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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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das alles soll?«
    »Komm mit!«
    Während sie ihm durch das Lager folgte, hatte sie genügend Zeit, sich genauer umzusehen. Ihr erster Eindruck hatte sie nicht getrogen, doch die Wahrheit ging noch weit über das hinaus, was sie bereits vermutet hatte. Offenbar sollte das Lager nicht nur den Anschein einer mittelalterlichen Siedlung erwecken, nein, die Leute lebten hier tatsächlich so. Sie sah Frauen, die mit hölzernen Spindeln Wolle spannen, sie sah einen Schmied, der mit seinem Hammer auf einem Amboss eine Klinge schmiedete, ein paar Frauen kratzten ein noch blutiges Rinderfell frei von Fett und Gewebe, auf einem freien Feld übten sich Männer an hölzernen Waffen.
    »Was willst du wissen?«, fragte er sie unterdessen.
    »Alles«, erwiderte sie.
    Er verdrehte kurz die Augen. »Okay. Mein Fehler. Was willst du
zuerst
wissen?«
    »Erzähl mir von dem Krieg.« Ursprünglich hatte Veronika geglaubt, dass Sven Lukas sie für eine Söldnertruppe rekrutieren wollte, die vielleicht in Afrika Goldminen beschützte oder in Südamerika im Drogenkrieg mitmischte. Inzwischen hatte sie jedoch keine Ahnung mehr. Wie ein Söldnerlager sah das hier jedenfalls nicht aus.
    »Nun«, meinte Wolfgang. »Du wirst wahrscheinlich in Norwegen kämpfen wollen, nehme ich an.«
    »Warum in Norwegen?« Sie schüttelte entsetzt die Augen. Da war er wieder, der Fluch ihrer Familie. Warum zum Teufel Norwegen? Sie hatte bereits zwei ihrer Angehörigen dort verloren und sich geschworen, niemals auch nur einen Fuß in das verfluchte Land zu setzen. Außerdem – wer um alles in der Welt wollte Krieg mit Norwegen führen, mitten in Europa?
    »Weil deine Vorfahren Norweger waren.«
    »Bitte?«
    »Deine Vorfahren waren Norweger. Deine Linie lässt sich über tausend Jahre zurückverfolgen.«
    »Warum das denn?«, fragte sie entgeistert. Sollte das stimmen?Und wenn ja, warum wusste sie nichts davon? »Warum interessiert sich denn jemand für meine Vorfahren?«
    »Du stammst ab von Frithiof Thorsteinson. Er und sein Vater sind im germanischen Volk Legende.«
    Veronika fröstelte, als er das sagte. »Woher weißt du das?«, fragte sie schließlich. »Meine Eltern haben mir nie ein Sterbenswörtchen davon erzählt, dass die Familie aus Norwegen stammt!«
    »Ich vermute, sie wollten dich beschützen.« Wolfgang zuckte mit der Schulter. »Jedenfalls ist deine Familie ein sehr sorgfältig beobachtetes Geschlecht. Aber ich komme von einem in das andere, so werden wir nie fertig mit der Geschichte. Tatsache ist, dass deine Vorfahren in Norwegen Könige waren. Nicht in ganz Norwegen, aber zumindest in einem Teil davon. Bis sich dein Urururgroßvater mit seinem älteren Bruder zerstritten hat. Er fühlte sich ungerecht behandelt und focht das Erbe an, das daraufhin aufgeteilt wurde. Dein Urururgroßonkel bekam das Land und wurde König. Dein Urururgroßvater bekam das Schwert und ging damit nach Deutschland. Das, was du um den Hals hast, ist Frithiofs Schwert,
Angurvadel
, eines der ältesten und bekanntesten Artefakte unseres Volkes.«
    Ihre Hand schloss sich um das Medaillon. Sie hatte sich schon immer über die Geschichte des Anhängers gewundert, ein kleines, reich verziertes Schwert in einer Scheide, an der das Kettchen befestigt war. Nun, da ihr Wolfgang davon erzählte, konnte sie kaum daran glauben.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Wolfgang fort. »Von der Familie deines Urururgroßonkels lebt inzwischen niemand mehr. Du bist die Erbin des Königreichs.«
    »Warum ich? Was ist mit meinem Vater?«
    »Dein Vater hat nur in die Familie eingeheiratet. Und deine Mutter hat keine Aura. Sie kann nicht dorthin.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Das Königreich befindet sich in der Innenwelt. Das ist eine Art Parallelwelt. Ich werde dir später mehr darüber erzählen.«
    »Und ich … habe eine solche Aura?«
    »Ja. Die Aura ermöglicht es dir, die Innenwelt im Traum zu besuchen.«
    Veronika verstand. »So wie gestern Nacht.«
    »So wie gestern Nacht. Wir können nur Menschen in die Innenwelt bringen, die eine Aura besitzen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und du erwartest nun ernsthaft, dass ich nach Norwegen gehe, in deine komische Innenwelt, und dort Königin werde? Das ist verrückt!«
Ungefähr so,
fügte ihr Verstand hinzu,
wie alles andere, was du im letzten halben Jahr erlebt hast …
    »Nein«, erwiderte Wolfgang. »Wir erwarten nun, dass du nach Norwegen in meine komische Innenwelt gehst und dort um dein Königreich
kämpfst

    »Ach ja, der Krieg, ich

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