpresserbrief, in dem er ihr droht, das Gleiche mit ihr zu tun, wenn sie nicht kooperiert.“
Dazu würde auch Joys Äußerung passen, dass sie allein sich vor dem Mann schützen könnte. Wahrscheinlich hatte sie damit gemeint, dass sie ihm geben würde, was er haben wollte und dann vor ihm in Sicherheit zu sein glaubte. Oh Gott, das war ein Irrtum. Solche Typen gaben nicht klein bei und zeigten sich erst recht nicht dankbar, sondern statuierten ein Exempel an jedem, der sich ihnen widersetzt hatte. Oder von dem sie glaubten, dass er das tun kön n te.
„Ma’am“, wandte er sich an O’Hara, „wir sollten die Opfer unter Polize i schutz stellen lassen. Ich denke, dass Durant zurückkommen wird. Falls me i ne Theorie stimmt, wird er das garantiert tun.“
„Tun Sie das“, stimmte O’Hara zu. „Und nehmen Sie die Enkelin in G e wahrsam und quetschen Sie sie aus. Bringen Sie sie zum Reden. Egal wie. Notfalls mit Daumenschrauben.“
„Ja, Ma’am.“
„Und, Agent Scott, ich verlasse mich darauf, dass Ihre Selbstbeherrschung ab sofort exzellent funktioniert. Andernfalls wird Ihnen das, was Sie von einem Untersuchungsausschuss zu erwarten hätten, verglichen mit dem, was ich mit Ihnen tue, wie ein romantischer Spaziergang im Mondlicht ersche i nen. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden.“
„Ja, Ma’am. Sie können sich auf mich verlassen.“
Doch den Nachsatz hörte O’Hara nicht mehr. Sie hatte bereits nach seinem Ja die Verbindung unterbrochen.
Travis stieß lautstark die Luft aus und wischte sich theatralisch nicht vo r handenen Schweiß von der Stirn. „Da habe ich ja noch mal Glück gehabt, dass ich dich
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