Schattenstunde
Menge Mailing-Listen in der Branche, ich hab mir die Blogs markiert. Wenn ich in diesem Geschäft arbeiten will, sollte ich es wohl auch kennen.«
»Oh, Mann. Ich weiß noch nicht mal, was ich eigentlich machen will!«
»Ich kann dich als Spezialisten für alle Nebeleffekte anheuern.«
Er lachte und sah dann an mir vorbei. »Hey, Bro. Frische Luft geschnappt?«
»Ich wollte mit dir reden.« Dereks Blick glitt zu mir herüber. »Mit euch beiden.«
»Hol dir einen Stuhl. Das aktuelle Gesprächsthema ist Zombiefilme.« Simon sah zu mir hin. »Sind wir noch bei Zombiefilmen?«
»Ich glaube schon.«
»Zombiefilme?«, wiederholte Derek langsam, als hätte er sich verhört. Sein Gesicht verfinsterte sich, und er senkte die Stimme. »Habt ihr beide schon vergessen, was heute passiert ist?«
»Nee. Deswegen reden wir ja drüber.« Ein schnelles Grinsen in meine Richtung. »Gewissermaßen.«
Dereks Stimme sank um eine weitere Stufe ab. »Chloe ist in Gefahr. Ernsthafter Gefahr. Und ihr hängt hier rum und schwafelt über Zombiefilme?«
»Rumhängen? Schwafeln? Gute Wortwahl. Sehr suggestiv. Willst du uns damit irgendwas sagen? Ich weiß genau, was passiert ist und was es für Chloe bedeuten könnte. Aber der Himmel fällt uns nicht auf den Kopf, wenn wir’s nicht gleich in dieser Minute besprechen, du Pessimist.« Er streckte sich. »Im Moment glaube ich, wir könnten alle ein bisschen Zeit zum Chillen brauchen.«
»Chillen? Das machst du ganz gerne, stimmt’s?« Derek ging zu Simon hinüber. »Genau genommen ist das so ziemlich alles, was du tust.«
Ich stand auf. »Ich … ich gehe besser mal nachsehen, ob Rae ein bisschen Unterstützung brauchen kann. Bei der Hausarbeit.«
Simon setzte sich auf. »Moment. Wir sind fast fertig.« Er wandte sich an Derek. »Oder?«
»Klar. Nur weiter so. Immer mit der Ruhe. Ich bin sicher, Dad wird jeden Moment zur Tür reinkommen und uns retten. Und wenn er selbst Ärger hat? Wenn er Hilfe braucht? Na ja, Pech für ihn, denn das würde ja Anstrengung bedeuten, und du bist mit … Chillen beschäftigt.«
Simon sprang auf. Derek blieb, wo er war. Eine Sekunde lang starrten sie sich an, dann gab Simon mir einen kleinen Stoß in Richtung Tür.
»Gehen wir.«
Als ich zögerte, formte er mit den Lippen ein »Bitte«. Ich nickte, und wir gingen.
31
A ls wir den Gang entlanggingen, warf ich von der Seite einen Blick auf Simon. Sein Gesicht war hart und ausdruckslos. Als er meinen Blick bemerkte, brachte er ein Lächeln zustande, als wollte er mir zu verstehen geben, dass er nicht auf mich wütend war.
»Mrs. Talbot?«, rief er. »Darf ich raus in den Garten? Noch ein bisschen Zielwerfen üben, bevor es ganz dunkel wird?«
»Natürlich, Liebes.«
Wir warteten an der Tür. Sie kam aus der Küche, trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab und gab den Schließcode ein. Erst dann sah sie sich um und stellte fest, dass Simon nicht allein war.
»Oh, Chloe … ich bin mir nicht sicher, ob ihr zwei zusammen …«
»Es ist bloß Basketball, Mrs. Talbot.« Er öffnete die Fliegentür und hielt sie mir auf. »Sie können doch vom Fenster aus zusehen, wenn es nötig ist.«
»Dann geht aber nirgendwohin, wo ich euch nicht sehen kann.«
Simon ließ die Gittertür hinter uns zuknallen und marschierte so schnell in den Garten hinaus, dass ich mich beeilen musste, um Schritt zu halten. Ich warf einen Blick über die Schulter zurück. Die Tür war zu, keine Spur von Mrs. Talbot.
Er sah sich nach mir um. »Siehst du den Ball?«
»Ich glaube, er ist im Schuppen. Ich gehe ihn …«
Er berührte meinen Ellbogen. »Nein. Nicht, wenn du nicht wirklich spielen willst.«
Ich schüttelte den Kopf, und er führte mich zu der steinernen Bank in der Mitte des Gartens hinüber. »Hier kann die Talbot uns von da hinten aus immer noch sehen.« Er stieß hörbar den Atem aus. »Derek hat wirklich raus, wie er mich in Rage bringen kann. Und das Schlimmste dran? Ich
weiß
, dass er mich aus der Reserve lockt, mich einfach provozieren will, und ich lasse mich trotzdem provozieren. Dumm, dumm, dumm.«
Sekundenlang schwieg er, sein Blick glitt über den Garten.
»Derek will, dass ich mich auf die Suche nach unserem Dad mache.«
»Wie? Du meinst, ausbrechen? Man kann hier nicht …«
»Das wäre nicht das Problem.« Er lehnte sich auf der Bank nach hinten. »Wenn man so aufwächst wie wir, als Paranormale, dann ist es einfach … anders. Die Regeln sind anders. Müssen sie sein. Wenn es
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