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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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konzipiert, wahrscheinlich war der Mann den einhändigen Umgang nicht gewohnt. »Und was hast du bisher gesehen?«, fragte der Deutsche.
    »Euer Gefängnis«, erwiderte Mickey, »und ein paar Räume davor. Nichts Spezielles.«
    »Hmmm. Und nichts anderes?«
    »Nichts anderes. Gibt es denn noch etwas zu sehen?«
    »Vergiss es. Naja, eigentlich ist das auch so schon zu viel. Gib mir einen Grund, warum ich dich nicht töten sollte!«
    Mickey dachte fieberhaft nach. »Ich gehöre zum Clan«, versuchte er es.
    »Aber nicht zu
meinem
Clan«, erwiderte der Deutsche.
    »Trotzdem«, meinte Mickey. »Wir Rattenmenschen haben genügend andere Feinde, wir sollten zusammen halten!«
    »Hmmm. Ich fürchte, den Bruderbonus hast du verspielt, als du bei uns eingestiegen bist.«
    »Aber warum willst du mich töten? Dass ihr einen Haufen Gefangene habt, kann sich jeder zusammenreimen, der von den Lieferungen aus Afrika weiß.«
    »Guter Punkt.« Dies war der Moment, in dem Mickey damit rechnete, dass der Deutsche erneut die Hand vom Lauf nehmen würde. Aber er täuschte sich, dieses Mal verkniff sich der andere, nach seinem Bart zu greifen. »Und du bist dir wirklich
sicher
, dass du nichts anderes gesehen hast?«
    »Naja«, meinte Mickey, »ich habe den Schaltraum gesehen, die Maschinen hinter dem Fenster, die Räume auf dem Weg hierher …«
    »Aber sonst!«, bohrte der Deutsche nach.
    »Nein, ich habe sonst nichts weiter gesehen.«
    In diesem Moment kam eine kleine dunkle Ratte um den Knick im Korridor getrippelt. Über die empathische Verbindung war deutlich Colts Erleichterung zu spüren, ihn gefunden zu haben. Während der Deutsche über seine Antwort nachgrübelte, versuchte Mickey, der Ratte ein Handzeichen zu geben, ohne dass der Mann etwas davon merkte. Es gelang ihm, aber Colt übersah es. Mickey konnte es ihm nicht verübeln. Das Zeichen war undeutlich gemacht, und Rattenaugen waren ohnehin nicht auf solch feine Details ausgelegt. Colt flitzte in den Raum und nahm seine Menschgestalt an.
    Die Kinnlade des jungen Rattenmenschen fiel nach unten, als er sich umsah. »Scheiße«, murmelte er auf Norwegisch, während er fassungslos nach oben blickte, wo sich Stockwerk um Stockwerk des Gefängnisses auftürmte. Mickey schnitt Grimassen, um ihn am Weitersprechen zu hindern, aber Colt beachtete ihn gar nicht. »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, murmelte er noch einmal. »Das passt ganz zu dem Beschwörungskreis, den wir gefunden haben … Boss, ich glaube, dass die hier einen Dämon beschwören wollen!«
    »Demon«
, wiederholte der Deutsche das norwegische Wort. Sein Gesicht wurde hart. »Ihr wisst also Bescheid. Ich fürchte, ich muss euch doch töten.«
    »Nein, warte«, rief Mickey, während Colt erschrocken herumwirbelte, »ich kann –«
    Die Maschinenpistole knallte knackend. Mehrere Schläge trafen ihn in der Brust und rissen ihn nach hinten. Glühendheißer Schmerz tobte in seiner Brust, doch nur für ein paar Augenblicke, bis sein Bewusstsein erloschen war.
     
    Als Mickey erneut zu sich kam, lag er immer noch auf dem Boden. Der Schmerz bildete sich langsam zurück. Er blinzelte. Neben sich sah er Colt liegen, nackt und tot und völlig blutüberströmt von mehreren Einschüssen in seiner Brust. Der Deutsche war über ihn gebeugt, die Maschinenpistole über der Schulter. In der Hand hielt er ein Messer, das aussah wie der Reißzahn einer großen Raubkatze. Federn waren an seinem Griff gebunden und ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um eine magische Klinge handelte.
    Er tötet Colt.
    Mickey blieben nur Sekundenbruchteile, um zu überprüfen, in welcher Verfassung sich sein Körper befand.
In keiner guten
, befand er, zerfloss in seine Tiergestalt und rannte.
    »Was!?«
, brüllte der Deutsche, halb überrascht, halb wütend.
    Die Maschinenpistole bellte mehrere Male hart hintereinander, Querschläger heulten auf, eine Kugel hinterließ eine brennende Spur auf dem Rücken einer seiner Körperratten. Mickey rettete sich in einen Käfig, wo er unter eines der Betten huschte. Unter den Gefangenen brach hysterisches Geschrei aus, das der Deutsche jedoch völlig ignorierte. Er schoss mehrere Male unter das Bett, doch die Kugeln kamen Mickey nicht nahe. Mit rasenden Herzen verschnaufte er ein paar Augenblicke, bevor er sein Bewusstsein auf eines der drei Tiere konzentrierte und sich langsam nach vorne arbeitete. Dort sah er, wie der Deutsche die Maschinenpistole auf Colts Leichnam richtete und mehrere Kugeln in seinen

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