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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Unaussprechliche über uns herfiel.
    Wenn alles gelang (was ich allerdings bezweifelte) und die Magier tatsächlich das Horn in Händen hielten, würde der Orden natürlich den ganzen Ruhm für sich einstreichen. Den bescheidenen Dieb, der die Kastanien für ihn aus dem Feuer geholt und ihm damit den Sieg über den Feind des Königreichs ermöglicht hatte, würde er mit keinem Wort erwähnen. Mir sollte das recht sein. Ich konnte auf Ruhm ebenso verzichten wie eine Kakerlake auf Licht. Wäre ich nämlich stadtbekannt, würde es für mich weit schwieriger werden, die prallen Geldbeutel der Reichen zu leeren und den Wachen der Herzöge zu entkommen. Außerdem hatte mir der König ja fünfzigtausend Goldmünzen versprochen.
    Fünfzigtausend. Fünfzig. In Gold. Puh! Gelegentlich musste ich mir diese Zahl auf der Zunge zergehen lassen!
    Sicher, ich sollte das Fell des Oburen nicht verschachern, bevor die Kreatur erlegt war. Aber falls alles nach Plan lief, könnten von diesem Geld noch zwölf Generationen meiner zukünftigen Enkel leben.
    Aber wie gesagt, erst wollte das Geld einmal verdient sein. Und dafür mussten wir nach Hrad Spine kommen. Oder, um präzise zu sein, ich musste nach Hrad Spine kommen!
    »Mist!«, fluchte Hallas. »Die ist weg!«
    »Was ist weg?«, fragte Mumr. »Den Sack hast du doch jetzt.«
    »Meine Pfeife! Die muss mir rausgefallen sein, als dieser blöde Bock auf mich los ist!«
    »Ist nur zu deinem Besten!« Deler konnte Tabakqualm nicht ausstehen. »Das bringt dich wenigstens von der Raucherei weg!«
    »Meine Pfeife war aus Kirschholz!«, jammerte Hallas weiter. »Das ist eine Familienreliquie! Ob ich noch mal zurückgehe?«
    »Kannst es ja mal versuchen!«, sagte Aal. »Aber dann darfst du dich allein mit Ohm auseinandersetzen!«
    »Schon gut«, gab Hallas bei. »Ich hab ja noch eine Ersatzpfeife dabei.«
    »Was ist mit deinem Zahn?«, fragte ich, denn Hallas hatte sich verdächtig lange nicht über ihn beklagt.
    »Nichts, Sagra sei gepriesen!«
    »?«
    »Dieser Bock hat derart zugelangt, dass er mir den Zahn rausgeschlagen hat!«
    »Was für einen kundigen Bader du dir da ausgesucht hast!«, prustete Deler. »Ein Hornvieh, dumm und mit Bärtchen! Genau wie du! Da haben sich wahrlich die beiden Richtigen gefunden!«
    In der dunklen Gasse brach lautes Gelächter los, in das Hallas aus voller Kehle einstimmte.
    Dreimal rannten Soldaten der Stadtwache an uns vorbei, so dass wir uns im Schatten der Gebäude verstecken mussten. Aal wollte kein Risiko eingehen. Irgendwann erreichten wir endlich den Anfang der Straße, die zur Gelehrten Eule führte.
    Wer immer uns noch begegnete, wich schnellstens vor uns zurück. Das war auch verständlich. Was sollte man schließlich von diesen höchst seltsamen Gestalten halten, die offenbar vor Kurzem in eine Schlägerei verwickelt waren? Oder die direkt aus dem Dunkel kamen. Der Gnom hatte blutige Lippen, Lämpler ein Veilchen, Arnchs Kopf schmückte eine gewaltige Beule, und auch der Rest von uns sah reichlich durchgewalkt aus.
    Hallas, der noch immer benommen war und sich vom Kampf nicht ganz erholt hatte, rempelte zum zweiten Mal am heutigen Tag einen Mann an. Dieser stierte sprachlos unsere buntscheckige Gruppe an. Ich erkannte ihn wieder. Es war jener Bader vom Großen Markt, der für die Entfernung des Zahns drei Goldmünzen verlangt hatte. Auch er erinnerte sich an uns. Als er unsere verbläuten Visagen sah und Hallas’ höchst finsterem Blick begegnete, schwante ihm nichts Gutes. »Eine Goldmünze, verehrter Gnom!«, beeilte er sich anzubieten. »Weil Ihr es seid!«
    Zu unserer aller Überraschung verzichtete Hallas auf eine Schlägerei, ja, er lächelte sogar und entblößte damit die Lücke zwischen seinen Zähnen. »Eine Goldmünze?«, sagte er. »Wie wär’s stattdessen mit einem Tritt in den Arsch?!«

Kapitel 4

    Die Schwierigkeiten beginnen …
    Den Rest des Weges brachten wir ohne weitere Abenteuer hinter uns, worunter zu verstehen ist: Mumr versuchte nicht, seiner Tröte das Geschrei eines wahnsinnigen Esels zu entlocken, Hallas meckerte niemanden mehr an und prügelte sich nicht, Kli-Kli kroch keiner respektablen Matrone unter den Rock, sang keine gemeinen Lieder und schnitt der Stadtwache auch keine Grimasse, und Aal schlitzte nicht aus purer Seelengüte jemandem die Kehle auf. Mit meinen Gefährten durch die Stadt zu ziehen kam im Grunde einem Janga mit dem Unaussprechlichen auf einem feinen, über einer Schlucht voll kochender Lava

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