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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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höchstwahrscheinlich viel gefährlicher sind als die Hexer? Vielleicht können wir uns mit den Hexern verbünden!«
    Einhunderttausend Mal bereits
, dachte er. Doch das sagte er nicht »Ich bin nur ein Inquisitor, Maria. Die Kurie entscheidet über Politik. Ich erledige bloß meinen Job.«
    Sie schnaubte. »Ja. Ohne Bedenken und Gewissen. Ein perfekter Killer.«
    Er gab ihr keine Antwort. Sie brauchte ein paar Augenblicke, um das zu realisieren. »Was ist deine nächste Mission?«, fragte sie schließlich.
    »Somalia. Vielleicht freut es dich zu hören, dass ich dort gegen die Schatten operieren werde. Und du? Was wirst du tun?«
    »Ich weiß es noch nicht … Ich glaube, als Erstes werde ich versuchen, Veronika aus dem Gefängnis zu holen. Ich kann das, was ich vorhabe, nicht alleine machen. Und wenn sie tatsächlich eine Hexerin ist, hat sie vielleicht Kräfte, die mir helfen könnten.«
    Christopher nickte. Noch einmal schwiegen sie sich an. »Darf ich mich wieder anziehen?«, fragte er schließlich.
    Sie zog kurz die Augenbrauen nach oben. »Nein. Damit wartest du schön, bis ich hier weg bin.« Sie stand auf und ging zur Tür.
    »Meine SIG«, erinnerte er sie.
    »Die werfe ich in den Mülleimer am zweiten Treppenabsatz.
    « Er nickte. Sie sperrte die Tür auf. Ihre Pistole steckte sie erst dann in ihre Jacke, als sie nach draußen trat.
    »Viel Glück«, rief er ihr hinterher.
    Sie konnte es brauchen …

VERONIKA
     
    Haftanstalt Berlin-Moabit, Deutschland
    Sonntag, 11. April 1999
    Die Außenwelt
     
     
    Es war Sonntagabend. Bald war es Sonntagnacht. Auf den langen Korridoren herrschte Totenstille. Kein Flüstern, kein Seufzen, kein Schreien, keines der üblichen Geräusche, die sonst die Abende und Nächte ausfüllten. Eine ängstliche Stille, unheilsschwanger und dräuend. Denn jeder hier wusste, was in den Nächten zwischen Freitag und Montag passierte im Block III der Haftanstalt Moabit, dem Frauentrakt.
Jeder
. Es gab keine, die nicht Angst davor hatte.
    In den langen Wochenendnächten waren sie Freiwild. Freiwild für die Aufseher der anderen Blöcke, die den Wächterinnen von Block III gutes Geld dafür bezahlten, dass sie am Wochenende ihren Spaß haben konnten.
    Missbrauch. Notzucht. Schändung.
Es gab viele Worte für die gleiche Tat.
    Vergewaltigung.
    Letzte Woche hatte sich ein Mädchen mit einem Betttuch erhängt, nachdem sie das ganze Wochenende lang missbraucht worden war. Seitdem wechselten die Wachmänner durch, jede Nacht eine andere. Niemand war sicher. Früher oder später erwischte es jede. Gestern war es Mareike aus ihrer Zelle gewesen. Eine Neue hier im Knast, ihr Kopf kahlrasiert von der Entlausung. So wie Veronika. Glatzköpfig zu sein war kein Ausschluss, neu zu sein dagegen ein Bewerbungsschreiben. Und Veronika war erst seit drei Wochen hier.
    Sie war noch neuer als Mareike.
    Schweigend und schwitzend lag sie in ihrer Koje, mit rasendem Herzen und stoßweisem Atem. Sie hatte Angst. Angst so nahe an der Panik, dass sie kaum noch fähig war, klar zu denken. Sie fragte sich, wie viel mehr Angst es brauchte, um einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auszulösen. Es konnte nicht viel sein. Ihr Blutdruck hatte bestimmt sämtliche Höchstwerte längst hinter sich gelassen. Jeder Pulsschlag sandte einen stechenden Schmerz durch ihren Schädel.
    Sie wusste, dass es sie heute treffen würde. Sie
wusste
es. Ihre Intuition war gut. Wenn sich auch ihr gesamter restlicher Verstand längst verflüchtigt hatte, so konnte sie sich doch ihrer Intuition sicher sein. Heute war sie dran.
    »LASST MICH HIER RAUS!«, kreischte sie hysterisch mit sich überschlagender Stimme. »ICH WILL HIER RAUS!!!«
    »Halt die Fresse!«, blaffte Mareike ihr gegenüber vom zweiten Stockbett.
    Veronika starrte die Decke an, einen halben Meter über ihrem Gesicht.
Mareike hat leicht reden, stimmt’s? Sie war gestern dran, sie
kann
es heute nicht noch einmal erwischen!
    Leicht reden …
Veronika hasste sich für den Gedanken. Er war niederträchtig und gemein und so tief, wie sie nie hatte sinken wollen. Genauso, wie sie sich für ihre Feigheit und Schwäche hasste. Jahrelang hatte sie es geschafft, eine starke Frau zu sein, bei der Bundeswehr – zuerst als Sanitäter, dann als Fallschirmjäger, anfangs als einfache Soldatin, später als Unteroffizierin, schließlich sogar als Offizierin. Zwei Feldbeförderungen hatte sie erhalten, die bekam man nicht als Feigling. Veronika war stark!
    Doch sie war keine starke Frau. Sie

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