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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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kam. Der Weihrauchgeruch kam von rechts. Er wartete, bis Spiders beide Albino-Körperratten und Colts einzelne, dunkle Gestalt durch die rechte Tür gehuscht waren, dann wandte er sich nach links.
    Hinter dem Kontrollraum folgte ein weiterer Korridor, aus dem ganz deutlich Schritte klangen. Mickey huschte von Türrahmen zu Türrahmen, immer im Bewusstsein, im Schein der Neonlampen nur allzu deutlich aufzufallen. Er hatte hier unten bisher keine echten Ratten gesehen oder gerochen und befürchtete, im Falle einer Entdeckung nicht lange für ein Tier gehalten zu werden.
    Die Räume, die er auf diese Art und Weise sah, waren unterschiedlicherArt. Er fand leerstehende Umkleideräume, Toiletten ohne Wasseranschluss, ein verrammeltes Treppenhaus, Büros und Maschinenräume. Das meiste davon war verlassen und staubig, bis auf ein Büro, dessen Schreibtische an die Wand geschoben waren, um einem aus Schlafsäcken und Isomatten gebildeten Schlaflager Platz zu machen. Zwei Männer lagen darin Arm in Arm.
Rattenmenschen
, vermutete Mickey sofort. An die Theorie mit dem Schwulenpärchen wollte er unter den Umständen nicht so recht glauben.
    Er war gerade dabei, sich langsam aus dem Raum zu stehlen, als er einen weiteren Geruch bemerkte: Waffenfett. Es wäre ihm nicht aufgefallen, wenn er nicht die gleiche Marke verwenden würde. Er sah sich noch einmal genauer im Raum um und bemerkte jetzt auch die beiden Maschinenpistolen, die in einem dunklen Eck an der Wand lehnten.
    Draußen hörte er Schritte. Schnell huschte er in einen halb offen stehenden Schrank. Es schepperte etwas, als eine seiner Körperratten gegen eine Bierdose stieß, die dort neben anderem Müll herumlag. Regungslos wartete er, dass jemand auf das Geräusch reagierte.
    Doch nichts geschah. Die Schritte gingen vorüber, ohne dass sich ihr Rhythmus änderte oder eine Pause eingetreten war.
    Mickey konzentrierte sein Bewusstsein auf eine seiner drei Körperratten und schlich aus dem Schrank zur Tür. Er riskierte einen Blick nach draußen und sah zwei Männer in Richtung des Kontrollraums gehen. Einer trug einen grauen Tarnanzug und eine Pistole am Gürtel, das Outfit des anderen bestand aus Jeans und schwarzem Kapuzenpullover. Er hatte eine abgesägte Schrotflinte in der Hand. Mickey schnüffelte. Wo auch immer sie herkamen, sie trugen den Kloakengestank an ihren Schuhen.
    Erst als die beiden im Kontrollraum verschwunden waren, wagte er sich zurück in den Korridor. Sein Gespür sagte ihm, dass sie so schnell nicht zurückkommen würden, trotzdem beeilte er sich, endlich das Ende zu erreichen.
    Der Geruch nach Fäkalien wurde stärker und stärker. Etwas verspätet stellte er fest, dass es
menschliche
Fäkalien waren. Um genau zu sein, roch es genau so wie in Mickeys unterirdischen Gefängnissen in Bergen. Für die Beschwörung des Dämons – und für seine Bindung noch einmal – hatte Ashkaruna große Mengen von Gefangenen gebraucht, so große Mengen, dass sie in Gefängnissen zwischengelagert werden mussten.
    Mickey erstarrte plötzlich, als ihm bewusst wurde, was das bedeuten konnte. Tanash, der hiesige Schattenlord, hatte vor ein paar Monaten Ashkaruna die Menschenlieferungen aus Afrika abgeluchst. Irgendwo mussten diese Leute abgeblieben sein. Bisher hatte sich Mickey keine Gedanken darüber gemacht, aber plötzlich sah es so aus, als ob er der Lösung des Rätsels nahe war. Sehr nahe.
    Dann stellt sich bloß noch die Frage, was Tanash damit vorhat …
    Seine Herzen rasten, als er dem Knick in dem Korridor folgte und zu dessen Ende gelangte. Konnten die Schatten hier ebenfalls planen, einen Dämon zu beschwören? Seit Ur’tolosh’s Ankunft waren die Beziehungen zwischen dem Clan und den Schatten beständig den Bach hinuntergegangen, Mickey befürchtete, dass der Dämon das Machtgleichgewicht so weit aus den Fugen gebracht hatte, dass die Schatten bald keinen Bedarf mehr an rattenmenschlichen Dienern hatten. Wenn nun mehr und mehr Lords Ashkarunas Beispiel folgten …
    Er erreichte das Ende des Ganges, wo ihm eine Tür den Weg versperrte. Er sah sich um und lauschte, doch er war alleine. Er nahm seine Kampfgestalt an und öffnete mit zittriger Hand die Tür.
    Der Gestank, der ihm entgegenschlug, war durchdringend. Es war der Geruch der Kanalisation, wo sich Scheiße und Pisse und Fäulnis vermischten und ein widerwärtiges neues Aroma bildeten, das schlimmer war als seine einzelnen Komponenten. Die Kampfgestalt war deutlich menschlicher als die

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