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Schattenspur

Schattenspur

Titel: Schattenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Harz des Drachenblutbaums mit Wasser zu einer dicken Paste, mit der sie den Ast einrieb, wobei sie unablässig Gebete sprach. Danach band sie den Schlangenschädel auf dem oberen Ende so fest, dass sie damit einige Schläge ausführen konnte, ohne dass er herunterfiel. Als sie damit fertig war, bereitete sie das Ritual vor, mit dem der Stab geweiht werden sollte.
    Vor allem aber betete sie unablässig, dass sie Erfolg haben würde. Denn wenn nicht, würde Louis in wenigen Tagen alle seine Opfer töten.
     

5.
     
     
    W
    ayne klopfte an Travis’ Zimmertür und war erleichtert, als er dahinter die Schritte seines Freundes hörte. Gleich darauf öffnete Travis die Tür. Er sah erheblich besser aus als heute Mittag und hatte offenbar geduscht, denn sein Haar wirkte frisch gewaschen. Er bat Wayne mit einer Handbewegung herein und warf einen neugierigen Blick auf die Reisetasche, die er in der Hand hielt. Wayne stellte sie auf den Tisch.
    „Die gehört Joy. Ich komme gerade von Chief Hanson. Wir haben den Mann befragt, bei dem sie untergeschlüpft war.“
    „Und?“ Travis schenkte sich und ihm eine Tasse Kaffee ein, den er wohl erst vor ein paar Minuten frisch gekocht hatte.
    „Sein Name ist Charles Hannah. Sie hat ihm nur erzählt, dass sie sich vor dem Mann verstecken muss, der ihre Großmutter angegriffen hat, weil er auch hinter ihr her sein könnte. Er kennt sie, weil er regelmäßig im Laden einkauft.“
    Seinen Gedanken hatte Wayne entnommen, dass er in Joy verliebt war, sie aber nicht in ihn. Dass sie trotzdem bei ihm untergekrochen war, gab Hannah die Hoffnung, dass sie ihre ablehnende Haltung vielleicht aufgeben würde und er noch eine Chance hätte.
    Wayne zog sich Einweghandschuhe an, öffnete die Reisetasche und kam sich wie ein Voyeur vor, als er begann, ihren Inhalt zu durchsuchen. Gleic h zeitig verschaffte es ihm ein erregendes Gefühl, die Kleidungsstücke zu b e rühren, die Joy getragen hatte. Am liebsten hätte er sie sich unter die Nase gehalten und ihren Duft eingesogen. Aber so weit wollte er auf keinen Fall gehen; erst recht nicht in Travis’ Gegenwart.
    Die Tasche enthielt außer den Kleidungsstücken nur eine Blechdose, die schwach nach Ingwer duftete. Ganz unten, versteckt unter allem anderen, lag das alte Buch. Wayne nahm es heraus und schlug es auf. Zunächst hatte er den Eindruck, dass es sich um ein Tagebuch handelte, da es handgeschrieben war, die Texte mit Zeichnungen ergänzt, die teilweise verblasst waren. Das zeigte, dass das Buch sehr alt sein musste.
    „Was ist das?“ Travis blickte ihm über die Schulter.
    „Ein Grimoire. Offenbar haben hier mindestens drei oder vier Generati o nen von Wissenden oder Eingeweihten Rituale, Heilrezepte, Gebete und so weiter aufgeschrieben.“ Er blätterte das abgegriffene und mehrfach an der Falz geklebte und genähte Buch vorsichtig durch. „Das ist ein wahrer Schatz von Voodoowissen.“
    Er nahm sein Smartphone und begann, jede Seite des Buches zu fotografi e ren. Dabei fragte er sich, was in diesem Buch für Joy so wichtig war, dass sie es außer ihrer Kleidung und der Blechdose als Einziges mitgeno m men hatte. Mal abgesehen von seinem ideellen Wert als wahrscheinlichem Familiener b stück und auch hinsichtlich des darin enthalt e nen Wissens, das wohl längst verloren wäre, wenn es nicht jemand hier aufg e schrieben hätte. Sobald er Zeit hatte, würde er lesen, welche Geheimnisse es enthielt. Mit etwas Glück liefe r ten ihm einige Eintragungen einen Hinweis darauf, was Joy vorhatte und vielleicht auch, wie er sie finden könnte.
    „Glaubst du, dass das was mit unserem Fall zu tun hat?“
    Wayne zuckte mit den Schultern. „Möglich. Sie wird dieses Buch sicherlich nicht ohne Grund mitgenommen haben.“
    Travis öffnete die Blechdose, nachdem er ebenfalls Handschuhe angezogen hatte. Darin lagen Dinge, die an die Schatzkiste eines Kindes erinnerten: kle i ne Steine, einige davon Halbedelsteine wie Türkise, Blutsteine, Achat und andere, rostige Nägel, die zu Schnecken gebogen waren, Holzstücke, Lede r stücke, Muscheln, getrocknete Samen, sogar ein paar Glasmurmeln. Und in vier kleinen braunen Medizinfläschchen befanden sich Pulver in unterschie d licher Füllhöhe und in einem eine ölige Flüssigkeit. Ein Stück Schlangenhaut, Knochenstücke und etwas, das wie ein Fischzahn aussah, rundeten das Sa m melsurium ab.
    Travis fotografierte alles, ehe er es in die Dose zurücklegte. „Das sollen die hiesigen Kollegen im Labor

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