Schattenspur
sie bestätigt.“ Und er hatte schon ohne diese Komplikation genug Probleme.
Sie zuckte mit den Schultern. „Das ändert nichts an eurem Bund. Nachdem er sich etabliert hat, kann nur der Tod ihn vorübergehend unterbrechen. Aber das ist eine so entsetzliche Angelegenheit, weil einem ein Teil der Seele g e waltsam entrissen wird, dass man den Verlust in der Regel nicht überlebt. Er hat aber auch seine Vorteile.“
„Machst du Witze? Wo soll da ein Vorteil sein?“
„Sobald euer Seelenband sich gefestigt hat – je öfter ihr zusammen seid, desto schneller geht es –, werdet ihr immer wissen, ob der andere in Gefahr ist und auch akkurat spüren können, wo genau er sich befindet. Selbst wenn das auf der anderen Seite der Welt ist. Ihr könnt auch die Gefühle und Sti m mungen des anderen spüren. Zumindest, wenn ihr euch auf das Band ko n zentriert, das euch verbindet.“
Das war kein Vorteil, das war ein noch größerer Albtraum. Aber das Ganze erklärte immerhin, warum er Joy geküsst hatte und weshalb sie ihm nicht mehr aus dem Kopf ging – buchstäblich. Es erklärte auch, weshalb er ihr Leid gespürt hatte. So fühlte sich wohl Empathie an. Gott, das war noch schli m mer, weil intensiver, als Telepathie. Er empfand tiefes Mitgefühl mit Sam, die mit nicht nur dieser Fähigkeit geschlagen war. Andererseits hatte er noch nicht einmal andeutungsweise bemerkt, dass sie darunter litt. Sie schien sich mit ihren Gaben arrangiert zu haben. Das gab ihm die Hoffnung, dass ihm das auch eines Tages gelingen könnte.
„Falls sie schuldig ist und ich mich noch weiter mit ihr einlasse, bin ich meinen Job los. Ich hab schon einen fetten Minuspunkt bei der Chefin ka s siert, weil ich die Frau geküsst habe.“
Sam grinste und winkte ab. „Wayne, mein Freund, wenn das FBI dich rauswirft, komm zu uns. Und bring deine Seelengefährtin mit. Jemanden mit deinen Fähigkeiten können wir als Mitarbeiter in unserer Detektei brauchen.“
Er blickte sie an. „Kann man das irgendwie abstellen? Diesen – Seele n bund?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ihr müsst nicht miteinander leben, und Liebe ist auch nicht erforderlich. Ihr könnt euch in andere Partner verlieben und die heiraten und auch in gewissem Maß mit denen glücklich werden. Aber ihr bleibt ab sofort euer ganzes Leben lang unauflöslich miteinander verbunden.“
Und es wäre absolut wundervoll, wenn sich Liebe zwischen ihnen entw i ckeln würde. Falls Joy nicht strafrechtlich mitverantwortlich für das war, was hier vor sich ging. Gott im Himmel, es wäre schön, wenn seine Einsamkeit endlich ein Ende hätte. Doch das war mit größter Wahrscheinlichkeit eine Illusion. Er blickte Sam an und sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie seine Gefühle spürte. Er merkte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
Sie wandte sich an Travis. „Wenn Wayne irgendwann anfängt zu brüllen und bewusstlos zusammenbricht – oder erst bewusstlos zusammenbricht und anfängt zu brüllen, wenn er wieder aufwacht und dann versucht, sich den Kopf an der nächstbesten Wand zu zertrümmern, ist das das Zeichen dafür, dass seine Seelengefährtin gestorben ist. In dem Fall ruf mich sofort.“
„Zu welchem Zweck?“, wollte Wayne wissen. „Wenn ich dich richtig ve r standen habe, ist ein Leben nach dem Tod eines Seelengefährten nicht mehr lebenswert.“
„Das stimmt so nicht ganz. Es ist nur unmittelbar danach und für ein paar Jahre kaum zu ertragen und entsetzlich, wenn man es trotzdem aushalten muss. Aber ich kann dir mit meinen Heilkräften so eine Art seelisches Pfla s ter auf die Wunde kleben, damit du das überstehst.“ Sie beugte sich vor und sah ihm in die Augen. „Ich betrachte dich als meinen Freund, Wayne. Ich lasse dich nicht sterben, wenn ich es verhindern kann. Es sei denn, du wünschst es. Das würde ich selbstverständlich respektieren.“ Sie lächelte. „Wenn sich die Sache für euch nicht gut entwickelt, melde dich. Ich kann den Seelenbund zwar nicht aufheben, aber ich kann dich mit meinen empath i schen Fähigkeiten so beeinflussen, dass du seine Auswirkung nur marginal spürst und er dich nicht beeinträchtigt.“
„Dafür wäre ich dir dankbar, Sam. Falls das erforderlich sein sollte.“ Er hoffte inständig, dass das nicht der Fall sein würde. Gott oder das Schicksal hatte ihm durch die Begegnung mit Joy eine Chance gegeben, auf die er nicht zu hoffen gewagt hatte. Wenn sie den Seelenbund auch spürte – was wohl so war, andernfalls sie sich ihm
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