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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Damentoilette verließen, klappte bereits die Tür des Vorraums und war Joy längst draußen. Als sie den Vorraum verlassen hatten, sahen sie sie schon in der Nähe der Vordertür, durch die sie Sekunden später auf die Galerie stürmte. Verdammt, war sie flink. Und unermüdlich. Klar, sie war Tänzerin und besaß eine entsprechende Kraft in den Beinen und Ausdauer. Mit deren Hilfe gelang es ihr, die Mall am anderen Ende zu verlassen, ehe Wayne und Travis sie einholen konnten. Unmittelbar davor sprang sie in einen Linienbus, der gerade abfuhr.
    Wayne blieb stehen. „Scheiße, verdammt!“, fluchte er, als er Joys Gesicht durch das Busfenster sah, das schnell kleiner wurde und seinen Blicken en t schwand, als d er Bus um die Ecke bog.
    „Amen!“, stimmte Travis ihm zu. „Verfluchter Mist!“
    Wayne stützte die Hände auf die Oberschenkel, atmete ein paar Mal tief durch und beruhigte seinen Herzschlag. Travis tat dasselbe.
    „Holen wir den Wagen. Ich kann ihr folgen, wenn du mich chauffierst.“
    Wayne nickte. Sie gingen zurück zu dem Haus in der Jefferson Street, vor dem sie den Wagen geparkt hatten. Wayne fühlte sich elend. Dass Joy vor ihnen davonlief, weil sie etwas zu verbergen hatte, war nachvollziehbar. Aber er hatte ihre Angst gefühlt – vor ihm. Und das schmerzte ihn noch mehr als die Tatsache, dass sie getürmt war.
    Er versuchte zu analysieren, warum er so irrational empfand. Er konnte sich wohl kaum wegen eines flüchtigen Kusses in eine völlig fremde Frau verliebt haben. Obwohl der Kuss gar nicht so flüchtig gewesen war und er immer noch dieses überaus angenehme Gefühl empfand, emotional nach Hause gekommen zu sein. Er war FBI-Agent, verdammt, und darauf trainiert, die Kontrolle zu behalten und vor allem jede Art von Gefühl aus einem Fall herauszuhalten. Erst recht gegenüber Verdächtigen. Was also war bei Joy so anders, dass er das nicht konnte? Dass er im Gegenteil noch sehr viel mehr von ihr wollte?
    Darüber grübelte er immer noch nach, als er im Wagen saß und zu der Bushaltestelle fuhr, an der Joy ihnen entwischt war. Travis setzte seine Gabe ein und dirigierte ihn zu der Haltestelle an der Edwin Avenue, wo Joy ausg e stiegen war. Zu Fuß war sie weitergegangen und an einer anderen Halt e stelle in einen Bus gestiegen, der in eine andere Richtung fuhr. Offenbar ve r suchte sie, ihre Spur zu verwischen, denn sie wechselte noch viermal den Bus und fuhr kreuz und quer durch die Stadt, sodass unmöglich zu erraten war, wohin sie wollte. Wahrscheinlich wusste sie das selbst nicht.
    Nach über einer Stunde hatten sie einen Außenbezirk von Savannah e r reicht, als Travis’ Gabe versagte. Er stöhnte, presste die Hände gegen die Schläfen und kniff die Augen zusammen.
    Wayne stoppte den Wagen und legte ihm besorgt die Hand auf die Schulter.
    „Tut m’ leid, m’ Freund. Ich ka’ n’ mehr. S’ ha’ uns sauber ab’hängt. Z’mindest für d’ nächsten pa’ Stund’n. Muss m’ch hinle’n un’ aus’uh’n.“
    Wenn Travis nicht mehr in der Lage war, klar zu sprechen, hatte er seine Gabe über sein Limit hinaus eingesetzt. Er würde mehr als nur ein paar Stu n den Schlaf brauchen, um sich davon zu erholen.
    „Schlaf, Travis. Ich fahr uns zum Hotel zurück. Mit etwas Glück können wir Joy auf andere Weise aufspüren. Unsere Optionen sind noch lange nicht ausgeschöpft.“
    „Hm.“
    Mehr zu sagen war Travis nicht fähig. Er hatte sich zurückgelehnt und war schon eingeschlafen, als Wayne den Wagen wieder in Bewegung setzte. Joy war mit allen Wassern gewaschen, wie er zugeben musste. Was hatte sie zu verbergen, dass sie unter allen Umständen vor ihm – vor dem FBI fliehen musste? Er war sich sicher, dass es nicht nur damit zu tun hatte, dass sie D u rant kannte und wusste, dass sie in Verdacht stand, mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Wenn er richtig interpretierte, was er bei ihr gespürt hatte, als er sie küsste, kannte sie den Mann nicht nur. Da war weitaus mehr im Spiel. Aber was? Keine Liebe oder so was; nicht mal Zuneigung. Er konnte es nicht b e greifen.
    Ebenso, dass ein einziger Kuss ihn aus der Bahn geworfen hatte. Er war schon öfter spontan verknallt gewesen, und die Euphorie mitsamt den daz u gehörigen hormongesteuerten Anwandlungen, die mit Vernunft nichts zu tun hatten, hatte ihn durcheinandergebracht. Ein bis s chen. Zumindest, seit er erwachsen war, ging dieser Zustand nicht mehr mit einem gewissen Maß an Kontrollverlust einher. Jetzt war es anders und Wa

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