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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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vorsichtiges Lächeln. Seine Augen sahen noch immer flehend aus.
    Veronika hasste sich für den Gedanken, aber irgendwie war er süß. Sie hasste sich noch mehr dafür, sich vermutlich nur aus diesem einen Grund von ihm herumkriegen zu lassen. »Also gut. Wir reden.« Ihr Tonfall ließ allerdings keine Zweifel, dass sie ein verdammt gutes Argument von ihm erwartete. »Aber wir gehen ins Auto.
Mit
Schlüssel.«
    »Okay. Du gewinnst!«
    Gemeinsam gingen sie zurück zu der Wellblechhalle, wo Wolfgang den Schlüssel holte. Dann kletterte Veronika neben ihn auf die Beifahrerseite eines der Geländefahrzeuge und zog die Tür hinter sich zu. Sie zog die Füße zu sich auf den Sitz und schlang ihre Arme darum. »Schieß los.«
    »Gleich vorneweg: Ja, Angmar ist ein Rechtsradikaler. Es tut mir leid. Aber er hat seinen Rang nicht deswegen. Wir vergeben die Anführerposten an Leute mit Durchsetzungsvermögen und Mut, Männer, die im Schildwall kühlen Kopf und eiserne Nerven bewahren, die tatsächlich Leute anführen können. Angmar kann das offenbar. Deshalb wurde er zum Hauptmann gemacht. Und ja, es war ein Fehler. Wer auch immer ihm diesen Rang gegeben hat, hätte besser aufpassen und genauer nachfragen sollen. Aber wie dem auch sei, Angmar gehört zu deinen Leuten, und wenn er dir nicht passt, dann degradiere ihn. Finde jemand anderen, der einen Teil deiner Männer in die Schlacht führen kann. Niemand wird dir dabei reinreden.
    Und was die Faschisten im Allgemeinen angeht: Ja, ich gebe zu, Angmar ist nicht der Einzige hier, wir haben noch ein paar mehr von der Sorte. Die Germanen-Aura trifft solche und solche. Und wenn wir sie für unsere Sache gewinnen wollen, es tut mir leid,das zu sagen, dann trifft das eben bei den Rechten auf mehr Begeisterung als bei den anderen. Was aber
definitiv
nicht bedeutet, dass das die Einstellung der Jarle ist. Aber nein, wir sortieren sie auch nicht aus. So viele Männer haben wir nicht, dass wir allzu wählerisch sein können. Aber mal ehrlich: Wie ist das denn in deiner Bundeswehr?«
    Veronika sah nachdenklich aus dem Fenster. Seine Argumente klangen nicht ganz unvernünftig, auch wenn sie sich immer noch tierisch ärgerte. Doch gerade das Letzte war leider nur zu wahr. Sie war bei den Fallschirmjägern gewesen, einer Truppengattung, die ihren Stolz, die Nachfolgerin einer Weltkriegsformation zu sein, kaum verbarg – ihre erste Einheit hatte ihren Wahlspruch,
Wie Pech und Schwefel
, sogar direkt von einer Weltkriegseinheit übernommen. Ein guter Spruch für eine Truppe Fallschirmjäger, wie Veronika empfunden hatte, der Spruch, unter dem schon ihr Großvater gekämpft hatte, und trotzdem ein Spruch aus der Nazizeit. Das zog natürlich die Faschisten an wie ein Honigglas die Wespen. Und ja, auch die Bundeswehr war nicht in der Lage, sich ihre Leute zu genau anzusehen. Sie hatte schon genug Rechtsradikale unter ihrem Befehl gehabt. Einen davon, Kollborn, hatte sie sogar als Gruppenführer in ihrem letzten Kommando geduldet.
    Die Erinnerung an Kollborn ließ sie grübeln. Sie hatte ihn so weit gebracht, dass der junge Rechtsradikale Handschuhe über seine mit germanischen Runen tätowierten Hände gezogen und keinen Mucks mehr über sein rechtes Gedankengut verloren hatte. Sie hatte ihn, wie auch andere, ganz gut unter Kontrolle gebracht.
    Der Gedanke war verräterisch, denn er implizierte, dass ihr das hier genauso gelingen konnte. Und eigentlich wollte sie sich nicht so einfach herumkriegen lassen!
    Sie stieß einen langen Seufzer aus. »Okay«, erklärte sie schließlich. Ich bleibe hier. Ich werde mir die Männer –«
    »Leute«, verbesserte sie Wolfgang.
    »Ich werde mir die
Leute
einmal ansehen«, korrigierte sich Veronika. »Ömm … wie viele sind das eigentlich?«
    »Zu deinem Kommando gehören ungefähr fünfhundert, alle zusammengezählt.«
    »Fünfhundert?!«
, stieß Veronika ungläubig aus.
    Wobei das bedeutet, dass du genügend Leute zur Verfügung hast, die Angmar ersetzen können! ,
warf der analytische Teil ihres Gehirns ein. Oh, wie sie diesen analytischen Teil ihres Gehirns manchmal hasste …
    »Fünfhundert.« Wolfgang zuckte mit der Schulter.
    »Also gut. Ich werde sie mir einmal ansehen, und dann reden wir weiter. Ich verspreche noch gar nichts!«
    »Also gut! Fein! Das freut mich! Ehrlich!« Wolfgang stieg eilig aus. Er versuchte, eine ernste, bescheidene Miene dabei zu machen, doch obwohl er seine Mundwinkel einigermaßen unter Kontrolle hatte, so grinsten doch

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