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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Leben!«
    Mickey hätte gerne auf diese Stimme verzichtet, aber er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass ihn der Mann unbewacht zurückgelassen hätte. Mühsam drehte er sich auf die Seite, um ihn in sein Blickfeld zu bekommen.
    Der Fremde hatte es sich auf einem Stuhl neben der Tür zum Korridor gemütlich gemacht. Die Maschinenpistole in seinen Händen war noch immer auf Mickey gerichtet, eine MP5 mit integriertem Schalldämpfer, eine typisch deutsche Waffe. Der Mann trug eine schwarze Cargohose und einen dunkelblauen Kapuzenpullover, sein Gesicht war von einem wilden Bart überwuchert, aus dem eine knollige Nase hervorragte. Mickey aktivierte seine Magiewahrnehmung und stellte mühelos fest, dass sein Gegenüber ein Rattenmensch war.
Was für eine Überraschung …
    »Dann erzähl mir doch mal, wer du bist und was du hier machst«
, meinte der Kerl.
    Mickey erwiderte nichts darauf. Stattdessen überlegte er fieberhaft, wie er aus der Situation herauskommen konnte. Der Schuss war schallgedämpft gewesen, nicht einmal er selbst hatte ihn als Schuss erkannt, bis er die Wunde getastet hatte. Vermutlich hatten ihn seine Rudelbrüder nicht gehört – aber möglicherweise hatten sie gespürt, dass er gestorben war. Wenn er auf Zeit spielte, würden sie ihm möglicherweise zu Hilfe eilen …
    »Ich spreche kein Deutsch«, erklärte er deshalb auf Englisch.
    »Ach,
daran
liegt es also!«, erwiderte der andere gleichermaßen. »Na, dem kann abgeholfen werden. Willkommen in Deutschland! Entschuldige bitte den etwas blutigen Empfang, aber ich habe schon damit gerechnet, dass dich das nicht umbringt. Was treibt dich hierher?«
    »Ich habe gehört, Hamburg ist eine Stadt, die man gesehen haben muss«, erwiderte Mickey.
    »Ist sie das? Na, ich habe ja so meine Zweifel daran. Hast dich wohl ziemlich verlaufen, was?«
    »Ich fürchte, ja. Wenn du mir den nächsten Weg nach draußen zeigst, bin ich hier auch gleich wieder weg.«
    Der Mann lachte. »Naja«, meinte er schließlich, »ich fürchte, so einfach wird das nicht werden. Du wirst mir zuerst ein paar Fragen beantworten müssen. Die erste wäre immer noch, was du hier zu suchen hast.«
    »Was für ein Zufall, das ist genau die Frage, die mich hierher getrieben hat.«
    »Häh?«
    Mickey grinste kurz. »Naja. Ihr habt die Stadt ja hermetisch abgeriegelt. Da stellt sich einem doch die Frage nach dem
Warum
, oder nicht?«
    Der Rattenmensch nahm die linke Hand vom Lauf der Maschinenpistole und strich sich durch den Bart. Mickey überlegte kurz, ob er einen Fluchtversuch riskieren sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er hatte kein Interesse daran, ein zweites Mal binnen fünf Minuten erschossen zu werden. »Stimmt«, brummte der Deutsche schließlich mit einem anerkennenden Nicken. »Das hätte mich auch interessiert. Die Frage ist nur, hätte es mich so brennend interessiert, dass ich hier eingebrochen wäre?«
    Mickey zuckte mit den Schultern. »Mich hat es offenbar so brennend interessiert.«
    »Nein, nein, nein.« Der Deutsche schüttelte den Kopf. »Du lügst. Dich hat das einen Scheißdreck interessiert. Wer hat dich geschickt, Fremder?«
    Verfluchte Kacke
, dachte Mickey. War der Mann ein Seher? Konnte er erkennen, wenn Mickey nicht die Wahrheit sagte? Oder war es nur ein Schuss ins Blaue gewesen? Er konzentrierte sich kurz und aktivierte erneut seine Magiewahrnehmung.
    Ein rötlicher Schleier legte sich um die Ohren des Deutschenund verstärkte Mickeys Vermutung, es mit einem Wahrheitsfinder zu tun zu haben. Er würde höllisch mit seinen Antworten aufpassen müssen, wenn er sich hier noch aus der Bredouille reden wollte. »Also gut«, erklärte er mit einem Seufzer. »Es war ein Schatten aus Afrika.« Ashkaruna stammte ja aus Afrika, solange der Deutsche nicht nachfragte, war die Antwort geradezu perfekt geeignet, eine falsche Fährte zu legen.
    Der Rattenmensch zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Aus Afrika? Wohl von dem Typen, der uns die ganzen Leute geschickt hat, was?«
    Mickey zuckte zur Antwort nur mit den Schultern und hoffte, dass der Mann es dabei beließ.
    Doch dieser machte nur »Hmmm«, bevor er sich erneut nachdenklich durch den Bart fuhr. Mickey spannte sich an. Wenn der Deutsche noch einmal die zweite Hand vom Lauf nahm, würde er einen Fluchtversuch wagen. Wenn die Maschinenpistole auf Automatikfeuer gestellt war, würde es der Rückstoß praktisch unmöglich machen, ihn zu treffen. Selbst mit Einzelschuss war die Waffe für zwei Hände

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