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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Enttäuschung über Joys Flucht.
    Seine Nackenhaare richteten sich auf, und ein Kribbeln überzog seinen Körper. Wie von einem Magneten angezogen wandte er seinen Blick nach rechts. Dort stand Joy und starrte ihn entsetzt an. Im nächsten Moment dre h te sie sich um und rannte davon.
    „Da ist sie!“ Wayne sprintete hinterher. „Stehen bleiben! FBI!“
    Letzteres rief er nur für die Passanten, damit keiner von denen auf den G e danken käme, dass ein Weißer eine junge Afro-Amerikanerin in unlauteren Absichten verfolgte und sich bemüßigt fühlte, sich auf Joys Seite zu schlagen und ihn anzugreifen. „Ms. Renard, bleiben Sie stehen!“
    Sie dachte nicht daran. Sie rannte um die nächstbeste Ecke, als wäre der Teufel hinter ihr her. Für einen Moment beschlich ihn das unangenehme Gefühl, dass sie tatsächlich etwas Ähnliches wie einen Teufel in ihm sehen mochte. Andererseits hätte sie ihn wohl kaum geküsst, wenn dem so wäre. Joy lief ohne Rücksicht auf den Verkehr über die Straße und scherte sich nicht darum, dass sie mehrere Autos zu scharfen Bremsmanövern zwang. Sie ignorierte auch das Hupkonzert der wütenden Fahrer. Das tat Wayne ebe n falls. Er zog seine Marke aus der Tasche und hielt sie im Laufen in die Ric h tung der Fahrer, während er ebenfalls über die Fahrbahn spurtete. Ob sie die erkennen konnten oder nicht, war ihm egal. Sie würden in jedem Fall sehen, dass er Polizist war, wenn sie schon nicht den FBI-Schriftzug auf dem Au s weis daneben entziffern konnten.
    Verdammt, Joy war schnell. Er hielt sich unter anderem mit Laufen fit und konnte sich rühmen, nicht nur ein ausdauernder, sondern auch ein schneller Läufer zu sein. Aber Joy rannte wie eine Gazelle. Sie bog um eine weitere Ecke und wich mit einem Sprung zur Seite einer Frau mit einem Kinderw a gen aus, die von dort kam. Die Frau stieß einen erschrockenen Schrei aus. Wayne, der ihr weder ausweichen noch stoppen konnte, sprang mit einem Satz darüber hinweg, was nicht nur die Mutter des Kindes zu einem erschr o ckenen Ausruf veranlasste. Er ignorierte das.
    „Bleiben Sie auf der Stelle stehen, Ms. Renard! FBI!“
    Sie dachte nicht daran. Ein Bus bog um die Ecke. Sie verdoppelte ihre A n strengungen und rannte vor dem Bus über die Straße. Wayne sah sie bereits von dem riesigen Gefährt erfasst und von dessen Rädern überfahren auf der Straße liegen. Doch sie schaffte es, die andere Straßenseite zu erreichen. Der Busfahrer bremste scharf, die Augen entsetzt aufg e rissen. Dadurch versperrte er Wayne den Weg. Er rannte hinten um den Bus herum und blieb stehen. Joy war nirgends mehr zu sehen. Aber eine Unruhe und ungewöhnlich nach hinten gerichtete Blicke mehrerer Passanten sagten ihm, dass sie in die Mall gelaufen sein musste, aus der sie kamen. Er rannte hinein.
    Kaum hatte er den Eingang passiert, sah er sie wieder. Sie hatte Vorsprung gewonnen und rannte eine Treppe hinauf ins Obergeschoss. Er folgte ihr und verzichtete darauf, sie noch einmal aufzufordern, stehen zu bleiben, da sie das sowieso nicht tun würde. Als er die Galerie des ersten Stocks erreicht hatte, war sie wieder verschwunden. Er drehte sich im Kreis, sah aber weder sie noch Menschen, die sich ungewöhnlich verhielten oder wie vorhin ohne sichtbaren Grund in eine bestimmte Richtung blickten. Verdammt! Sie war garantiert in einem der unzähligen Geschäfte verschwunden, die es hier gab. Er ließ seinen Blick hastig hin und her gleiten und überlegte, welches dafür infrage kam. Es musste eins sein, das sie kannte, in dem sie schon mal gew e sen war. Von dem sie wusste, dass es entweder einen Hinterausgang besaß und wo der sich befand, oder bei dem sie sich sicher war, dass sie darin eine Weile untertauchen und sich vor ihm verstecken konnte, bis er aufgegeben hätte und abzog.
    Obwohl er sich keinen Erfolg davon versprach, versuchte er dennoch, sie mit seiner Gabe aufzuspüren. Er wappnete sich gegen den Ansturm fremder Gedanken und öffnete sein Bewusstsein. Sie überfluteten ihn mit solcher Macht, dass ihm schwindelig wurde und er sich am Geländer festhalten mus s te, neben dem er stand. Er versuchte, sich auf Joy zu konzentrieren und alle anderen Gedankenströme auszublenden. Natürlich funktionierte das nicht, weil er keine Ahnung hatte, wonach er suchen musste. Nur dieser vage Ei n druck des Moments, in dem er sie geküsst und den Hauch einer Ve r bindung mit ihr gespürt hatte, gab ihm einen Anhaltspunkt. Aber unter all den Me n schen hier, die ihre

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