Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
wiedergutmachen, wenn du tot bist?«
    »Hat der Kardinal
dir
den Auftrag zu geben, mich umzubringen?«
    »Natürlich nicht. Er weiß von unserer Affäre. Er ist nicht dumm.«
    »Würdest du mich verraten?«
    Christopher verdrehte die Augen. »Du kennst die Antwort.« Und sie lautete nein. Sein eigener, kleiner Verrat an der Kirche. Er liebte sie immer noch, auch wenn zwischen ihnen schon seit einem Jahr nichts mehr lief. Er wunderte sich bloß, ob sie ihm das glaubte. Wenn nicht, würde sie ihn erschießen. Er wollte nicht sterben. Nicht so. »Aber sie werden dich trotzdem finden, früher oder später. Du darfst sie nicht unterschätzen!«
    »Was ich von dir will«, erklärte sie, entschlossen das Thema wechselnd, »sind Informationen.«
    Christopher seufzte. »Welche?«
    »Alle.«
    »Du erwartest, dass ich die größten Geheimnisse der Kirche ausplaudere, nur weil du eine Pistole in meine Richtung hältst?«
    »Nein. Wenn du mir nichts erzählst, behaupte ich bei deinenKollegen, dass du mir zuviel erzählt hast.« Ihre Stimme war kalt. Sie war entschlossen, daran bestand kein Zweifel.
    Christopher dachte intensiv nach, bevor er antwortete. Wenn seine »Kollegen« ihr glaubten, würden sie ihn ohne Zweifel bei Matthäus anklagen. Das würde ihn seinen Kopf kosten, und zwar im genauen Sinne des Wortlauts. Aber
würden
sie ihr glauben? Was wusste Maria, das sie nicht wissen durfte? Hatte er ihr etwa schon zu viel erzählt, in der Zeit, in der sie ein Paar gewesen waren?
    »Warum?«, fragte er, um mehr Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Bist du ein Spion? Bist du zu einem anderen Inquisitor übergelaufen?« Er traute es ihr nicht zu, dazu kannte er sie zu gut, aber es würde sie ablenken. Und die beste Ablenkung waren Emotionen. »Gehst du mit ihm
auch
ins Bett?«, legte er deshalb noch nach. Er wusste, dass er sie damit verletzte. Er wollte es nicht, aber er musste jeden Vorteil nutzen, den er kriegen konnte. Ablenkung bedeutete Fehler. Maria hatte bisher keinen gemacht.
    »Nein«, antwortete sie ruhig. Sie hatte sich gut unter Kontrolle. Er hatte trotzdem das Zucken bemerkt, das kurz durch ihr Gesicht gelaufen war. »Ich will nur endlich wissen, worum es geht.«
    »Worum
es
geht?« Er stellte sich dumm.
    »
Es
, ja. Die Arbeit, die wir machen. Der Krieg gegen die Ketzer. Es steckt mehr dahinter, als es den Anschein macht. Viel mehr.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sie bekämpfen sich gegenseitig, das habe ich nun schon mehrfach erlebt. Es sind nicht einfach die Ketzer. Sie haben Parteien und kämpfen für verschiedene Ziele. Und ich glaube, dass sie nicht alle schlecht sind.«
    »Was genau hast du erlebt?«
    »Hör auf damit!
Ich
stelle hier die Fragen!«
    Christopher nickte. Er hatte nicht damit gerechnet, viel mehr aus ihr herauszubekommen. »Fang an.«
    »Was weißt du über Phantome?«
    Diese Frage überraschte ihn nun doch. »Wo hast du denn
davon
gehört?«
    »In Norwegen. Du weißt, dass ich dort nach dir gesucht habe?«
    »Ja.«
    »Nun, in Trondheim bin ich über einen Ketzer gestolpert, während ich auf den Kontaktmann gewartet habe. Es war reiner Zufall. Er kam mit einem Bus aus den Hügeln, sprach einen fürchterlichen Akzent und fragte einen Mann neben mir, ob er ihm den Fahrplan erklären könnte.«
    »Hätte auch einfach jemand sein können, der etwas zurückgezogen lebt.«
    »Nein. Er hatte sooo breite Schultern.« Sie deutete kurz mit den Händen an,
wie
breit sie waren. Zum ersten Mal war die Pistole für einen Moment nicht auf ihn gerichtet. Sie entspannte sich langsam. Ein gutes Zeichen. »Und mein Instinkt sagte mir, dass ich recht hatte. Nun, ich dachte mir, wenn ich dich schon nicht finde, um Antworten zu erhalten, kann ich vielleicht ihn danach fragen, also bin ich ihm zusammen mit Marten gefolgt. Er nahm den Bus in Richtung Åndalsnes. Bei Kleive wurden wir dann angegriffen.«
    »Wovon?«
    »Etwas
Riesigem
. Es hat den Bus von der Straße gefegt, als ob es Spielzeug gewesen wäre, und anschließend damit begonnen, die Insassen umzubringen. Der Ketzer und ich sind zum Glück bei dem Unfall aus dem Bus geschleudert worden, sonst hätte es uns wahrscheinlich ebenfalls getötet. Ich habe ihn beobachtet, wie er zurück ist und sich dem
Ding
gestellt hat. Sie haben gekämpft, er mit einem winzigen Dolch, gegen dieses Phantom, eine Schlange einen Meter im Durchmesser, vielleicht zwanzig lang. Ich bin davon. Oben auf der Straße sammelte mich Tom auf. Als der Ketzer aus dem Wald kam, haben wir ihn

Weitere Kostenlose Bücher