Schattenspur
nie wieder loskommen, solange ihr beide lebt. Und höchstwah r scheinlich wirst du sterben, wenn sie stirbt.“
Wayne wäre versucht gewesen, das für einen von Sams Scherzen zu halten, aber sie blieb zu ernst. „Wenn das die schlechte Nachricht ist, wie lautet die gute?“
„Wenn es mit euch beiden funktioniert, habt ihr den Himmel auf Erden. Denn die zweite schlechte oder gute Nachricht ist, dass sich zwischen euch ein Seelenband entwickelt hat.“ Sie sah ihm bedeutsam in die Augen. „Wayne, du bist einer der wenigen Glücklichen, der seiner Seelengefährtin begegnet ist.“
„Seelengefährtin? Ist das nicht nur ein Mythos von Esoterikern?“
Sie schüttelte den Kopf. „Seelengefährten sind Realität, wenn sie auch ä u ßerst selten vorkommen. Ich weiß das deshalb mit absoluter Sicherheit, weil ich selbst Teil eines Seelenbundes bin. Diese Information behandelt ihr zwei aber bitte als topsecret.“
„Klar, Sam.“ Travis nickte.
„Selbstverständlich“, bestätigte Wayne. Sie überraschte ihn immer wieder. Er fragte sich, welche Geheimnisse sie noch hüten mochte. Andererseits wollte er das lieber nicht im Detail wissen. Gegenwärtig war ihm mulmig genug durch die Möglichkeit, dass sie recht haben und er mit Joy tatsächlich auf eine solche Weise verbunden – in einem Seelenbund mit ihr gefangen sein könnte.
Sam setzte sich, schnappte sich Travis’ frisch gefüllte Kaffeetasse und trank einen Schluck. „Ursprünglich wurde von den Göttern für jedes Lebewesen, das eine Seele besitzt, ein Seelengefährte geschaffen. Sagen jedenfalls die L e genden. Ein Seelenbund macht die beiden Partner in allen Bereichen effekt i ver und stärker als jeder von ihnen es als Einzelner sein könnte, weil die Se e lengefährten einander in ihren Eigenschaften und Fähigkeiten ergänzen. Das kann ich bestätigen. Deshalb sind Seelengefährten keineswegs immer gege n sätzlichen Geschlechts. Da aber zwei, die Seelengefährten sein könnten, se l ten am selben Ort leben, kommt es nicht allzu häufig vor, dass sie einander begegnen und sich der Bund etabliert. Außerdem leben Menschen nicht allzu lange, und ihre Seelen wandern im Rahmen der Wiedergeburt zu verschied e nen Orten. Deshalb existieren die potenziellen Seelengefährten unter Me n schen nicht immer in derselben Zeitspanne, weshalb es eben so selten ist, dass zwei einander begegnen. Aber wenn es geschieht und das Seelenband sich etabliert, sind die beiden unauflöslich aneinander gebunden. Es heißt, dass sie das von da an nicht nur in dem Leben wären, in dem sich das Band gebildet hat, sondern auch in allen künftigen Reinkarnationen. Das Gute ist, dass sie einander dadurch in jedem weiteren Leben immer unweigerlich fi n den werden. Zumindest in der heutigen Zeit der Globalisierung, in der man in einem Tag um die ganze Welt jetten kann.“
Wayne starrte sie an. Falls Sam recht hatte, und er zweifelte nicht daran, war das ein Albtraum. „Wie ist so was möglich?“
Sie lächelte. „Das ist eins der Mysterien, die auf ewig bestehen. Wenn zwei potenzielle Seelengefährten einander begegnen, genügt ein einziger flüchtiger Augenkontakt, um den Bund zu etablieren; auch wenn man ihn erst Tage oder sogar Monate später bemerkt.“
Und bestimmt tat ein versuchter telepathischer Kontakt ein Übriges, um diesen Bund zu generieren. Oh Gott!
„Ein Seelenbund bedeutet nicht, dass man miteinander leben muss“, fuhr Sam fort. „Aber wenn man es nicht tut, hat man ständig das Gefühl, dass einem was fehlt. Dass man nicht vollständig ist.“ Sie zuckte mit den Schu l tern. „Mein Seelengefährte und ich haben es versucht. Neun Monate. Durch den Versuch, ohne einander auszukommen, haben wir beide gelitten. Also haben wir uns zusammengetan, betreiben gemeinsam unsere Detektei und sind seitdem glücklich. Obwohl es wirklich nicht einfach ist, unsere unte r schiedlichen Bedürfnisse und gegensätzlichen Naturelle unter einen Hut zu bringen.“
„Glaube ich gern“, stichelte Travis. „Wenn ich das richtig mitbekommen habe, betrügst du ihn regelmäßig mit anderen Männern. Uns zum Beispiel.“
Sie grinste. „Das liegt im Rahmen der Vereinbarung, die wir über unser Z u sammenleben getroffen haben, damit wir beide glücklich sein können.“ Sie winkte ab. „Jedenfalls, Wayne, herzlichen Glückwunsch zum Seelenbund.“
Er schüttelte den Kopf. „Sam, die Frau ist eine Verdächtige, die wir u n schädlich machen müssen, falls sich der Verdacht gegen
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