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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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sehr gern hatte. Veronika fragte sich, ob es wohl an ihr liegen konnte. »Hör, Gudrun. Wir haben nur diese eine Chance. Wenn wir uns friedlich zu erkennen geben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Kelten uns angreifen werden. Und selbst wenn nicht, ohne das Überraschungsmoment haben wir keine Chance, unsere Länder zurückzuerobern. Wir sind ein Volk ohne Land, Gudrun.«
    »Das ist kein Grund für einen Krieg«, beharrte Veronika.
    »Vielleicht hast du recht. Aber das Thing der Jarle hat diesen Krieg beschlossen, also werde ich mich nach seiner Entscheidung richten.«
    »Das Thing der Jarle?«
    »Ein Thing ist eine Versammlung. Jarle sind …« Er kratzte sich im Nacken. »Jarle sind eine Art Magier. Sie sind die Anführer des Volks.«
    »Aha. Und du glaubst, für mich ist dein Thing ein Grund?«
    »Nein. Und ich glaube auch nicht, dass du aus purer Dankbarkeit mitmachen würdest. Aber sag mir eines: Was willst du sonst tun? Du wirst wegen Mordes gesucht. Wenn sie dich finden, atmest du für eine lange, lange Zeit gesiebte Luft. Und wenn die Gefängnisse auch nur halb so schlimm sind wie ihr Ruf, wirst du dort kaum in Friede, Freude und Eierkuchen leben.«
    Du ahnst gar nicht, wie recht du hast
, grübelte Veronika. Sie hatte einen Wächter getötet. Eine Rückkehr ins Gefängnis wäre vermutlich ihr Todesurteil. Was war die Alternative? Ein Leben auf der Flucht? Nachdenklich starrte sie zu Boden.
    »Immerhin hast du so die Möglichkeit, Einfluss auf diesen Krieg zu nehmen«, erklärte Wolfgang weiter. »Wer weiß, wie vielen Menschen du mit deinen Kräften und deinen Einstellungen das Leben retten kannst.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, murmelte Veronika. Das war das Äußerste, was sie ihm zugestehen konnte.
    »Fein! Dann lass mich dir –«
    Ein Mann trat neben ihnen aus einem Zelt. »Sind Sie Gudrun?«, fragte er. Er war ein stiernackiger Kerl, groß mit breiten Schultern und einer krummen Nase. Seine Haare waren abrasiert, sein Oberlippen- und Kinnbart waren lang genug, um sie zu Zöpfen zu binden.
    »Ja«, erwiderte sie überrascht.
    Seine Hand kam hoch. »HEIL MEINE FÜHRERIN!«, rief er.
    Sie starrte ihn an, völlig entgeistert. Ihr Mund klappte auf und wieder zu. Dann wirbelte sie herum zu Wolfgang.
    »Darf ich vorstellen«, meinte der mit säuerlicher Miene. »Ang mar , einer deiner Hauptmänner.«
    Zuerst fand Veronika keine Worte, um ihre Fassungslosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Der Mann – Angmar – stand hinter ihr, mit seinem ausgestreckten Arm noch immer einen Schatten auf das nächste Zelt werfend. Sie starrte Wolfgang an. »Was zum Teufel«, zischte sie schließlich wütend, »soll das zu bedeuten haben? Ist es das, worum es hier geht? Ein Krieg von Faschisten?! Wenn das eure Absicht ist, dann –«
    »Nein, nein, nein, nein!«, wiegelte Wolfgang hektisch ab. »Die meisten Leute hier sind ganz normal! Angmar ist eine Ausnahme –«
    »Eine Ausnahme, die irgendwer zum Hauptmann gemacht hat!« Irgendein Teil von ihr war sich bewusst, dass der Mann noch immer in Hörweite war und knapp anderthalb Meter hinter ihr stand. Es war ihr egal. »Ich hätte es mir denken können!« Sie war
so
wütend! »Dieses ganze völkische Gerede von Germanen und Kelten und einem Krieg der Völker, ich war
blind
, dass ich das nicht vorher bemerkt habe!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück durch das Lager, so schnell sie konnte, ohne loszurennen.
    Wolfgang hetzte ihr hinterher. »Bitte, Gudrun –«
    »Ich heiße Veronika!«, blaffte sie zurück, ohne sich nach ihm umzudrehen.
    »Veronika, okay, bitte, hör mir doch wenigstens zu!«
    »Ich habe genug gehört! Ich gehe!« Wütend stapfte sie weiter.
    »Und wie willst du hier herauskommen?«, rief Wolfgang hinter ihr. »Die Schlüssel sind alle weggesperrt! Und die Schranke macht auch keiner auf ohne Befehl eines Jarls!«
    Veronika wirbelte herum. »So?«, fauchte sie. »Kommt also jetzt die Drohung, nachdem es auf die sanfte Tour nicht funktioniert hat? Wie weit bist du bereit, für deinen Krieg zu gehen? Willst du mich einsperren? Würdest du mich umbringen?«
    »Nein.« Wolfgang blieb stehen und hob abwehrend die Hände.»Ich möchte nur, dass du mir zuhörst, das ist alles. Nur zuhören, okay? Wenn du willst, setzen wir uns dafür sogar ins Auto. Wenn du danach immer noch weg willst von hier, bitte. Ich fahre dich sogar selbst. Versprochen. Aber du versprichst mir dafür, mir unvoreingenommen zuzuhören. Okay?« Er versuchte ein

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