Schattenstürmer
geschehen war. Im Grunde überließ Aal das Ganze mir. Einmal hätte ich mich beinahe verplappert und Schandmaul erwähnt, sprach dann aber doch nur von einem namenlosen und sehr bösen Kerl, der uns unbedingt hatte töten wollen. Aal warf mir einen lobenden Blick zu, ehe er seine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder auf den gebratenen Aal richtete.
»Immerhin«, sagte Arnch, »werden die Handlanger des Unaussprechlichen uns nun in Ruhe lassen.«
»Das wird nicht viel ändern«, warf Met ein. »Schließlich bleibt da noch dieser Herr.«
»Aber es ist ja wohl ein enormer Unterschied, ob du an zwei Fronten zugleich kämpfen musst oder dich auf eine beschränken kannst.«
»Das ja.«
»Diese neuen Rätsel gefallen mir nicht«, bemerkte Ell nachdenklich. »Kater, möge er ewige Ruhe gefunden haben, und ich, wir haben doch nur die Schamanen neben dem Kessel getötet. Wer also hat die zweite Gruppe umgebracht?«
Ich seufzte und entschied, ihnen noch etwas zu erzählen. »Ich habe einen Traum gehabt«, sagte ich.
Alistan schnaubte verächtlich, er hielt nicht sonderlich viel von diesen Geschichtchen. Kli-Kli stöhnte schmerzlich auf und fasste sich an den Kopf, Miralissa jedoch nickte mir aufmunternd zu.
Ich erzählte von dem Gefängnis des Herrn und dem Gespräch zwischen dem Sendboten und der geheimnisvollen Frau.
»Interessant!«, befand Miralissa nach kurzem Schweigen. »Das ist sehr interessant, Garrett! Ich werde den Chronisten im Hause der Schwarzen Rose von diesem Gefängnis berichten. Vielleicht wissen sie ja etwas. Und diese …«
»Lathressa«, soufflierte ich.
»Lathressa. Falls du wirklich einen prophetischen Traum gehabt haben solltest, bedeutet sie eine Gefahr für uns. Sollte sie den Schlüssel als Erste in die Finger bekommen, ist alles aus. Denn diese Frau könnte die Bande zwischen dir und dem Schlüssel zerreißen, dessen bin ich mir gewiss!«
»Hmm«, stieß ich aus, während ich über die richtigen Worte nachdachte. »Aber warum können die Diener des Herrn ihm den Schlüssel nicht einfach jetzt schon geben? Warum müssen sie auf diese Frau warten?«
»Das würde ich auch gern wissen«, sagte Alistan. »Was hindert sie, diesem Herrn den Schlüssel schon jetzt zu bringen?«
»Ihr müsst wissen, Mylord Alistan, der Schlüssel ist an Garrett gebunden. Brächte man ihn kurzerhand an den Ort, an dem sich der Herr aufhält … nun, das wäre zu gefährlich für unseren Feind.«
»Halt!« Aal riss sich von seinem Essen los und sah die Elfin an. »Soll das heißen, Ihr wisst, wo sich der Herr aufhält?!«
»Ich vermute es wenigstens«, antwortete Miralissa widerwillig. »Wenn der Herr über Wesen wie den Sendboten gebietet und seinen Dienern eine derart starke Magie zur Verfügung stellen kann, dann muss er sich an einem Ort voll geballter Kraft aufhalten. Solange der Schlüssel jedoch an jemand anderen gebunden ist, würde er an einem solchen Ort den Fluss der magischen Kräfte nur stören und den Herrn damit auf lange Zeit seiner Kräfte und Möglichkeiten berauben. Deshalb müssen die Bande zunächst zerrissen werden. Und das kann nur ein sehr starker Schamane tun.«
»Was du alles weißt, liebste Cousine!«
»Ich schwinge eben nicht die ganze Zeit meinen S’kasch, Egrassa!« Miralissa ließ die Fänge blitzen.
»Ein Ort voll von geballter Kraft, das Haus der Kraft«, murmelte ich in Erinnerung an das Gespräch zwischen dem Sendboten und Lathressa.
»Was hast du da gesagt?«, fragte Miralissa scharf.
Ich hob den Blick vom Teller mit der Suppe und sah die Elfin an. Sie umklammerte den Tisch so fest, dass die Knöchel ihrer Hand weiß hervortraten.
»Ich habe gesagt, das Haus der Kraft … Habt Ihr je davon gehört?«
Mir entging nicht, dass Miralissa einen raschen Blick mit Kli-Kli wechselte.
»Die Frage ist eher, woher du vom Haus der Kraft gehört hast?«, wich sie einer Antwort aus.
»In meinem Traum. Das Haus der Kraft, das Haus des Schmerzes, das Haus der Liebe …«
Kli-Kli verschluckte sich an einem Quarkküchlein und hustete. Deler klopfte ihm freundlich und mit ganzer Zwergengüte auf den Rücken.
Jedes Mal, wenn ich ein Haus genannt hatte, war die dunkle Haut der Elfin bleicher geworden.
»Deine Träume gefallen mir gar nicht, Garrett! Was hast du noch erfahren?«
»Sonst … nichts.« Die Hartnäckigkeit und der Eifer der gewöhnlich so gelassenen Elfin erstaunten mich.
»Wirklich nicht?!« Die bernsteingelben Augen bohrten sich in mich und versuchten, meinem Ich alle
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