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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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geflickten Umhang etwas hervor, das wie ein Finger aussah, allerdings dreimal so dick und von grüner Farbe war. Obendrein hatte das Ding Stacheln und steckte in einem Blumentopf.
    »Was ist das denn für ein Viech?«, fragte Deler, der von dem mysteriösen Gegenstand ängstlich abrückte.
    »Ach, die Jugend! Bringt man Euch denn gar nichts mehr bei? Das ist ein Kaktus.«
    »Was um alles ist ein Kaktus?«, fragte der Zwerg.
    »Eine seltene Wüstenpflanze, die Heilkraft besitzt und einmal alle hundert Jahre blüht.«
    »Ah!«, sagte Arnch. »Mich erinnert das weniger an eine Pflanze als an etwas ganz anderes, das auch grün ist und piken kann.«
    »Hört schon auf!«, mischte sich Lämpler ins Gespräch. »Kauft dem Großväterchen halt ein Bier!«
    »Und nicht nur ihm«, brummelte Hallas, der gerade die Augen aufschlug. »Mir auch! Aber kein Bier, sondern dieses Feuerzeug, das ich vorhin getrunken habe. Mein Zahn tut wieder weh.«
    »Schlaf weiter!«, fuhr ihn Deler an. »Für heute hast du genug!«
    »So weit kommt’s noch, dass ich mir von dir was sagen lasse!«, knurrte der Gnom. »Der Alte bekommt sein Bier – und ich geh leer aus?! Pah! Das werden wir ja sehen!«
    »Wo willst du hin, Hallas? Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten!«
    »Und wie ich das kann!«, widersprach der Gnom und schob den Stuhl weg. »Na? Was sagst du jetzt?«
    Hallas schwankte tüchtig, fast wie ein Matrose bei einem Unwetter auf dem Kalten Meer.
    »Du bist unverbesserlich!«, seufzte Deler.
    Hallas stieß ein triumphierendes Schnaufen aus, tat ein paar Schritt – und stieß mit einem entgegenkommenden Doralisser zusammen, der einen vollen Krug mit Krudr in der Hand hielt. Der Schnaps spritzte dem Bock über die Brust.
    Der Gnom beäugte den Ziegenmenschen mit betrunkenem Blick, lächelte und sagte das, was man einem Doralisser niemals sagen sollte: »Sei gegrüßt, Bock! Wie blökt das Leben?«
    Kaum vernahm der Doralisser diese für sein Volk tödliche Beleidigung (will sagen das Wort Bock ), da verpasste er dem Gnom ohne große Vorankündigung einen Schwinger mit der Faust. Als Deler sah, wie der Ziegenmensch auf seinen Freund einschlug, brüllte er los, schnappte sich den Stuhl, auf dem bis eben noch Hallas gesessen hatte, und zog ihn dem Doralisser über den Schädel. Der Stuhl barst, der Kopf des Ziegenmenschen erwies sich aber als weitaus stabiler: Er blieb heil. Immerhin ging der Bock ohnmächtig zu Boden.
    »Du bist gefragt, Mumr!«, rief Deler.
    Lämpler stürmte zu dem Zwerg hin und half, den bewusstlosen Doralisser aufzuheben und ihn zu dem weitab stehenden Tisch der Chasseure zu schleudern. Diese nahmen ihn mit offenen Armen in Empfang und schickten ihn sofort nach Hause, also zu dem Tisch, an dem sich bereits einige ergrimmte Doralisser erhoben hatten. Da die Seelenlosen nicht über Delers und Lämplers Erfahrung beim Schleudern bewusstloser Körper verfügten, erreichte der Doralisser sein Ziel nicht und krachte auf die Steinmetzen. Die schienen nur auf etwas dieser Art gewartet zu haben, denn sie sprangen sofort auf und gingen mit ihren Fäusten auf die Chasseure los. Die Doralisser kümmerten sich nicht weiter um die Keilerei zwischen den Seelenlosen und den Steinmetzen, sondern stürzten sich auf uns.
    Kli-Kli verschwand unterm Tisch. Ich schnappte mir, da ich die ungeheuerlichen Kräfte jenes Fehlers der Götter namens Doralisser kannte, den Kaktus vom Tisch und feuerte ihn auf den erstbesten Angreifer. Der Kaktusbesitzer und mein Ziel schrien gleichzeitig auf. Der Alte setzte alles daran, seine Pflanze zu retten, der Doralisser zog sich mit lautem Geblöke die Stacheln aus der Nase.
    Die Schlägerei wuchs sich aus, alle Beteiligten legten den Kampfeseifer der Lustigen Liederjane an den Tag. Es ging jeder gegen jeden. Bierkrüge pfiffen durch die Luft, beinahe hätte einer Marmotte am Kopf getroffen. Wenn er das Ding nicht in letzter Sekunde mit einem Stuhl abgewehrt hätte, würde er jetzt neben Hallas auf dem Boden liegen. Der hatte inzwischen das Bewusstsein verloren.
    Ein anderer Krug erwischte den Schankwirt, der die Zerstörung seines Besitzes verzweifelt zu verhindern suchte, an der Schläfe. Der Wirt stieß angesichts dieser Ungerechtigkeit der Götter einen überraschten Ausruf aus und tauchte hinterm Tresen ab. Und als ein Krug mitten in der Traube von Studiosi landete, stürmten die mit den Worten »Man greift uns an!« auf die Chasseure los.
    Ich brachte mich hinter einem Tisch in Sicherheit und

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