Schattenspur
analysieren lassen. Besonders den Inhalt dieser Fläschchen. Vielleicht ist darin das Zeug, mit dem Durant die Opfer in diesen Zustand versetzt hat. Oder es handelt sich dabei um die Komponenten, aus denen es besteht.“
Wayne warf einen Blick darauf. Seine Intuition sagte ihm, dass das nicht der Fall war. Er fragte sich, wie er darauf kam, denn rein logisch betrachtet lag Travis’ Vermutung nahe.
„Was hast du mit dem Chief besprochen hinsichtlich der Falle, die wir D u rant stellen wollen? Wir bekommen Rückendeckung?“
Wayne nickte. „Hanson hält eine Eingreiftruppe in Bereitschaft. Und uns e re Kollegen vom hiesigen Field Office übernehmen die unmittelbare Übe r wachung. SAC Collins wird seine Leute so unauffällig wie möglich postieren. Niemand in der Nachbarschaft der Wohnung von Solomons Schwester darf merken, dass sie da sind und Stellung beziehen. Collins hat versprochen, seine Leute als Liebespärchen, Hundeausführer, Obdachlose und Jogger zu ta r nen.“
Travis machte ein zweifelndes Gesicht. „Hoffen wir, dass das gut geht. Wie oft haben die Leute so was schon gemacht?“
„Dreimal. Collins ist aber überzeugt, dass die das hinbekommen, weil es die ersten drei Male auch geklappt hat.“
„Ich bezweifle, dass die schon mal mit jemandem wie Durant zu tun ha t ten.“
Wayne hatte die letzte Buchseite fotografiert und sendete die Fotos ans DOC-Hauptquartier zur Archivabteilung sowie eine Mitteilung über den Fund an O’Hara. „Stimmt, die hatten noch nie mit etwas Gefährlicherem zu tun als dem gewöhnlichen Psychopathen und das auch erst ein Mal. Aber wir sind ja auch noch da, um denen notfalls die Ärsche zu retten.“
Travis setzte sich in einen Sessel und trank einen Schluck Kaffee, der inzw i schen in der Tasse kalt geworden war. Er schüttete ihn und den von Wayne, den der auch noch nicht angerührt hatte, zurück in die Kanne, damit der sich mit dem heißen Kaffee darin vermischte, und schenkte neu ein.
Wayne nahm ihm gegenüber Platz, griff nach der Tasse und blies auf die Oberfläche des dampfenden Kaffees. Dessen Farbe erinnerte ihn an Joy. An ihr Haar, ihre Augen. Er goss etwas Milch hinein, obwohl er seinen Kaffee normalerweise schwarz trank, bis das Getränk die Farbe von Joys Haut b e kam. Eine wunderschöne Farbe, die darauf schließen ließ, dass in der Gener a tion zwischen ihrer und der ihrer Großmutter entweder jemand in die Familie eingeheiratet haben musste, der von einem sehr hellhäutigen afrikanischen Volk abstammte oder einen Weißen unter seinen Vorfahren gehabt hatte, vielleicht selbst weiß gewesen war. In jedem Fall war Joy eine Schönheit. Aber er fühlte sich nicht deswegen so stark zu ihr hingezogen wie noch zu keiner Frau vor ihr. Verdammt, was war mit ihm los?
Er merkte erst, dass Travis etwas zu ihm gesagt hatte, als der ihn mit dem Fuß anstieß.
„Erde an Wayne! Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Travis sah ihm in die Augen. „Bei Joy? Oder schon mit ihr im Bett?“
Wayne verzog das Gesicht. „Erwischt.“
Travis grinste, griff zum Smartphone und drückte eine Kurzwahl. „Hallo Sam. Bei Wayne ist der sexuelle Notstand ausgebrochen. Du hast nicht zufä l lig Zeit und Lust, ihn davon zu erlösen?“
„Verdammt, Travis!“ Wayne versuchte, ihm das Phone aus der Hand zu nehmen. Sein Partner brachte es am nach hinten ausgestreckten Arm in S i cherheit. „Das hat mit Notstand überhaupt nichts zu tun. Du kannst also bleiben, wo du bist, Sam.“
„Hier“, sagte die vertraute Frauenstimme.
Sam stand vor ihm und blickte ihn an.
Normalerweise genügte schon der Klang ihrer Stimme, um seine Lust zu wecken. Spätestens ihr Anblick hatte diese bisher jedes Mal ausgelöst. Jetzt ließ Sam ihn kalt. Was möglicherweise an dem Ärger lag, den er auf Travis empfand. Er funkelte ihn an. „Das gibt Rache, Travis. – Sam, ich …“
„Halte die Luft an, Wayne. Ich habe eben in deiner Stimme was gehört, von dem ich mich persönlich überzeugen muss, dass ich mich nicht geirrt habe.“
Sie blickte ihn intensiv an. Ihre grünen Augen weiteten sich überrascht. Sie sah ihn noch einmal an mit einem Blick, als würde sie durch ihn hindurchs e hen, ehe sie den Kopf schüttelte.
„Kein Irrtum. Also, Wayne, ich habe die traditionelle gute und schlechte Nachricht für dich. Welche willst du zuerst hören?“
„Die schlechte. Danach kann es nur besser werden.“
Sam sah ihn ernst an. „Du wirst von der Frau, die deinen ‚Notstand’ ausg e löst hat,
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