Schattenspur
wahrscheinlich nicht an den Hals geworfen hä t te –, dann würde sie vielleicht auch akzeptieren, dass er Telepath war.
„Ja.“ Sam lächelte.
„Bitte?“ Wayne blickte sie irritiert an.
Sie grinste. „Seelengefährten fürchten einander nicht. Niemals. Weil sie durch den Kontakt, den sie wegen des Seelenbandes ständig haben, genau wissen, zu was der andere fähig ist oder nicht. Und sie erkennen auch des anderen Moral. Sie wird sich vor deiner Gabe nicht fürchten. Unbewusst weiß sie bereits davon.“
Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Wer von uns beiden ist doch gleich der Telepath?“
Sam lachte. „Du. Aber Empathie ist manchmal um Längen besser. Beda u erlicherweise ist sie erheblich schwerer abzublocken. Besonders wenn jemand so intensiv fühlt wie du.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Gib euch beiden eine Cha n ce. Wenn du es nicht tust, wirst du es auf ewig bereuen.“
Sie verschwand so plötzlich, wie sie gekommen war. Er seufzte und b e schloss, Sams Rat zu befolgen. Damit er und Joy tatsächlich eine Chance hatten, mussten sie die vermaledeite Sache endlich aufklären. Er hoffte, dass sich dann herausstellte, dass sie damit nichts zu tun hatte. Ihre Flucht sprach gegen sie. Aber die konnte auch andere Gründe haben. Er merkte, dass Tr a vis ihn ansah und straffte sich.
„Was hat Sam gesagt: Seelengefährten können einander lokalisieren, auch wenn sie am anderen Ende der Welt sitzen?“ Er nickte. „Wenn das stimmt, müsste ich sie finden können.“
Er nahm den Schneidersitz ein, schloss die Augen und konzentrierte sich auf Joy, versuchte, sie zu spüren, ihren Geist zu berühren. Er wurde aus der Trance gerissen, noch ehe er vollständig in sie eingetaucht war, als Travis seinen Arm drückte.
„Warte damit bis morgen. Lass uns erst mal Durant einsacken. Wenn wir ihn haben und ihn verhören, sehen wir hoffentlich klar, ob Joy was mit der Sache zu tun hat. Dann kannst du ihr hoffentlich gleich die frohe Botschaft überbringen, dass der Schurke gefasst ist und sie ungeschoren davonkommt. Weitgehend zumindest. Hoffe ich jedenfalls. Für euch.“ Travis grinste. „Wenn nicht, wirst du deine Freizeit wohl für ein paar Jahre mit Besuchen im Gefängnis verbringen.“ Er winkte ab, bevor Wayne antworten konnte. „Se e lenbund – ganz schön elitär, wenn du mich fragst.“
„Nur kein Neid, mein Freund. Sonst lasse ich Sam auf dich los.“
„Oh ja, bitte! Da du ihre Dienste in Zukunft nicht mehr brauchst, hat sie mehr Zeit für mich.“ Travis leckte sich genießerisch die Lippen.
Wayne blickte ihn nachdenklich an. „Ist ihr Partner in der Detektei nicht ein Werwolf? Der könnte ziemlich bissig darauf reagieren.“
Travis seufzte. „Du hast recht. Unter diesen Umständen sollte ich verzic h ten.“ Er wurde ernst. „Sam hat gesagt, dass Seelengefährten die Moral des anderen erkennen können. Kannst du in der Richtung was über Joy erke n nen? Erspüren? Oder was auch immer.“
Wayne zögerte und lauschte dem nach, was er von Joy bisher gefühlt hatte, ehe er langsam den Kopf schüttelte. „Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann – sagen zu können glaube, ist, dass Joy kein schlechter Mensch ist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber wie wir aus langjähriger Erfahrung mit unserer Arbeit wissen, begehen manchmal auch grundsätzlich gute Me n schen Straftaten. Erst recht behindern sie aus Liebe, Loyalität, manchmal auch Angst die Justiz, wenn sie sich einem Verbrecher aus welchen Gründen auch immer verpflichtet fühlen. Und in einem Punkt bin ich mir sicher: Joy und Durant verbindet irgendwas, das zu einem Problem für uns werden könnte. Und es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht erkennen kann, was das ist.“
Travis zuckte mit den Schultern. „Das finden wir schon heraus. Wie wollen wir also heute Abend vorgehen?“
*
Aleesha Solomon Laker bewohnte mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern ein kleines Haus im Stadtteil Pine Gardens, 2136A Greenwood Street. Sie und ihre Familie waren bereits am frühen Nachmittag unauffällig ausquartiert worden. Agent Collins’ Leute hatten die Lakers von der Arbeit und mit ihnen die Kinder von der Schule abgeholt und in einem Hotel untergebracht. Eine Agentin, die Aleesha Laker einigermaßen ähnlich sah, um bei flüchtigem Hi n sehen für sie durchgehen zu können, hatte ihren Wagen nach Hause gefahren und vor die Tür gestellt, um für die Nachbarn und Durant den Eindruck zu erwecken, sie wäre zu Hause.
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